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Freitag, 17. Januar 2014

Erwin von Steinbach  

* um 1244  
† 17. Januar 1318 in Straßburg  

 

Deutscher Baumeister.

 

Erwin von Steinbach stand lange Zeit im Ruf, alleiniger Erbauer des Straßburger Münsters zu sein. Die Forschung hat erwiesen, dass diese Vermutung unzutreffend ist. Allerdings stammen wesentliche Veränderungen des Münster-Planes von ihm, zum Beispiel im Stabwerkbereich des Erdgeschosses.

Nach einer nicht mehr vorhandenen Inschrift über der Mitteltüre der Westfassade des Straßburger Münsters begann „Meister Erwin von Steinbach“ am 25. Mai 1277 mit diesem „glorreichen Werk“. Ansonsten heißt er in Urkunden und Inschriften Meister E.  Den Fassadenriss B, der um 1275 aus Frankreich in Straßburg eintraf und dort begeistert aufgenommen wurde, hat Erwin nicht geschaffen. Er stammt von einem unbekannten französischen Architekten, der mit den großen Fassadenlösungen der Kathedralen seines Heimatlandes vertraut war. Der Riss B ist von den Querhausfassaden der Kathedrale Notre-Dame
in Paris beeinflusst. Aus bautechnischen Gründen wurde der Riss B in Straßburg nur teilweise verwirklicht. Erwin realisierte das Rosengeschoss nach eigenem Konzept, seine Nachfolger änderten die Pläne wiederum. Das Ergebnis zählt zu den bedeutendsten Leistungen der Hochgotik. 

 

Nach der Vollendung des Langhauses mit dem Schließen der Gewölbe 1275 wurde der Grundstein zum Westbau 1277 gelegt. Der Aufbau folgte anfänglich dem noch vorliegenden Riss B und übernahm die reiche Dekoration für die Sockelzone des Nordturms. Die leichte Minderung der Formenfülle am Südturm war für den Gang der Baugeschichte aufschlussreich. Nach einer Inschrift baute er die Marienkapelle, und ihm oder seiner Werkstatt ist das Grabmal des Bischofs Konrad III. in der Johanneskapelle im Münster zugeschrieben. Oberhalb der Portale wurden die Abweichungen vom Plan auffälliger, so dass es fraglich erscheint, ob der entwerfende und die Ausführung beginnende Meister noch im Amt war. Bei dem Übergang der Stiftsverwaltung vom Domkapitel an die Bürgerschaft zwischen 1282 und 1286 könnte möglicherweise ein neuer Bauleiter eingesetzt worden sein.

Erst seine Nachfolger vollendeten 1365 die Obergeschosse der Türme, nach 1384 wurde die Glockenstube über der Rose eingefügt und jene Plattform geschaffen, über deren Nordteil Ulrich von Ensingen
und Johannes Hültz von Köln den kühnen Einturm bis 1439 errichteten. 

Erwin von Steinbach war auch der Baumeister des Freiburger Münsterturms
. Früher war man davon ausgegangen, dass der 116 Meter hohe Turm das Werk zweier Baumeister ist, deren Namen unbekannt geblieben waren. 

Über Erwin von Steinbachs Leben und Herkunft ist wenig bekannt. Er wurde vermutlich um 1244 geboren. Der Anspruch des heutigen Baden-Badener Stadtteils Steinbach, Herkunftsort Erwins zu sein, ist nicht erwiesen, da es mehrere Orte, auch in Italien, mit dem Namen Steinbach gibt. Da keine schriftlichen Quellen erhalten sind, bleibt Raum für Spekulation. Urkundlich ist Meister Erwin erstmals 1284 wirklich fassbar, und zwar auf einer einer nachträgliche Änderung, mit der der Übergang der Bauaufsicht des Münsters auf die Stadt Strassburg veranlasst ist. 

Erwins Todesdatum, das seiner Frau Husa und seines Sohnes Johannes sind durch ein erhaltenes Epitaph an der Nordseite des Münsters im so genannten Leichenhöfel überliefert. Der Text lautet in Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1316, den 21 Juli, starb Frau Husa, Ehefrau des Meisters Erwin. Im Jahre des Herrn 1318, den 17. Januar, starb Meister Erwin, Gubernator der Straßburger Münsterfabrik. Im Jahre des Herrn 1339, den 18. März, starb Magister Johannes, Sohn Erwins, des Werkmeisters dieser Kirche.

Zwei weitere Söhne von Erwin sind nachweisbar, Gerlach und Johannes. Nach Erwins Tod setzte sein Sohn Johannes als Straßburger Münsterbaumeister das Werk seines Vaters fort. Erwins Sohn Gerlach leitete den Bau der Stiftskirche Niederhaslach
, wo er am 18. März 1329 tödlich verunglückte. 


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ABC
Von deutscher Baukunst

Mit welcher unerwarteten Empfindung überraschte mich der Anblick, als ich davortrat. Ein ganzer, großer Eindruck füllte meine Seele, den, weil er aus tausend harmonierenden Einzelnheiten bestand, ich wohl schmecken und genießen, keineswegs aber erkennen und erklären konnte. Sie sagen, daß es also mit den Freuden des Himmels sei, und wie oft bin ich zurückgekehrt, diese himmlisch-irdische Freude zu genießen, den Riesengeist unsrer ältern Brüder in ihren Werken zu umfassen. Wie oft bin ich zurückgekehrt, von allen Seiten, aus allen Entfernungen, in jedem Lichte des Tags zu schauen seine Würde und Herrlichkeit. Schwer ist's dem Menschengeist, wenn seines Bruders Werk so hoch erhaben ist, daß er nur beugen und anbeten muß. Wie oft hat die Abenddämmerung mein durch forschendes Schauen ermattetes Aug mit freundlicher Ruhe geletzt, wenn durch sie die unzähligen Teile zu ganzen Massen schmolzen und nun diese, einfach und groß, vor meiner Seele standen und meine Kraft sich wonnevoll entfaltete, zugleich zu genießen und zu erkennen.

                                                          Johann Wolfgang Goethe 1772

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