Mittwoch, 29. Januar 2014
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Johann Gottlieb Fichte 

* 19. Mai 1762 in Rammenau bei Bischofswerda 
† 29. Januar 1814 in Berlin 


Deutscher Philosoph und Patriot.

 

Fichte war das erste von acht Kindern eines Leinenwebers. Er wuchs in einem von Frondiensten geprägten dörflichen Milieu auf. Seine Auffassungsgabe und sein gutes Gedächtnis fielen dem Freiherrn von Miltitz bei einem Besuch in Rammenau auf. Miltitz ermöglichte dem Kind Fichte den Besuch der Stadtschule in Meißen. Danach finanzierte er ihm 1774 eine Ausbildung an der Fürstenschule Pforta bei Naumburg , verstarb jedoch im selben Jahr.

Nach seiner Schulzeit zog Fichte 1780 nach Jena, wo er an der Universität ein Theologie-Studium begann, wechselte jedoch bereits ein Jahr später den Studienort nach Leipzig. Fichte war gezwungen, sich durch Nachhilfeunterricht und Hauslehrerstellen zu finanzieren und brachte deshalb sein Studium zu keinem Abschluss. 1788 bekam er in Zürich eine Stelle als Hauslehrer, die er zwei Jahre innehatte. Dort verlobte er sich mit Johanna Rahn, einer Nichte Klopstocks (die er 1793 heiratete). Anschließend ging er 1790 wieder zurück nach Leipzig als Hauslehrer.   

Dort lernte Fichte die Philosophie Immanuel Kants kennen, die ihn stark beeindruckte. Bereits im folgenden Jahr verfasste er eine "Kritik aller Offenbarung", womit er Kants Interesse weckte. Das Buch galt zunächst als ein Werk von Kant selbst. Als Kant den Irrtum klarstellte, wurde Fichte berühmt und erhielt einen Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Jena, den er 1794 antrat. Zuvor konnte er im Oktober 1793 in Zürich seine Braut heiraten und sich im Hause seines wohlhabenden Schwiegervaters erstmals sorgenfrei seinen philosophischen Interessen widmen. 

In Jena hatte Fichte bald großen Erfolg. Hier zeigte sich besonders seine große rhetorische Begabung, auf der seine akademischen Lehrerfolge zum großen Teil beruhten. Doch zum akademischen Erfolg gesellten sich bald öffentliche und verborgene Widrigkeiten. Die Kirchenbehörde nahm Anstoß an Fichtes Versuch, zur sonntäglichen Gottesdienstzeit moralische Vorlesungen zu halten, womit die Grundlage für die Animositäten der nächsten Jahre geschaffen war. Der Weimarer Hof, beraten unter anderem von Goethe , entließ ihn schließlich im April 1799.

Fichte siedelte als Privatgelehrter nach Berlin über. Zu seinen Privatvorlesungen fanden sich neben interessierten Bürgern, Studenten und Professoren eine große Zahl von Ministern, Gesandten, hohen Staatsbeamten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ein. War Fichte zunächst Anhänger der Französischen Revolution, so profilierte er sich später in Berlin -  insbesondere durch seine Reden an die deutsche Nation (als Text veröffentlicht bis 1808) - als Gegner Napoleons. 

 

Mit der Errichtung der Berliner Universität 1810 begann für Fichte ein neuer Wirkungsabschnitt. 1811 wurde er der erste vom Senat ordentlich gewählte Rektor der Universität Berlin. Wegen verschiedener Differenzen bat er jedoch bald um seine Amtsenthebung. Er selbst nahm 1813 trotz eines 1808 erlittenen Schlaganfalls mit anderen Professoren der Universität an Übungen des Landsturms teil. 1813 erkrankte seine Frau an Typhus, welches sie sich bei der Pflege von Kriegsverwundeten zugezogen hatte und danach Fichte auch selbst. Im Gegensatz zu seiner Frau erholte er sich nicht mehr und starb. Er wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beerdigt.

 

Weitere Infos:   


Aus Fichtes 'Reden an die deutsche Nation'


Erste Rede Was seine Selbständigkeit verloren hat, hat zugleich verloren das Vermögen einzugreifen in den Zeitfluss, und den Inhalt desselben frei zu bestimmen; es wird ihm, wenn es in diesem Zustande verharret, seine Zeit, und es selber mit dieser seiner Zeit, abgewickelt durch die fremde Gewalt, die über sein Schicksal gebietet; es hat von nun an gar keine eigne Zeit mehr, sondern zählt seine Jahre nach den Begebenheiten und Abschnitten fremder Völkerschaften und Reiche. 

Zwar sind so in alter wie in neuer Zeit gar häufig die Künste der Verführung und der sittlichen Herabwürdigung der Unterworfenen, als ein Mittel der Herrschaft mit Erfolg gebraucht worden; man hat durch lügenhafte Erdichtungen, und durch künstliche Verwirrung der Begriffe und der Sprache, die Fürsten vor den Völkern, und diese vor jenen verleumdet, um die entzweiten sicherer zu beherrschen, man hat alle Antriebe der Eitelkeit und des Eigennutzes listig aufgereizt und entwickelt, um die Unterworfenen verächtlich zu machen, und so mit einer Art von gutem Gewissen sie zu zertreten:

Zwölfte Rede : Wer sich, ohne Aufmerksamkeit auf sich selbst, gehen lässt, und von den Umständen sich gestalten, wie sie wollen, der gewöhnt sich bald an jede mögliche Ordnung der Dinge. So sehr auch sein Auge durch etwas beleidigt werden mochte, als er es das erste mal erblickte, lässt es nur täglich auf dieselbe Weise wiederkehren, so gewöhnt er sich daran und findet es späterhin natürlich, und als eben so sein müssend, gewinnt es zuletzt gar lieb, und es würde ihm mit der Herstellung des erstern bessern Zustandes wenig gedient sein, weil dieser ihn aus seiner nun einmal gewohnten Weise zu sein herausrisse. Auf diese Weise gewöhnt man sich sogar an Sklaverei, wenn nur unsre sinnliche Fortdauer dabei ungekränkt bleibt, und gewinnt sie mit der Zeit lieb; und dies ist eben das Gefährlichste an der Unterworfenheit, daß sie für alle wahre Ehre abstumpft und sodann ihre sehr erfreuliche Seite hat für den Trägen, indem sie ihn mancher Sorge und manches Selbstdenkens überhebt.

Vierzehnte Rede : Gehet ihr ferner so hin in eurer Dumpfheit und Achtlosigkeit, so erwarten euch zunächst alle Uebel der Knechtschaft; Entbehrungen, Demüthigungen, der Hohn und Uebermuth des Ueberwinders; ihr werdet herumgestoßen werden in allen Winkeln, weil ihr allenthalben nicht recht und im Wege seid, so lange, bis ihr durch Aufopferung eurer Nationalität und Sprache euch irgend ein untergeordnetes Plätzchen erkauft, und bis auf diese Weise allmählich euer Volk auslöscht.

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Zitate

Die Wurzel aller Sittlichkeit ist die Selbstbeherrschung.

Alle Kraft des Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst.

Man erkundige sich näher nach den Personen, die durch ehrloses Betragen sich auszeichnen; immer wird man finden, daß sie nicht arbeiten gelernt haben oder die Arbeit scheuen.

Der gesittete Mann wartet nicht, bis das Unanständige verboten wird, und unterläßt, was der Gemeine sich unbedenklich erlaubt.

Ein von Natur schlaffer oder durch Geistesknechtschaft gelehrter Luxus und Eitelkeit erschlaffter und gekrümmter Charakter wird sich nie zum Idealismus erheben.

Wir lehren nicht bloß durch Worte, wir lehren auch weit eindringlicher durch unser Beispiel.

Saget nicht, laßt uns noch ein wenig schlafen und träumen, bis die Besserung von selbst komme, sie wird niemals von selbst kommen.

Der Mensch kann, was er soll; und wenn er sagt: ich kann nicht, so will er nicht.

Kein Gott und kein Mensch kann uns helfen, wir selber müssen uns helfen.

Keine Kraft geht in der Welt verloren, und nicht bloß die Seelen der Menschen sind unsterblich, sondern auch alle ihre Handlungen. Sie leben fort in der Wirkungen.

Wer sterben kann, wer will den zwingen?

Der Patriot will, daß der Zweck des Menschesgeschlecht zuerst in derjenigen Nation erreicht werde, deren Mitglied er ist.
Leben, bloß um zu sein, ist für den Deutschen kein Leben.

Wir müssen von heute an unerschütterliche Grundsätze haben, – eine feste Richtschnur im Denken und Handeln, – Leben und Denken muß aus einem Gusse sein – wir müssen, um es mit einem Wort zu sagen, uns Charakter anschaffen; denn Charakter haben – und deutsch sein, muß gleichbedeutend sein!

Eine unverheiratete Person ist nur ein halber Mensch.
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