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Donnerstag, 3. April 2014

Henriette Davidis  

* 1. März 1801 in Wengern
3. April 1876 in Dortmund 
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Deutsche Kochbuchautorin.

 

Davidis stammte aus dem damals kleinen, ärmlichen Landdörfchen Wengern an der Ruhr, heute ein Stadtteil von Wetter. Im alten Pfarrhaus des Dorfes wurde sie als zehntes von dreizehn Kindern des lutherischen Pfarrers Ernst Heinrich Davidis und seiner Ehefrau Maria Katharina Lithauer geboren.

"Jettchen", wie sie genannt wurde, besuchte die private Töchterschule in Schwelm. Anschließend wurde sie in Elberfeld ausgebildet zur Erzieherin, einem damals typischen Beruf für Frauen ihrer Herkunft. Sie arbeitete in verschiedenen Familien der gehobenen Stände. Mehrere Jahre pflegte sie ihre betagte Mutter, bevor sie 1841 die Leitung einer Mädchenarbeitsschule in Sprockhövel
übernahm. Sie griff selbst zur Feder, um ihren Schülerinnen praktisches hauswirtschaftliches Wissen zu vermitteln und ihnen ein Nachschlagewerk an die Hand zu geben. So entstand die Idee zum Kochbuch.

In ihrer Zeit als Erzieherin hatte sie bereits viele Rezepte zusammengetragen. Auf ihrer Suche nach weiteren Gerichten reiste sie kreuz und quer durch das Land. Doch Davidis war keineswegs nur an westfälischen Gerichten interessiert. Die meisten ihrer Rezepte stammen aus Sachsen, Mecklenburg und Baden, aus England und Frankreich, aus Holland und der Schweiz. Auch diese Vielfalt machte ihr Kochbuch zum Erfolg.

Als Leserschaft hatte sie vor allem die Töchter gebildeter Stände im Blick, die jungen Damen aus dem wohlhabenden städtischen Bürgertum. Die Arbeiterschaft der aufstrebenden Industriestadt Dortmund, in der Davidis von 1856 bis zu ihrem Tod lebte, konnte sich ihr Buch kaum leisten, geschweige denn die Zutaten zu den nicht selten opulenten Gerichten. Und die sparsamen Bauernfamilien in ihrem Heimatdorf Wengern rümpften die Nase über die verschwenderische Pfarrerstochter. Einige Zeit lebte Davidis auf dem Hof Schulte-Elberg in Wengern, wo ihre Tante mit dem Bauern Johann Dietrich Schulte-Elberg verheiratet war. Dort probierte sie so manches Rezept aus.

Das Kochbuch hat Davidis nicht erfunden. Lange vor ihr gab es Kochbücher zu Hunderten in den Buchhandlungen zu kaufen. Doch ausgerechnet ihr Kochbuch, 1845 erstmals im Bielefelder Verlag Velhagen und Klasing erschienen, wurde ein Verkaufsschlager, nicht nur in Westfalen, sondern im gesamten deutschsprachigen Raum. Es wurde bald übersetzt ins Niederländische und Französische, ins Englische und Dänische. Ihr Erstlingswerk trug den umständlichen Titel: "Zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feineren Küche", und im Untertitel hieß es: "Practische Anweisung zur Bereitung von verschiedenartigen Speisen, kalten und warmen Getränken, Gelees, Gefrornem, Backwerken, sowie zum Einmachen und Trocknen von Früchten, mit besonderer Berücksichtigung der Anfängerinnen und angehenden Hausfrauen". Dass ausgerechnet ihr Kochbuch reißenden Absatz fand, hatte mehrere Gründe. Es war übersichtlich gegliedert, flüssig geschrieben und enthielt zahlreiche praktische Tips und Hinweise, die nirgendwo sonst zu finden waren. So eignete sich das Kochbuch, wie der Titel versprach, besonders für die Anfängerinnen und die angehenden Hausfrauen.

Das entscheidende Erfolgsrezept aber lag in der Vorarbeit der Autorin. Henriette Davidis hat nicht, wie die vielen anderen vor ihr, die Rezepte einfach nur gesammelt und abgedruckt; sie hat fast alle Rezepte selbst ausprobiert. "Es ist das Arbeiten für ein Kochbuch und solch materielle Beschäftigung kein Vergnügen", meinte sie später. Doch diese überaus mühevolle Vorbereitung zahlte sich aus. Ihr "Praktisches Kochbuch", wie es später hieß, wurde bis heute 76mal aufgelegt.
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Nach ihrem Kochbuch verfasste Davidis auch zahlreiche Erziehungsschriften, die ebenfalls hohe Auflagen erreichten. Zeit ihres Lebens konnte sie vom Ertrag ihrer schriftstellerischen Arbeit leben.

1850 erschien "Der Gemüsegarten", später erweitert zu dem Buch "Der Gemüse- und Blumengarten". Nach einem Kinderbuch mit dem Titel "Puppenköchin Anna - Praktisches Kochbuch für liebe kleine Mädchen" wandte sie sich 1857 an die heranwachsenden Töchter. "Beruf der Jungfrau. Eine Mitgabe für Töchter gebildeter Stände bei ihrem Eintritt ins Leben" - so nannte Davidis ihr Erziehungsbuch: "Dem Hause würdig vorzustehen, dasselbe nach Möglichkeit zum angenehmsten Aufenthalt des Mannes zu machen, nur ihm gefallen zu wollen, auf alle seine Wünsche, insofern sie zum wahren häuslichen Glücke dienen, die größte Rücksicht zu nehmen, möglichst zu vermeiden suchen, was Sorge nach sich ziehen könnte, nie zu vergessen, dass der Mann der Versorger der Familie ist - das sei und bleibe die schönste Aufgabe des weiblichen Berufs."

Davidis lebte still und bescheiden, mühte sich gottergeben über ihre häufigen Krankheiten hinweg und half ihren in Not geratenen Mitmenschen, wo sie nur helfen konnte, wohin sie gerufen wurde. Davidis wusste um den Erfolg ihrer Bücher, auch, was die Verleger mit ihr als Buchautorin verdienten. Ihnen gegenüber bewies die geschäftstüchtige Frau des öfteren, welche Kenntnisse sie in buchhändlerischer Kalkulation und im Verlagsrecht besaß. Noch zu ihren Lebzeiten wurde Davidis als Autorität in Fragen der Haushaltsführung angesehen. Sie sprach sich für Geräte und Produkte wie Liebig’s Fleischextract aus, die Hersteller druckten die Expertisen zusammen mit ihrem Porträt auf die Verpackungen der Produkte auf. Auch in ihren Büchern erwähnt sie immer wieder beiläufig bestimmte Produkte, Hersteller und Marken. Davidis gilt als berühmteste Köchin und Kochbuchautorin Deutschlands, sie hat die deutsche Kochkultur entscheidend geprägt, ist Schöpferin der "deutschen Küche". Sie war die erfolgreichster Verfasserin hauswirtschaftlicher Literatur. 


Weitere Infos:  


Als 40jährige ließ sie sich Henriette Davidis bei Verwandten in Sprockhövel nieder. Dort stellte sie ihre Rezeptsammlung zusammen, die sie 1844/45 bei Velhagen & Klasing in Bielefeld drucken ließ. „Zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feineren Küche. Praktische Anweisung zur Bereitung von verschiedenartigen Speisen, kalten und warmen Getränken, Gelees, Gefrornem, Backwaren sowie zum Einmachen und Trocknen von Früchten, mit besonderer Berücksichtigung der Anfängerinnen und angehenden Hausfrauen. Bearbeitet von Henriette Davidis. Mit diesem Büchlein, 344 Seiten stark, war sie fast über Nacht eine gemachte Frau. Für die erste Auflage, von der 1000 Exemplare gedruckt wurden, erhielt Henriette 450 Taler. Für diesen Betrag musste ein Sprockhöveler Bergmann etwa drei Jahre lang arbeiten. Noch im selben Jahr wurde die zweite Auflage mit 2000 Ex. gedruckt, die dritte mit 3000 erschien 1846, die vierte 1849 mit 5000, die fünfte 1851 mit 8000 usw. usf. Als Davidis 1876 starb, war gerade die 21. Auflage in Druck mit einer Auflagenhöhe von 40 000 Exemplaren.

Die Klage der Hausfrauen über die stetig wachsende Verteurung der wichtigsten Nahrungsmittel, ganz besonders sämtliche Fleischwaren, will nicht verstummen und mit Recht. - Denn wenn auch in vielen Fällen die Einnahmen größer geworden sind, so hält doch dieses Anwachsen in keiner Weise Schritt mit der fortgesetzten Steigerung der Lebensmittelpreise. Und eine Hausfrau hat es heute wirklich nicht leicht, all den Anforderungen, die man an sie stellt, gerecht zu werden. Da heißt es heute oft mehr denn je, sich nach der Decke strecken und den Pfennig erst zweimal umdrehen, ehe man ihn ausgibt. Zumal da nicht nur die Lebensmittelpreise bedeutend gestiegen sind, sondern in demselben Maße auch die Preise für Kleidung, Wohnung und dergl.

Von vielen wird behauptet, daß man am Essen nicht sparen dürfe, da man hierdurch die Gesundheit schädigen würde. Dennoch ist es keineswegs an dem! Ist doch erwiesen, daß der Verbrauch an Fleisch, unserm teuersten Nahrungsmittel, besonders in den begüterten Klassen, sich ungemein gesteigert hat, ohne daß die Widerstandskraft und Leistungsfähigkeit der Menschen zugenommen hätte. Im Gegenteil hat man festgestellt, daß durch zu reichlichen Fleischgenuß sowohl die Nervosität, als auch Gicht und die Disposition zu Leber- und Nierenleiden, Blinddarmentzündung und dergl. ganz bedeutend zunehmen. Ja, sogar das frühe Altern, das durch Darmgifte hervorgerufen wird, ist zum Teil allzu reichlichem Fleischgenuß zuzuschreiben.

Man sollte jedenfalls aus Gesundheitsrücksichten nur einmal am Tage Fleisch zu sich nehmen, und selbst dann sind ein oder zwei fleischfreie Tage in der Woche der Gesundheit nur zuträglich. Man ersetzt das Fleisch an solchen Tagen durch irgendeine andere eiweißreiche Nahrung, etwa durch Fische, ganz besonders die billigen Seefische, durch Milchspeisen, Käse, Hülsenfrüchte oder Pilze. Dies gibt der Hausfrau schon einen Fingerzeig, wie sie den Mittagstisch billiger gestalten kann. Auch die oft verachteten Eingeweideteile, als Lunge, Herz, Leber, Nieren, geben nahrhafte und schmackhafte Gerichte, wenn sie nur gut zubereitet werden.

Überdies hat die chemische Nahrungsmittelindustrie so gewaltige Fortschritte gemacht, daß fast täglich neue Fabrikate auf den Markt kommen, die Nahrungsmittel in komprimierter Form fast genußfertig darstellen. Eine moderne praktische Hausfrau wird diese Neuerungen nicht aus dem Auge lassen und Suppen, Puddings und dergl., die sich in kurzer Zeit und äußerst billig aus fertigen Pulvern herstellen lassen, gern zur Abwechslung auf den Tisch bringen.

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