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Freitag, 9. Mai 2014

Garlieb Helwig Merkel 

* 1. November 1769 in Loddiger, Livland
† 9. Mai 1850 Depkinshof bei Riga  


Deutsch-baltischer Publizist und Schriftsteller.

Merkels Vater, wegen seiner aufklärerischen Haltung als Landpastor amtsenthoben, starb früh. Nach dem Besuch der Domschule von Riga 1786 nahm er eine Kanzlistenstelle am Livländändischen Gewissensgericht an. Im folgenden Jahr schloss er sich der Schauspieltruppe Johann Gotthilf Christoph Meyrers an. 1788 erhielt er eine Hofmeisterstelle in Pernigel. Während der vierjährigen ländlichen Einsamkeit als Hauslehrer auf Gütern des baltischen Adels unternahm er eigene poetische Versuche. Früh mit dem Elend der lettischen Landbevölkerung konfrontiert, schrieb er das Buch 'Die Letten, vorzüglich in Liefland, am Ende des philosophischen Jahrhunderts', das 1796 in Leipzig erschien. Obwohl Merkel selbst die unmittelbare Wirkung seines Buches als ein auslösendes Moment der baltischen Agrarreformen überbewertete, sind die Auswirkungen seiner Ansichten keineswegs gering einzuschätzen – nicht nur als Vorbereitung der livländischen Bauernbefreiung (1819), sondern auch für das nationale Erwachen der Letten , die Merkel später neben Herder als einen der Erwecker der Völker des Ostens feierten.

 

Merkel studierte ab 1796 in Leipzig und in Jena und wandte sich 1797 nach Weimar. Dort traf er auf die Freundschaft des von ihm schon lange verehrten Herder. Letzterer nahm ihn in seinen Familienkreis auf und förderte ihn wohlwollend; ihm verdankte Merkel auch seine Anstellung als Privatsekretär des dänischen Ministers Ernst Heinrich Graf von Schimmelmann in Kopenhagen im Herbst 1797. Dann lebte er von 1799 bis 1806 in Berlin. Zwischendurch ging er nach Frankfurt (Oder), wo er 1801 promovierte. Zusammen mit August von Kotzebue gab er ab 1804 die literarische Zeitschrift „Der Freimüthige“ heraus, wobei er sein herausragendes Talent als politischer Publizist entfalten konnte. Wegen der napoleonischen Besetzung musste er Berlin verlassen und ging nach Riga, von wo aus er seine antinapoleonischen Schriften weiterführte. Er war ein entschiedener Gegner der Leibeigenschaft. Seit 1808 besaß er den Depkinshof bei Riga. Nach Napoleons Einmarsch in Russland 1812 verfasste Merkel den anti-napoleonischen, kurze Zeit darauf ins Russische übersetzten Aufruf „An die Bewohner der Ostseeprovinzen Russlands“. 

 

Im Jahr 1816 ging Merkel abermals nach Berlin. Nach einer Reise durch das westliche Deutschland kehrte er 1817 endgültig in seine Heimat zurück.  Seine Eindrücke verarbeitete er in dem Buch 'Über Deutschland, wie ich es nach einer zehnjährigen Entfernung wiederfand', das er erst 1818 in Riga veröffentlichen konnte, da es in Deutschland verboten wurde. Anlässlich der 1819 in Livland proklamierten Bauernbefreiung feierte Merkel den russischen Zaren Alexander I. in der Festschrift „Die freyen Letten und Ehsten“ (1820), wofür ihm der Zar eine lebenslange kleine Pension aussetzte. Als Herausgeber und Redakteur mehrerer Zeitschriften blieb Merkel unermüdlich tätig, 1838 gab er wegen Schwierigkeiten mit der Zensur alle journalistische Tätigkeit auf.

 

1841 wurde Merkel zum Ehrenmitglied der lettisch-literarischen Gesellschaft ernannt, erlitt er sechs Jahre später auf seinem Gut Depkinshof einen Schlaganfall, an dessen Folgen er drei Jahre später verstarb.


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