Dienstag, 27. Mai 2014

Liselotte von der Pfalz 

* 27. Mai 1652 in Heidelberg 
† 8. Dezember 1722 in Saint-Cloud bei Paris


Prinzessin von der Pfalz [oben als junge Frau, unten im Alter von 60 Jahren], Herzogin von Orléans und Schwägerin von König Ludwig XIV.
von Frankreich.

 

Liselotte, Tochter des pfälzischen Kurfürsten Karl Ludwig und seiner ersten Gemahlin Charlotte von Hessen-Kassel, war ein wildes Kind, fröhlich und frech. Um sie vor Familienstreitereien wegen seiner Geliebten zu schützen, schickte Karl Ludwig die siebenjährige Tochter zu seiner Schwester Sophie von Hannover . Dort verlebte sie die glücklichsten Jahre ihrer Kindheit.

Nach vier Jahren wieder zurück in der Pfalz, führte sie ihr recht ungebundenes Leben weiter, erzogen im reformierten Glauben. 1671 wurde Liselotte nach erzwungener Konversion zum Katholizismus mit Philipp von Orléans
, dem jüngeren Bruder von Ludwig XIV., vermählt. 51 Jahre lebte sie am französischen Königshof, ab 1701 als Witwe, später als Mutter des Regenten. 

Die Zuneigung des Königs, der sie häufig zu Theaterbesuchen und auf die Jagd mitnahm, erleichterte ihr die ersten Jahre. Als die Wittelsbacher Linie Pfalz-Simmern
1685 mit dem Tode von Liselottes Bruder, des Kurfürsten Karl Ludwig , erlosch, erhob Liselottes Schwager Ludwig XIV. entgegen dem Erbschaftsvertrag Anspruch auf die Kurpfalz und begann den Pfälzischen Erbfolge-Raubkrieg, bei dem u. a. zweimal das Heidelberger Schloss zerstört wurde.

 

Die letzten Jahre Lieselottes waren die ihres höchsten äußeren Glanzes. Denn seit dem Tode Ludwigs XIV. war ihr Sohn Regent von Frankreich. Auch sehnte sie sich, bejahrt wie sie war, nach vollkommener Ruhe, die ihr freilich bis zu ihrem Lebensende nicht zu Teil werden sollte, denn die Stellung und das Leben des Regenten waren fast fortdauernd von feindlichen Parteien bedroht. 70 Jahre alt, hat sie die Augen für immer geschlossen.

 

Eine besondere Bedeutung für die deutsche Literatur haben Liselottes zahlreiche Briefe . Insgesamt soll sie geschätzte 60.000 Briefe, davon 2/3 in Deutsch und 1/3 in Französisch, verfasst haben, von denen etwa 5000 erhalten sind. Die Briefe enthalten Schilderungen des Hoflebens und faszinieren durch ihre sprachliche Frische. 


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Zitate

Je höher man steigt, je mehr findet man Zwang und Langweile.

.. warumb hat herzog Christian das Französch mit dem Teutschen gemischt? ein teutscher herzog sollte alle seine devisen auf teutsch haben, und es kostet nicht mehr, zu sagen "Alles mit Gott" als "tout avec Dieu". 

… Ich habe mitt den zeittungen einen grossen brieff bekommen von dem postmeister von Bern, er heist Fischer von Reichenbach; aber sein stiehl ist mir gantz frembt, ich finde wörtter drinen, so ich nicht verstehe, alsz zum exempel: »Wir uns erfrachen dörffen thutt die von I. K. M. generalpost-verpachtern erst neuer dingen eingeführte francatur aller auswärtigen brieffschaften uns zu verahnlassen.« Dass ist ein doll geschreib in meinem sin, ich kans weder verstehen, noch begreiffen; das kan mich recht ungedultig machen. Ist es möglich, liebe Louise, dass unssere gutte, ehrliche Teüutschen so alber geworden, ihre sprache gantz zu verderben, dass man sie nicht mehr verstehen kan?
ABCD
CD

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