Freitag, 13. Juni 2014

Johann Gottfried Seume

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* 29. Januar 1763 in Poserna , Kursachsen 

† 13. Juni 1810 in Teplitz , Böhmen

Deutscher Schriftsteller und Dichter.

 

Seume wurde als erster Sohn eines Bauern geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf; er besuchte die Dorfschule. 1770 zog die Familie auf ein Pachtgut bei Leipzig und verlor im Jahr darauf infolge einer Missernte fast ihre gesamte Habe. Der Vater war fortan zur Lohnarbeit gezwungen und starb 1776. Graf Hohenthal kam fortan für die Ausbildung Seumes und seiner vier Geschwister auf. 1777 trat Seume in die Lateinschule in Borna ein. Ab 1779 besuchte Seume die Nikolaischule in Leipzig. Es begannen erste literarische Versuche bei intensiver Lektüre der römischen und griechischen Klassiker.

1780 immatrikulierte sich Seume an der Leipziger Universität zum Studium der Theologie. Da die Unterstützung durch den Grafen Hohenthal gering bemessen war, führte Seume ein entbehrungsreiches Leben. Schon 1781 brach Seume das Studium ab, weil ihn die dogmatische und aufklärungsfeindliche Lehre an der theologischen Fakultät nicht überzeugte. Seine Absicht war, nach Metz in Lothringen zu gehen, um eine militärische Ausbildung zu beginnen. Auf der Fußreise nach Frankreich wurde Seume von Werbern des Landgrafen von Kassel
gefangengenommen und an die Engländer verkauft, für die er in Amerika eingesetzt werden sollte.

Von Juni bis Dezember 1782 erfolgte die Überfahrt nach Amerika unter erbärmlichen Bedingungen. In Kanada begann seine Freundschaft mit einem Freiherrn von Münchhausen
. Auf dessen Anregung hin verfasste Seume einige Gedichte. 1783 kehrte er aus Amerika zurück. Es gelang ihm, in Bremen aus seiner Einheit zu fliehen, er wurde jedoch von preußischen Werbern aufgegriffen und diente als Musketier.

1787 kam Seume auf Kaution frei und trat in Leipzig eine Stelle als Sprachlehrer an bei gleichzeitigem Studium der Rechtswissenschaften und Philologie. Im nächsten Jahr übersetzte er den Roman 'Honorie Warren'
aus dem Englischen. 1792 erfolgte seine Promotion und Habilitation in Leipzig. Danach arbeitete er als Adjutant und Sekretär des Grafen Igelström , mit dem er nach Polen und Russland reiste. Während des polnischen Aufstandes 1794 wurde Seume als russischer Leutnant gefangengenommen und kam erst nach mehreren Monaten bei der Niederschlagung des Aufstands wieder frei.

1795 kehrte Seume nach Leipzig zurück und verliebte sich unglücklich in eine reiche Bürgerstochter. Ab 1796 publizierte er 'Einige Nachrichten über die Vorfälle in Polen im Jahr 1794'
. Von 1797 bis 1801arbeitete Seume in Grimma als Korrektor und Lektor des Verlegers Georg Joachim Göschen . Er war maßgeblich an der Drucklegung der Werkausgaben von Friedrich Gottlieb Klopstock und Christoph Martin Wieland beteiligt und machte auch die Bekanntschaft mit Johann Wilhelm Ludwig Gleim .

Im Dezember 1801 brach Seume zu seiner berühmten Fußwanderung nach Syrakus auf, die über Triest, Venedig, Rom bis nach Neapel führte. Auf dem Rückweg von Italien 1802 reiste Seume über die Schweiz, Paris, Straßburg, Frankfurt und Weimar nach Leipzig. Dort arbeitete er als Privatlehrer für Englisch und Griechisch. 1803 erschien Seumes Reisebericht 'Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802' (3 Bände)
.

1804 reiste Seume an den Rhein und anschließend nach Berlin. 1805 machte er eine erneute Reise, diesmal nach Russland, Finnland, Schweden und Dänemark. Nach seiner Rückkehr 1806 arbeitete Seume wieder in Leipzig  als Privatlehrer. Sein Reisebericht 'Mein Sommer 1805' wurde wegen seiner Kritik an den politischen Verhältnissen verboten.

1808 erkrankte Seume schwer. Im Mai 1810 hielt er sich in Weimar auf, von wo er nach Teplitz reiste und dort im Juni des gleichen Jahres starb.

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Weitere Infos:  

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Zitate

Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu verwerten, bis auch bestimmt der Letzte unter einem solchen Wort das Gewollte sich vorstellt. Die Arbeit der philosophischen, theologischen, politisch-pathologischen Volksführer ist fast durchaus, Rauch zu machen und darin Gespenster und Schreckgestalten zu zeigen, damit man sich an ihre Heilande halten soll.

Wenn etwas hart bestraft wird, so beweist das gar nicht, dass es unrecht ist; es beweist bloß, dass es dem Vorteil der Machthaber nachteilig ist. Oft ist gerade die Strafe der Stempel der schönen Tat.

Man verkauft uns meistens Gesetze für Gerechtigkeit und oft sind sie gerade das Gegenteil. 

Wo es keine Sklaven gibt, da gibt es auch keine Tyrannen.

Wer keine Ungerechtigkeiten vertragen kann, gelangt selten zu Ansehen in der Gegenwart, und wer es kann, verliert den Charakter für die Zukunft.

Die geheime Geschichte der sogenannten Großen ist leider
meistens ein Gewebe von Niederträchtigkeiten und Schandtaten.

Die meisten Menschen haben überhaupt gar keine Meinung, viel weniger eine eigene, viel weniger eine geprüfte, viel weniger vernünftige Grundsätze.

Wer bei gewissen Anblicken nicht die Vernunft verliert, muss wenig zu verlieren haben.

Das Schild der Humanität ist die beste, sicherste Decke der niederträchtigsten Gaunerei.

Wo ein einziger Mann den Staat erhalten kann, ist der Staat in seiner Fäulnis kaum der Erhaltung wert.

Predigt nur immer brav Geduld, so ist die Sklaverei fertig! Denn von der Geduld zum Beweise, dass ihr alles dulden müsst, hat die Gaunerei einen leichten Übergang.

Lüge wie gedruckt, so bekommst du Dukaten.

Das Göttlichste für einen freien Mann,
der Erde Himmel ist das Vaterland.

Wer reine Wahrheit zu reden wagt,
sollte sogleich seinen Stockknopf mit Gift füttern.

Deutsche zerfleischen einander, und der Wahnwitz der Nation erregt das Gelächter der anderen Nationen. 

Die Nation, die nur durch einen einzigen Mann gerettet werden kann und soll, verdient Peitschenschläge. 

Ein Glück für die Despoten, dass die eine Hälfte der Menschen nicht denkt und die andere nicht fühlt. 

Man darf die meisten Dinge nur sagen, wie sie sind, um eine treffliche Satire zu machen. 

Wo man singet, lass dich ruhig nieder, Bösewichter haben keine Lieder. 

Weh dem Lande, wo man nicht mehr singet

Wer sich beständig ausschlussweise mit den Büchern beschäftigt, ist für das praktische Leben schon halb verloren.
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