Sonntag, 22. Juni 2014

Anton Graff

* 18. November 1736 in Winterthur
† 22. Juni 1813 in Dresden
 


Schweizer Portrait-Maler.

 

Graff wurde als siebtes von insgesamt neun Kindern eines Zinngießers geboren. Er erlernte bei Hans Ulrich Schellenberg in Winterthur das Handwerk des Malers und bildete sich danach 1756 bis 1765 bei Johann Jakob Haid in Augsburg weiter. Zwischendurch war er 1757 bis 1759 in Ansbach tätig. Für den dortigen Hofmaler Leonhard Schneider fertigte er viele Kopien eines von A. Pesne gemalten Bildnisses Friedrichs des Großen an. 1763 wirkte sich ein Besuch im Schloss Schleißheim bei München auf seine Entwicklung aus, wo Graff die Gemälde Georg Desmarées studieren konnte. Ebenso fördernd wurden für ihn die arbeitsreichen Monate in Regensburg 1764 und 1765. Hier schuf er zahlreiche kleine, auf Pergament gemalte Miniaturporträts von Geistlichen und Ratsherren. 

 

Ab 1766 wirkte Graff in Dresden, wohin er als Hofmaler der sächsischen Kurfürsten und als Lehrer an der 1764 gegründeten Kunstakademie berufen worden war. Im Jahre 1771 machte er eine Reise nach Berlin, um dort die Portraits von Lessing , Mendelssohn , Spalding , Ramler und Sulzer zu malen. Durch Sulzer wurde er bei Hofe und den Vornehmen bekannt und bekam dadurch viel Arbeit. Im Jahre 1777 malte er in Rheinsberg den Prinz Heinrich  (Bruder Friedrichs II.). In Sulzers Berliner Wohnung besuchte ihn im Mai 1778 Goethe. Grafts Schiller-Porträt , entstand 1786 bis 1791in Dresden unter den Augen der Familie Körner . Obwohl man von Berlin aus bis 1788 ernsthaft bemüht war, Graff für ständig in die preußische Residenz, an deren Kunstakademie zu ziehen, blieb er doch zeitlebens in Dresden, wo er am Altmarkt eine geräumige Wohnung mit Atelier innehatte. Von dort unternahm er häufige Reisen nach Leipzig, in den Sommermonaten oftmals nach Teplitz und Karlsbad; außerdem war Graff mehrfach über Monate hin in Berlin tätig und besuchte dazu noch viermal seine Schweizer Heimat.

 

Graff mochte die Kulturstadt Dresden. Auch deren Umland hatte es ihm angetan, vor allem die Sächsische Schweiz. Er und sein Freund und Landsmann Adrian Zingg , der ebenfalls 1766 an die Kunstakademie Dresden berufen wurde, fühlten sich von der Landschaft an ihre Heimat, den Schweizer Jura, erinnert. Sie machten oft gemeinsame Ausflüge in diese Gegend. Zur Unterscheidung von ihrer Heimat berichteten sie in ihrem Briefwechsel von der „sächsischen Schweiz“, womit Graff und Zingg dem Gebiet seinen heutigen Namen gaben. Zuvor wurde der sächsische Teil des Elbsandsteingebirges lediglich als Meißner Hochland, Meißnisches Oberland oder Heide über Schandau bezeichnet. 


Graffs überaus fruchtbares Schaffon beläuft sich auf gut 2.000 gegenwärtig wieder nachweisbare Werke. Hauptsächlich handelt es sich um Bildnisse, sowohl der sächsischen wie preußischen Hof- und Adelskreise als auch des aufstrebenden Bürgertums von Dresden, Leipzig und Berlin. Dessen Vertreter vor allem – Kaufleute, Ärzte, Gelehrte und Geistliche, Schauspieler, Musiker und Maler – hat Graff im Bilde festgehalten. So wurde er zum eigentlichen Schöpfer des bürgerlichen Männer- und Frauenporträts in Deutschland und zugleich zum Maler deutscher Dichter von der Aufklärung über die Klassik bis zur Frühromantik. Anton Graff hinterließ der Nachwelt eine herausragende Übersicht über die Persönlichkeiten seiner Zeit. In der Zeit Goethes gab es kaum einen großen Fürsten, Staatsmann, General, Gelehrten, Dichter, Künstler oder Kaufmann in Deutschland, der sich nicht von Anton Graff porträtieren ließ.

 

Graffs Porträt von Friedrich dem Großen von 1781 wird als sein Hauptwerk angesehen. Eine Replik, welche Graff wohl zwischen 1781 und 1786 nach seinem Original gemalt hat, befand sich für einige Zeit im Schloss Charlottenburg. Heute ist diese Replik im Schloss Sanssouci, im Sterbezimmer von Friedrich dem Großen, ausgestellt. Im Gegensatz zu seinem Bruder Heinrich saß Friedrich der Große Graff nie zu Porträt. Denn mit einer Ausnahme saß Friedrich der Große schon seit seiner Krönung 1740 nicht mehr Modell. Für dieses Porträt musste genügen, dass Graff sich lediglich Skizzen von dessen Physiognomie aus respektabler Entfernung während der Truppenparaden von 1781 machen konnte. Entstanden ist ein weitgehend ideales Königsbild, das zu den wirkungsvollsten und ausdrucksstärksten Friedrich-Porträts gehört.


Besonders in der Dresdner Frühromantik hat Graff eine große Rolle insofern gespielt, als er nicht nur ihre Repräsentanten – darunter auch Heinrich von Kleist – porträtiert, sondern wesentlichen Anteil auch an der Entwicklung der gemalten romantischen Landschaft genommen hat. Um 1800 selbst Landschaften malend, beeinflusste Graff nachhaltig sowohl Philipp Otto Runge als auch Caspar David Friedrich .


Graffs schöpferische Kraft nahm, obwohl ihn seit den neunziger Jahren ein Augenleiden quälte, mit dem Älterwerden keineswegs ab. Immer wieder war er zur Wandlung, ja zu einer Steigerung fähig. Gerade die Bildnisse seiner letzten, bis 1813 reichenden Schaffensperiode strahlen dank oftmals angewandter „frühimpressionistischer“ Maltechnik eine sprühende Lebendigkeit und eine erstaunliche künstlerische Überzeugungskraft aus.  


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