Sonntag, 29. Juni 2014

Reichsfreiherr Karl vom und zum Stein  
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* 25. Oktober 1757 in Nassau
† 29. Juni 1831 in Cappenberg , Westfalen 

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Deutscher Staatsmann und Reformer.

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Stein entstammte einem evangelischen Reichsrittergeschlecht. Steins Familie besaß entlang des Rheins und der Lahn mehrere kleine Güter. Als Reichsritter hatte sie eine herrschaftliche Stellung in einigen Dörfern. Das Einkommen aus diesen Besitzungen reichte jedoch nicht für ein standesgemäßes Leben aus. Daher traten die Oberhäupter des Hauses seit Jahrhunderten in die Dienste größerer Fürsten und Landesherren. Steins Vater war trotz seiner evangelischen Konfession kurmainzischer Kammerherr und Geheimer Rat. 

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Nach Abschluss seiner Studien an der Universität Göttingen trat Stein 1780 in den preußischen Staatsdienst ein. Wegen seiner Beamtenlaufbahn übertrug Stein die Verwaltung seines Besitzes seiner unverheirateten Schwester Marianne. Mit 24 Jahren Oberbergrat, zwei Jahre später Direktor der Bergämter zu Wetter an der Ruhr und Ibbenbüren und der Bergwerkskommission von Minden-Ravensberg, leistete Stein wertvolle Entwicklungsarbeit für das Berg- und Hüttenwesen. Nachdem Stein als Direktor der Kriegs- und Domänenkammern in Hamm und Kleve 1787 in die allgemeine Staatsverwaltung übernommen worden war, konnte er seinen Verantwortungsbereich weiter ausbauen, bis er 1796 zum Oberkammerpräsidenten und damit zum Verwaltungschef aller preußischen Gebiete in Westfalen und am Niederrhein ernannt wurde.

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Stein billigte die Säkularisation der geistlichen Territorien. Von der preußischen Zentralregierung beauftragt, trieb er diese Entwicklung in Westfalen noch vor dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 voran. Zwischen 1802 und 1804 leitete er von Münster aus die Eingliederung der geistlichen Herrschaften in den preußischen Staat. 1804 war Stein von den Veränderungen im Reich selbst betroffen, als der nassauische Staat die Besitzungen der Familie vom Stein besetzen und mediatisieren ließ. 
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1804 ernannte ihn König Friedrich Wilhelm III. zum Staatsminister. Steins Projekt, die regional zersplitterte Verwaltung in den preußischen Ländern durch eine zentrale, fachlich gegliederte, mit verantwortlichen Beamten besetzte oberste Behörde zusammenzufassen, scheiterte. Stein gehörte 1805 zur Kriegspartei um Königin Luise , die dafür warb, Napoleon entgegenzutreten. Der König lehnte vorerst ab, gab schließlich jedoch nach und befahl die Mobilmachung. Dies führte zum verhängnisvollen Krieg von 1806
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Stein sorgte für die Rettung der Staatskassen und empfahl in Königsberg, den Krieg gegen Napoleon mit allen Kräften fortzusetzen. Außerdem forderte er grundlegende Reformen in der Struktur des Staates. Wegen seine scharfen Kritik fiel er in Ungnade und musste den Dienst quittieren. Im Frieden von Tilsit vom 9. Juli 1807 verlor Preußen alle Territorien westlich der Elbe sowie einen Großteil der in den polnischen Teilungen gewonnenen Gebiete. Damit büßte der Staat etwa die Hälfte seiner Einwohner ein. Dem Königreich wurden hohe Kontributionen auferlegt. Außerdem durfte Preußen nur noch eine Armee von 40.000 Mann unterhalten und musste die französische Besatzung in wichtigen Festungen dulden. Insgesamt 150.000 Mann standen im Land und mussten von Preußen unterhalten werden.
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Nach Nassau zurückgekehrt, entwickelte Stein seine weiteren Vorstellungen in der "Nassauer Denkschrift" vom Juni 1807 . Diese zielte auf die direkte Mitwirkung freier Eigentümer an der Exekutive und die Zurückdrängung schematischer bürokratischer Herrschaftsformen. Diese Schrift war, wie die von einem Kreis um Karl August von Hardenberg erarbeitete 'Rigaer Denkschrift' aus demselben Jahr, eine Basis für die Preußischen Reformen.

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Nicht zuletzt auf Drängen Napoleons, der in Stein fälschlich einen Unterstützer Frankreichs sah, und der Reformpartei um Hardenberg wurde Stein am 10. Juli 1807 zum Staatsminister berufen. In kurzer Zeit wurden unter Verwendung verschiedener Vorschläge die Maßnahmen eingeleitet, die unter der Bezeichnung "Stein-Hardenbergsche Reformen" bekannt sind:

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* Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauern

* Städteordnung,

* Befreiung des Gewerbes von Handelsbeschränkungen,

* Reorganisation der Staatsbehörden,

* der Beginn einer Heeresreform.

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Im Bereich der staatlichen Verwaltung ließ Stein das bisherige Generaldirektorium auflösen. An dessen Stelle trat ein Staatsministerium mit fünf Fachministern für Inneres, Finanzen, Auswärtiges, Krieg und Justiz. Für die Ebene unterhalb der Berliner Zentrale konzipierte Stein die Oberpräsidenten und die Regierungspräsidien.

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Als sich Stein für einen Widerstand gegen die französischen Besatzer entschied, wurde er 1808 von Napoleon durch ein formelles Dekret geächtet. Die Besitzungen Steins wurden beschlagnahmt, und Friedrich Wilhelm III., der keinen Bruch mit Frankreich riskieren wollte, entließ Stein im November 1808 mit Dank für die geleisteten Dienste und der Fortzahlung seines Ministergehalts für ein Jahr. Stein flüchtete nach Böhmen und hielt sich in Brünn, Troppau und Prag auf. Im österreichischen Exil lebte Stein mehr als drei Jahre. Er entwarf verschiedene Verfassungskonzepte für eine deutsche Verfassung, dabei spielte auch die Wiederherstellung des alten Reiches eine Rolle. Scharfe Kritik übte er an der Willfährigkeit der Rheinbundfürsten gegenüber den Franzosen. 

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Im Zusammenhang mit dem drohenden Krieg mit Frankreich begann Zar Alexander I. , Gegner Napoleons an seinen Hof zu ziehen. Zu diesen gehörte auch Stein, der zu einem Berater des Zaren wurde, ohne jedoch in ein offizielles Dienstverhältnis zu treten. Er entwickelte in im September 1812 einen Plan für einen erfolgreichen Krieg in Deutschland und legte auch seine Ideen für eine zukünftige politische Gestaltung Deutschlands vor. 
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Nach dem Rückzug der Großen Armee
zog Stein mit dem Hauptquartier des Zaren in Richtung der preußischen Grenze. Auf ostpreußischem Gebiet ließ Stein im Auftrag des Zaren sofort Landwehreinheiten bilden. Nach der Konvention von Tauroggen drängte Stein den noch immer zaudernden Friedrich Wilhelm III. zum Seitenwechsel. Im März 1813 schloss dieser dann, vermittelt durch Stein, im Vertrag von Kalisch ein Bündnis mit Russland, und der Befreiungskrieg wurde proklamiert. Nach Steins Vorstellungen sollte nicht nur der Rheinbund zerschlagen, sondern auch die Souveränitätsrechte der übrigen Staaten sollten zu Gunsten eines deutschen Kaisers und eines Reichstages begrenzt werden. Um das Übergewicht Österreichs nicht zu groß werden zu lassen, forderte Stein auch eine Stärkung Preußens. 
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Nach Aufnahme der Feindseligkeiten im Frühjahr 1813 wurde Stein Chef einer Verwaltungs-Behörde für die zu besetzenden napoleonischen Satelliten-Staaten wie Westphalen, Berg, Frankfurt und Sachsen. Vergeblich hatte Stein gefordert, auch die süddeutschen Rheinbundstaaten zu besetzen. Im Oktober 1813 wurde das 'Departement Central d'Administration'
eingesetzt, ebenfalls unter Steins Leitung. Dies war auch für die linksrheinischen Gebiete und die von den Koalitionstruppen besetzten französischen Gebiete zuständig. Stein erhielt seine Weisungen von einem Diplomatenrat der Alliierten. Stein forderte ohne Erfolg eine Verschiebung der französischen Grenze nach Westen. 

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Noch während des Wiener Kongresses 1815
zog er sich aus der aktiven Politik zurück. Im Jahr 1814 hatte Stein die während der napoleonischen Ära beschlagnahmten Güter in Nassau zurückerhalten. Die Verwaltung legte er, wie früher schon, in die Hände seiner Schwester Marianne. Im Sommer verbrachte er selbst dort meist einige Monate. 1816 tauschte Stein seine Herrschaft in der Provinz Posen gegen die Güter und das Gebäude des ehemaligen Klosters Cappenberg in Westfalen. Zusätzlich erwarb er 1823 das ehemalige Kloster Scheda . Zusammen mit Cappenberg wurden die Besitzungen Steins 1826 zu einer Standesherrschaft erhoben. Gelebt hat Stein mit seiner Familie zunächst überwiegend in Frankfurt. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1819 machte er mit seinen Töchtern Reisen in die Schweiz und nach Italien. Seinen Frankfurter Wohnsitz gab Stein 1825 auf und hielt sich seither entweder in Nassau oder auf Cappenberg auf. 

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Zur Judenemanzipation, die er im Zuge der Städteordnung von 1808 mit auf den Weg gebracht hatte, verhielt Stein sich zunehmend ablehnend und dachte 1816 sogar an eine Ausweisung der Juden an die Nordküste Afrikas. Er warnte davor, dass die aus der Leibeigenschaft befreiten Bauern in die Hörigkeit der Juden geraten würden, sprach von der Verderblichkeit der jüdischen Horde und unterstellte jüdischen Bankiers 1823 Mangel an Ehrgefühl und Befriedigung der Habsucht. 

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Auf Steins Initiative kam es in seiner Frankfurter Wohnung am 20. Januar 1819 zur Gründung der „Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde“ . Präsident dieser Gesellschaft zur Herausgabe der 'Monumenta Germaniae Historica' als bedeutendstes Quellenwerk zur mittelalterlichen deutschen Geschichte wurde Stein. Bis 1824 leitete er die Arbeiten persönlich und übertrug sie danach an den Historiker Georg Heinrich Pertz . Stein selbst kümmerte sich weiter um die Organisation des Projekts. Der erste Band mit Quellen zur Karolingerzeit erschien 1826. 

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Mit siebzig Jahren wurde ihm noch einmal ein öffentliches Amt übertragen. Als Marschall leitete er die ersten drei westfälischen Provinziallandtage (1826, 1828 und 1830/31) und versuchte dabei der regionalen Selbstverwaltung Impulse zu geben. Auf dem ersten Provinziallandtag kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Adelsvertretern mit Stein an der Spitze auf der einen Seite und den Abgeordneten der Städte und Landgemeinden auf der anderen Seite. 

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1831 starb Stein an den Folgen einer Lungenerkrankung auf Schloss Cappenberg.

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Weitere Infos:     

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Zitate
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Ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutschland, und da ich nach alter Verfassung nur ihm und keinem besonderen Teil desselben angehörte, so bin ich auch nur ihm und nicht einem Teil desselben von ganzer Seele ergeben.

Durch Mut und Unerschrockenheit erreicht man mit kleinen Mitteln große Zwecke.

Tue was du sollst, komme was da wolle!

Innere Selbständigkeit heißt das große Gut, was auf so manchem Weg und Umweg erreicht wird.

Es darf nichts getan werden, was nicht grad und offen getan werden kann.

Das beste immer ist, man verfahre mit Wahrheit und Einfachheit.

Am guten Tage denke bei allem, was du tust, du schriebst deine Geschichte in das goldene Buch der Ewigkeit; tue dir nie genug.

Die Geschichte erhebt uns über das Gemeine der Zeitgenossen, und macht uns bekannt mit dem, was die Edelsten und Größten geleistet, und was Trägheit, Sinnlichkeit, Gemeinheit oder verkehrte Anwendung großer Kräfte zerstört. Ich halte es daher für wesentlich, den Sinn für das Studium der Geschichte zu erregen, und damit den Jüngling vorzüglich zu beschäftigen.

Jeder Stand ist falsch gestellt, der zu Druck und Verachtung des anderen führt, und hat eine falsche und schädliche Gewalt, wenn er Druck und Verachtung gegen andere üben kann.

Von dem Dasein einer gut organisierten mit den Angriffsmitteln der Nachbarn im Verhältnis stehenden Armee hängt die Integrität und die Selbständigkeit einer Nation ab, und der Besitz ihres Vermögens, ihrer Kultur und des eigentümlichen Fortschreitens in der Zivilisation wird ihr durch hinlängliche Verteidigungsanstalten gesichert.

Das zahllose Beamtenheer ist eine wahre
Peitsche Gottes für Deutschland.

Ernst Moritz Arndt  erzählt folgende Begebenheit aus Sankt Petersburg im November 1812:

Die alte Herrin und Kaiserin ... bei der Nachricht von dem Rückzuge und der Flucht der Feinde von ihren Schrecken erlöst, hatte, auch von dem allgemeinen Siegesmut angesteckt, (bei einem Festmahl nach dem Abzug Napoleons aus Moskau) dem Minister Stein gegenüber ihre stolzen württembergischen Lippen ungefähr mit den Worten aufgetan: „Wenn jetzt noch ein französischer Soldat durch die deutschen Grenzen entrinnt, so werde ich mich schämen, eine Deutsche zu sein.“ Bei diesen Worten, so erzählte Uwaroff , sah man Stein im Gesichte rot und längs seiner großen Nase vor Zorn weiß werden, sich erheben, verneigen und in geflügelter Rede also erwidern. „Ew. Majestät haben sehr unrecht, solches hier auszusprechen, und zwar über ein so großes, treues, tapfres Volk, welchem anzugehören Sie das Glück haben. Sie hätten sagen sollen, nicht des deutschen Volkes schäme ich mich, sondern meiner Brüder, Vettern und Genossen, der deutschen Fürsten. Ich habe die Zeit durchlebt, ich lebte in den Jahren 1791, 1792, 1793, 1794 am Rhein; nicht das Volk hatte schuld, man wusste es nicht zu gebrauchen: hätten die deutschen Könige und Fürsten ihre Schuldigkeit getan, nimmer wäre ein Franzose über die Elbe, Oder und Weichsel, geschweige über den Dnestr gekommen.“ - Und die Kaiserin hatte die Rede aufgenommen, wie sie nicht anders konnte, und mit aller Fassung gedankt. „Sie mögen vielleicht recht haben, Herr Baron; ich danke Ihnen für die Lektion.“
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