Montag, 21. Juli 2014

Das Magdalenenhochwasser
ABCD
vom 21. Juli 1342.

ABCD 
Am St. Magdalenentag des Jahres 1342 - das entspricht dem 21. Juli nach unserer Zeitrechnung - wurde Mitteleuropa vom vermutlich größten Hochwasser dieses Jahrtausends heimgesucht. Nach längerer Trockenheit folgte ein zwei Tage anhaltender außerordentlicher Wolkenbruch. Damals stand das Wasser des Mains in Würzburg bis nahe an den Dom. Aus der Rheinregion wird berichtet, dass im Mainzer Dom das Wasser einem Mann bis zum Gürtel stand und man in Köln mit Booten über die Stadtmauer fahren konnte. Betroffen waren u. a. Rhein, Main, Donau, Mosel, Moldau, Elbe, Werra, Unstrut und Weser. Selbst Kärnten und die Lombardei wurden vom Hochwasser heimgesucht.

  
Wie bei anderen extremen Hochwasserereignissen wurde die Flut wahrscheinlich durch eine besondere Wetterlage ausgelöst. Nach einem kalten, schneereichen Winter hatte die Schneeschmelze im Februar bereits ein erstes Hochwasser bewirkt, das in Prag unter anderem die Judithbrücke, die Vorläuferin der Karlsbrücke, zerstört hatte. Nach einem feuchten Frühsommer, der für konstant hohe Pegelstände der Flüsse sorgte, ließ dann eine Hitzewelle im Juli die Böden austrocknen, so dass sie kaum noch Wasser durchlassen konnten. Dann zog etwa vom 19. bis zum 22. Juli ein Regengebiet vom Südosten kommend in nordwestlicher Richtung über Deutschland hinweg, das weiten Gebieten große Niederschlagsmengen brachte. Im Einzugsgebiet des Mains traten hierbei Niederschlagsmengen von durchschnittlich mindestens 175 mm, verteilt über vier Tage, auf.

Das Hochwasser wird in den Chroniken zahlreicher Städte erwähnt, so in Würzburg, Frankfurt am Main, Mainz, Köln, Regensburg, Passau und Wien. Fast alle Brücken wurden damals zerstört, Flussläufe änderten sich. In Bamberg riss die Regnitz eine Brücke mit Turm ein. Allein in der Donauregion starben mehr als 6.000 Personen. Im Solling wurde das Dorf Winnefeld zerstört.


Für das Rhein-Main-Gebiet ist der Verlauf des Hochwassers aus zeitgenössischen Quellen sowie aus heutigen Modellrechnungen erschließbar. Aus dem für Frankfurt überlieferten Pegelstand von 7,85 Meter lässt sich beispielsweise für den Main ein Höchstabfluss von 3.700 m³/s bis 4.000 m³/s errechnen. Das ist fast doppelt so viel wie beim Hochwasser vom Januar 1995. Der Hochwasserscheitel dauerte in Frankfurt etwa drei bis vier Tage. Modellrechnungen zufolge erreichte der Abfluss erst nach etwa vier Wochen wieder normale Werte. Für Würzburg wurde ein Abfluss von 3.000 bis 3.600 m³/s errechnet, wobei die Einflüsse durch den Einstau der eingestürzten Brücke schwer abzuschätzen sind. Die Höhe der Flut wurde mangels Hochwassermarken durch historische Beschreibungen („In der Stadt Würzburg trat der Strom bis an die erste steinerne Säule an den Domgreden“) ermittelt.

Fast alle großen Hochwasser an den Flüssen Rhein, Main und Donau treten im Winterhalbjahr zwischen 1. November und 30. April auf, wenn durch Schneeschmelze und Bodenversiegelung durch Frost die zu bewältigenden Abflussmengen noch verschärft werden. Das Magdalenenhochwasser ist auch in dieser Hinsicht eine Ausnahme, die man mit statistischen Methoden nicht mehr erfassen kann. Die Abflussmaxima entsprechen etwa einem statistischen Wiederkehrwert von 10.000 Jahren. Die topographischen Konsequenzen des Hochwassers können heute noch nachgewiesen werden. Die Masse des erodierten Bodenmaterials betrug ca. 13 Milliarden Tonnen. Das entspricht etwa der Menge, die bei normalen Wetterbedingungen in 2000 Jahren verloren geht.

In den Jahren nach dem Magdalenenhochwasser folgten kalte und nasse Sommer, die in Verbindung mit dem wegerodierten Boden zu Ernteeinbußen führten, in deren Folge es zu massiven Hungersnöten kam, die die Folgen der in den Jahren 1347 bis 1353 grassierenden großen europäischen Pestepidemie zusätzlich verschlimmerten. Auch außerhalb der Regionen, in denen Hochwasser nachweisbar ist, ergeben sich Hinweise auf Starkregen und Bodenerosion, so am Mittleren Neckar.

Berichte aus Chroniken:

– Frankfurt am Main
„Am dritten Tag vor Maria Magdalena biß auf ihren tag ist der Meyn so groß gewesen, daß das waßer ganz und gar umb Sachsenhausen ist gangen und zu Frankfurt in alle kirchen und gaßen“.
– Mainz
„[wo im Dom] das Wasser einem Mann bis zum Gürtel stand“
– Würzburg
„Am Maria Magdalenatag und am folgenden Tag fiel ein außerordentlicher Wolkenbruch, welcher den Mainstrom so sehr anschwellte, daß der selbe allenthalben weit aus seinem Bette trat, Äcker und Weingärten zerstörte und viele Häuser samt Bewohner fortriß. Auch die Brücke in Würzburg sowie die Brücken anderer Mainstädte wurden durch die Wuth des Gewässers zertrümmert. In der Stadt Würzburg trat der Strom bis an die erste steinerne Säule an den Domgreden.“
– Curt Weikinn

„In diesem Sommer war eine so große Überschwemmung der Gewässer durch den ganzen Erdkreis unserer Zone, die nicht durch Regengüsse entstand, sondern es schien, als ob das Wasser von überall her hervorsprudelte, sogar aus den Gipfeln der Berge […], und über die Mauern der Stadt Köln fuhr man mit Kähnen […], Donau, Rhein und Main trugen Türme, sehr feste Stadtmauern, Brücken, Häuser und die Bollwerke der Städte davon, und die Schleusen des Himmels waren offen, und es fiel Regen auf die Erde wie im 600. Jahre von Noahs Leben […], ereignete es sich in Würzburg, daß dort der Main mit Gewalt die Brücke zertrümmerte und viele Menschen zwang, ihre Behausungen zu verlassen.“

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