Montag, 4. August 2014

Knut Hamsun   
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* 4. August 1859 in Vågå
† 19. Februar 1952 in Nørholm bei Grimstad

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norwegischer Schriftsteller.

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Hamsun wurde als viertes von sieben Kindern der Kleinbauern Peder Pedersen und Tora Olsdatter geboren und Knud Pedersen getauft. Sein Vater war zusätzlich als Dorfschneider tätig. 1863 zog die Familie nach Hamarøy in Nordland um und kaufte dort den kleinen Hof Hamsund. Als Neunjähriger kam er für mehrere Jahre zu seinem Onkel Hans Ohlsen in Presteide, bei dem die Eltern verschuldet waren, und hatte dort Hilfsdienste im Pfarrhof zu leisten und aus dem Bibelboten vorzulesen. Nach seiner Konfirmation war er bei einem Kaufmann als Ladengehilfe beschäftigt. 1875, mit sechzehn Jahren, begab er sich auf Wanderschaft durch Norwegen, um das Land kennen zu lernen, und arbeitete als Hafenarbeiter, fahrender Händler und auch als Gemeindeschreiber.
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Als Autor nannte sich Hamsun zunächst Knut Pedersen, 1878 fügte er den Hofnamen hinzu: Knut Pedersen Hamsund. 1885 tauchte erstmals der Name Hamsun auf, den er fortan beibehielt. Seine ersten literarischen Versuche unternahm Hamsun 1877 mit dem Werk 'Den Gaadefulde' (Der Rätselhafte) und der Bauernovelle 'Björger' (Der Bürger) von 1878. 1882 wanderte Hamsun in die USA aus, arbeitete dort u. a. als Straßenbahnschaffner in Chicago, Farmarbeiter, Handlungsgehilfe und Sekretär und kam 1885 schwer an einer Lungenentzündung erkrankt nach Norwegen zurück. Nach seiner Genesung versuchte er kurze Zeit, als Journalist in Oslo zu arbeiten, reiste aber 1886 erneut in die USA, wo er u.a. Zeitungsartikel schrieb, kehrte aber 1888 nach Norwegen zurück. Hamsun vermochte in Amerika nie richtig Fuß zu fassen, die amerikanische Mentalität stieß ihn ab. 
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Der 1890 erschienene Roman „Sult”, in der deutschen Übersetzung 'Hunger', brachte ihm erste literarische Anerkennung. In den nächsten Jahren lebte er in Paris und unternahm dann Reisen nach Finnland, Russland, der Türkei und Persien. Die Werke dieser Periode begründeten seinen Weltruhm. 1892 erschien 'Mysterier' (Mysterien), in dem er die Zerrissenheit eines Menschen darstellt. Eines seiner Hauptwerke wurde der 1894 erschienene 'Pan'. 1898 erschien der Roman 'Victoria'. Im gleichen Jahr heiratete Hamsun, 1906 ließ er sich scheiden. Drei Jahre später heiratete er die 22 Jahre jüngere Schauspielerin Marie Andersen
, die als Kinderbuchautorin unter dem Namen Marie Hamsun bekannt wurde.
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Die Werke nach seiner zweiten Heirat zeigen jeweils eine Vielzahl von Figuren in ihren gesellschaftlichen Verflechtungen. In den Jahren 1906 bis 1912 erschien seine Wandertrilogie in deren Zentrum ein Wanderer steht, der sich nicht binden will, bestehend aus 'Under Høststjærnen' (Unter Herbststernen, 1906), 'En Vandrer spiller med Sordin' (Gedämpftes Saitenspiel, 1909) und 'Den Siste Glæde' (Die letzte Freude, 1912). 1911 erwarb Hamsun einen Hof in Hamarøy. 1913 und 1915 beschrieb er den Untergang der alten Gutsbesitzerfamilien und den Aufstieg neuer Gruppen in 'Kinder der Zeit' und 'Die Stadt Segelfoß'. 1917 erschien sein bekanntester Roman, „Markens Grøde” (Segen der Erde), für den er 1920 den Literaturnobelpreis erhielt und in dem er die Geschichte eines tugendhaften Ödlandbauern beschreibt, der sein Land urbar macht und von den Früchten seiner Arbeit lebt. 

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Im gleichen Jahr zog Hamsun nach Südnorwegen. Er schrieb 'Konerne ved Vandposten' (Die Weiber am Brunnen, 1920), wo es um Selbstbetrug als Überlebensstrategie geht, und 'Siste Kapitel' (Das letzte Kapitel, 1923), einem Roman über ein Sanatorium. Eine weitere Trilogie erschien in den Jahren 1927 bis 1933 mit den Romanen 'Landstrykere' (Landstreicher, 1927), 'August' (August Weltumsegler, 1930) und 'Men Livet lever' (Nach Jahr und Tag, 1933). 1936 erschien sein letzter Roman 'Ringen sluttet' (Der Ring schließt sich).
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Hamsun war ein großer Bewunderer Deutschlands und ein entschiedener Gegner des britischen Imperialismus und des Kommunismus. Schon im Ersten Weltkrieg war er für Deutschland öffentlich eingetreten. Er blieb ein Freund Deutschlands bis zu seinem Tode, obwohl er die deutsche Sprache nicht beherrschte. 1935 griff er Carl von Ossietzky
an und bezeichnete ihn als merkwürdigen Friedensfreund, der vorsätzlich in Deutschland geblieben sei, um als Märtyrer erscheinen zu können. Als Ossietzky 1935 den Friedensnobelpreis erhielt, äußerte Hamsun öffentlich massive Kritik. Die Entrechtung der Juden im Deutschen Reich, welche die jüdische Auswanderung forcieren sollte, rechtfertigte Hamsun: „Ich habe es so verstanden, dass Deutschland nur die jüdische Macht innerhalb des Landes hemmen will, so dass es nicht die Juden sind, sondern die Deutschen, die in Deutschland herrschen sollen. Es ist für beide Parteien unbefriedigend, dass die Juden dazu gezwungen sind, unter fremden Rassen zu Hause zu sein.“ 1940 appellierte er an seine Landsleute: „Norweger! Werft das Gewehr weg und geht wieder nach Hause! Die Deutschen kämpfen für uns alle und brechen jetzt Englands Tyrannei über uns und alle Neutralen.”  
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Das undiplomatische Auftreten des Reichskommissars Josef Terboven
veranlasste Hamsun 1943, auf dessen Ablösung hinzuwirken. Hamsuns Annahme, er könnte durch seinen Namen und seine Autorität einen Hitler beeinflussen, erwies sich als Irrtum. Am 7. Mai 1945 erschien Hamsuns Nachruf auf Hitler, vgl. weiter unten.
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Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges steckte die norwegische Emigrantenregierung Hamsun zunächst in ein Altersheim und dann in die psychiatrische Klinik in Oslo. Schließlich verurteilte man ihn 1947 zur Zahlung von 425.000 Kronen zuzüglich Zinsen und Verfahrenskosten, was den finanziellen Ruin der Familie Hamsun bedeutete.   
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Sein letzten Buch 'På gjengrodde Stier' (Auf überwachsenen Pfaden, erschien 1949. Hamsun starb 92-jährig auf Nørholm, in dessen Garten auch seine Urne beigesetzt wurde.

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Weitere Infos:


Zitate

Ich bin es nicht wert, von Adolf Hitler laut zu sprechen, und sein Leben und Tun lädt auch nicht zu sentimentaler Regung ein. Er war ein Krieger, ein Krieger für die Menschheit und ein Verkünder des Evangeliums vom Recht für alle Völker. Er war eine reformatorische Gestalt von höchstem Rang, und sein historisches Schicksal war es, in einer Zeit beispielloser Rohheit wirken zu müssen, der er schließlich zum Opfer fiel.
Norwegische Zeitung 'Aftenposten', 7. Mai 1945.

Fragt jemand, was die Liebe ist, so ist sie nichts als ein Wind, der in den Rosen rauscht und dann wieder dahin stirbt. Oft aber ist sie auch wie ein unzerbrechliches Siegel, das das ganze Leben lang dauert, bis zum Tode.

Das Genie ist ein Blitz, dessen Donner Jahrhunderte währt...

Der Mensch will höher fliegen, als ihm die Flügel dazu gewachsen sind. Da fällt er herunter.

Das wahre Geschenk macht einen reicher,
obwohl man etwas hingibt...

Das Gute geht immer seinen spurlosen Weg,
das Böse zieht immer seine Folgen nach sich...

Das eigene Innere jedes einzelnen Menschen ist die Quelle der Trauer oder der Freude...

Ja, wir sind Landstreicher auf Erden. Wir wandern Wege und Wüsten, zuweilen kriechen wir, zuweilen gehen wir aufrecht und zertreten einander.

Niemand lebt von feinem Essen länger als von derber Nahrung.
 
Freude ist nicht Lustigkeit.

Ein Zufall, der Gutes bringt, wird als Vorsehung angesehen, ein Zufall jedoch, der böse ausgeht, ist Schicksal...

Es ist nicht leicht zu erkennen, wer verrückt ist und wer vernünftig.
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