Sonntag, 10. August 2014

Die Schlacht auf dem Lechfeld  

am 10. August 955. 


Otto der Große besiegt die Ungarn. 


Die Schlacht auf dem Lechfeld war der Endpunkt der Ungarneinfälle und größte militärische Sieg Ottos des Großen gegen die ungarischen Reiter, die zuvor mit ihren Plünderzügen weite Teile Mitteleuropas verheert hatten. Benannt ist die Schlacht nach dem Lechfeld im Dreieck zwischen Landsberg, Augsburg und Mering. 

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Im Jahr 955 dauerten die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den  Magyaren und dem Ostfrankenreich bereits an die 60 Jahre. Im Vorjahr hatte sich zudem im Liudolfinischen Aufstand fast der gesamte Süden des Reiches gegen Otto erhoben, was von den Magyaren zu ihrem bisher weitesten Zug über Bayern und Belgien bis nach Nordfrankreich, zurück über Oberitalien und Kroatien genutzt wurde. Am 17. Dezember 954 hielt Otto I. einen Reichstag im thüringischen Arnstadt ab, der diesen Hauskrieg mit der förmlichen Unterwerfung Liudolfs beendete. Damit waren die innenpolitischen Voraussetzungen für die kommende Auseinandersetzung mit den Ungarn geschaffen.

Im Frühjahr 955 trafen ungarische Gesandte bei Otto ein, vorgeblich, um ihre freundschaftliche Gesinnung zu beteuern. Wahrscheinlich sollten sie aber seine Stärke nach dem Aufstand ausspionieren. Jedenfalls wurde kurz nach ihrer Abreise gemeldet, dass die Ungarn die Grenzen des Reiches überschritten hätten und den König zur Feldschlacht forderten.

Zunächst führte der Zug der Ungarn in den bayerischen Raum zwischen Donau und Alpen bis nach Augsburg, wo sie vermutlich am Gunzenle
ihr Hauptlager aufschlugen. Obwohl die Stadt schlecht befestigt war, gelang es den Augsburgern, die Ungarn zunächst zurückzuschlagen. Am härtesten umkämpft war dabei das Osttor, dessen Verteidigung von Bischof Ulrich persönlich überwacht wurde, der die Stadt schon 924 gegen die Ungarn gehalten hatte. Erst als einer der Anführer fiel, brachen die Angreifer ihre Attacken ab.

In der darauf folgenden Nacht ließ Bischof Ulrich Klosterfrauen in Prozessionen durch die Stadt ziehen, um Fürbitten zur Mutter Gottes zu halten. Am nächsten Tag erschienen die Ungarn dann mit Belagerungsgerät vor den Mauern. Von ihren Anführern mit Peitschen angetrieben, berannten sie erneut die Mauer, bis sie durch ein Hornsignal zurückgerufen wurden.

Durch einen der Aufrührer im Liudolfinischen Aufstand waren die Ungarn vor dem nahenden deutschen Heer gewarnt worden und sammelten sich jetzt zur Feldschlacht. Die Augsburger ihrerseits schickten jeden entbehrlichen Mann ins nahe Lager Ottos.

In der Gegend um Günzburg trafen Einheiten der Baiern, der Franken und der ehemalige Aufständische Konrad der Rote
ein. Ottos Hausmacht der Sachsen musste zum großen Teil als Verteidigung gegen die Slawen im Osten gelassen werden (etwa 2.000 Mann). Auch die Lothringer Verbände (ebenso viele Truppen) kamen nicht zu dem vereinbarten Treffpunkt. In dem letzten Marschlager vor Augsburg stießen die Verteidiger der Stadt zum Heer. Otto setzte daraufhin den nächsten Tag für die Feldschlacht an und befahl ein allgemeines Fasten zur Vorbereitung.

Am Morgen des 10. August, dem Gedenktag des heiligen Laurentius
, versicherten sich die deutschen Soldaten in einer Heerfriedenszeremonie ihrer gegenseitigen Treue und machten sich auf den Weg zum Schlachtfeld. Die Marschordnung bestand aus 8 Heerhaufen, die sich wie folgt zusammensetzten: Baiern unter den Heerführern des Herzogs Heinrich von Bayern , Franken unter Konrad dem Roten, unmittelbares Gefolge des Königs, vornehmlich sächsische und fränkische Ritter, Schwaben unter dem Herzog Burchard , 1.000 Böhmen mit Tross. 

Obwohl die Marschroute durch Bäume gedeckt war, um sich vor den Pfeilen der Ungarn zu schützen, schafften es diese, den Heerzug zu umgehen und von hinten aufzurollen; dabei schlugen sie Böhmen und Schwaben in die Flucht und eroberten den Tross. Da sie jedoch unmittelbar nach ihrem Erfolg zum Plündern übergingen, konnte Konrad der Rote die Ungarn zurückschlagen. Inzwischen war der vordere Teil des Heeres auf dem Lechfeld angelangt und stand der Hauptmacht der Magyaren gegenüber.

Von dem Verlauf der eigentlichen Feldschlacht ist wenig bekannt. Der Bruder Bischof Ulrichs, Dietpald von Dillingen
, fiel. Auch Konrad der Rote wurde von einem Pfeil tödlich in den Hals getroffen. Insgesamt scheint es wahrscheinlich, dass Otto eine ähnliche Taktik wie sein Vater Heinrich 933 in der Schlacht an der Unstrut verfolgte, um die magyarischen Reiter in Reichweite seiner Panzerreiter zu bekommen. Am Ende der Feldschlacht befanden sich die Ungarn auf der Flucht – und zwar so zahlreich (immerhin noch etwa 20.000 Mann), dass die Augsburger zunächst von einem erneuten Angriff ausgingen, als die Reiter auf ihre Stadt zustürmten. Tatsächlich versuchten sie jedoch, auf die baierische Uferseite des Lechs zu ihrem Lager zu gelangen, das jedoch von nachfolgenden ostfränkischen Panzerreitern noch am selben Tag genommen wurde. Andere Ungarn mit ermüdeten Pferden zogen sich in umliegende Dörfer zurück, wo sie von den deutschen Einheiten eingeschlossen und verbrannt wurden.

In den kommenden Tagen zeigte sich der wahre Plan König Ottos. Noch in der direkten Umgebung des Lechfelds hatte er im Vorfeld auf der baierischen Uferseite Burgställe
bemannen lassen, die jetzt den Magyaren den Rückweg abschnitten. In die Enge getrieben wurden die ungarischen Einheiten zersplittert und niedergemacht. Den wenigen Kriegern, die diesen Massakern entkommen konnten, wurde im Hinterland an Fähren und Furten aufgelauert. Sie wurden erschlagen oder ertränkt. Auf der Flucht wurden so unter anderem die Anführer Bulcsú , Lehel und Sur gefangen genommen und zusammen mit anderen Adeligen nach Regensburg gebracht, wo sie in Massenhinrichtungen getötet wurden.

Für die Ungarn bewirkte der katastrophale Ausgang der Schlacht eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft. Nachdem die Klasse der Reiterkrieger empfindlich an Macht eingebüßt hatte, vermischten sich die Magyaren mehr und mehr mit den ansässigen Slawen und wurden sesshaft. Sie räumten die Gebiete im heutigen Österreich und zogen sich ins heutige Westungarn zurück. Großfürst Géza
bat Otto um Missionare und entmachtete den alten Kriegeradel, die Gegenpartei der Arpaden . Sein Sohn Stephan der Heilige heiratete schließlich eine bayerische Prinzessin aus dem Haus des deutschen Kaisers.

Für Otto bedeutete der Sieg auf dem Lechfeld zunächst eine Konsolidierung seiner Herrschaft. Aus Dank weihte er dem Namensheiligen des 10. Augusts, dem Heiligen Laurentius
, dem er den Sieg zuschrieb, in Merseburg ein Bistum, und der heilige Laurentius/Lorenz wurde zu einem der wichtigsten und meistverehrten Heiligen im Abendland. In der Folgezeit nahm das Byzantinische Reich diplomatische Beziehungen mit den Ostfranken auf. Am 2. Februar 962 wurde Otto schließlich vom Papst in Rom zum Kaiser gekrönt. 

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