Donnerstag, 14. August 2014

Johannes Trojan

* 14. August 1837 in Danzig
† 23. November 1915 in Rostock

Deutscher Schriftsteller und Dichter

 

Trojans Vater war ein wohlhabenden Danziger Kaufmann. Als Kind verbrachte Trojan die Sommerferien oft bei Verwandten im Danziger Werder . Schon früh begann er mit dem Reimen, oft gemeinsam oder im Wettbewerb mit seinem Vater. Seine Mutter war schon 1841 gestorben. Die Familie besaß ein Sommerhaus im Vorort Langfuhr am Johannisberg; der Vater war ein großer Blumenfreund und Blumenzüchter, und jedes der fünf Kinder hatte ein eigenes kleines Beet, das es versorgen musste. In jungen Jahren besuchte Trojan eine Kunstschule in Danzig. In der Prima im Sommer unternahm Trojan mit seiner Zwillingsschwester und seiner ältesten Schwester als Aufsicht eine Erholungsreise in die schlesischen Berge, unterwegs besichtigten sie Berlin, das im Vergleich zu Danzig keine besonders guten Noten von ihnen erhielt. 1856 legte er sein Abitur am Städtischen Gymnasium ab.

Trojan studierte ab 1856 fünf Semester Medizin in Göttingen, kurz nach Ostern 1856 wurde er Mitglied einer studentischen Korporation, deren Bierzeitung er vier Semester gestaltete, dann wechselte er zur Philologie (deutsche Sprache und Literatur) nach Bonn und Berlin, seit 1859 lebte er in Berlin. Er berichtet, dass er nach Eröffnung der Ostbahn im Jahre1852 neunzehn Stunden im Personenzug von Danzig nach Berlin benötigte. 1862 starb der Vater und Trojan musste sein Studium wegen ausbleibender Unterstützung abbrechen.

Er wurde Hilfsredakteur der “Berliner Morgenzeitung”
mit einem Monatsgehalt von fünf Reichstalern, zusätzlich gab er Nachhilfestunden und veröffentlichte einzelne Gedichte. 1866 wurde er Redakteur der politisch-satirischen Berliner Zeitschrift “Kladderadatsch” , einem Wochenblatt, mit zunächst acht Reichstalern zusätzlich, alsbald aber mit 50 Reichstalern monatlich. Er war schließlich von 1886 bis 1903 der Chefredakteur dieser sehr angesehenen Berliner Zeitschrift, die von 1848 bis 1944 fast hundert Jahre bestand. 

1866 gründete Trojan einen eigenen Hausstand, in dem er schließlich sieben Kinder großzog. Nach einer anfänglich kritischen Haltung trug ihm seine absolute Loyalität gegenüber Bismarcks politischem Kurs dessen Sympathien ein. Er lernte ihn persönlich kennen und besuchte ihn mehrmals im Sachsenwald und wurde von Bismarck mit besonders guten Weinen verwöhnt. Nach Bismarcks Demission geriet Trojan wiederholt in Konflikt mit den Zensurbehörden und wurde 1898 (mit 61 Jahren!) wegen Pressevergehens und Majestätsbeleidigung zu zweimonatiger Festungshaft verurteilt. 

 

Diese Haft musste er in seiner Heimatstadt Danzig, in der Festung Weichselmünde absitzen. Trojan hat hierüber ein sehr amüsantes Buch geschrieben, das viele hübsche und oft längst vergessene Details über das damalige Danzig enthält: “Zwei Monat Festung”. Auf Antrag erhielt er Bade- oder auch Stadturlaub, musste aber zu vorgeschriebener Zeit wieder in seiner Zelle sein. Seine Frau und die jüngste Tochter kamen ihn für längere Zeit besuchen und wohnten im Außenbezirk der Festung in Sichtweite. Auf seinen Antrag hin erhielt er einen mehrtägigen Urlaub, um mit dem Direktor des Westpreußischen Provinzialmuseums und einigen anderen eine Weichselfahrt zu unternehmen. Zahlreiche Geschenke erhielt er von Freunden und Verwandten auf der Festung, Ess- und Trinkbares teilte er mit seinen Mithäftlingen. 

Anlässlich seines 70. Geburtstages 1907 wurde Trojan durch die Verleihung des Professorentitels rehabilitiert. Später erhielt er auch die Ehrendoktorwürde der Rostocker Universität. In den Jahren 1900 und 1907 reiste er mit seiner zweiten Frau nach Kanada, wo eine seiner Töchter verheiratet war. Seit 1909 lebte und arbeitete er als freischaffender Schriftsteller in Warnemünde
. Trojan starb in Rostock mit 78 Jahren.

Trojan fand bei seinen Zeitgenossen als Schriftsteller, Redakteur, gemütvoller Humorist, satirischer Dichter, scharfsinniger Journalist und als Kinderdichter große Anerkennung. Heute ist sein Ruhm verblasst. Der “Kladderadatsch” wurde unter seiner Leitung zur maßgeblichen satirischen Zeitschrift des Bismarck-Reiches. Stark ausgeprägt war seine Liebe zur Natur, insbesondere zur Botanik, die sich mit außergewöhnlichen Kenntnissen über die Pflanzenwelt vereint. Er machte lange Fußwanderungen (30 bis 40 Kilometer am Tag) in der Schweiz und in Oberitalien, an der Mosel, in der Lüneburger und in der Rostocker Heide oder im Harz.
Trojans Liebe zum Rebensaft kam in zahlreichen Reisen in die Weinanbaugebiete und in Gedichten und Geschichten zum Ausdruck.

 

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ABCD
Zitate

So hart ist kein Tyrann,
zu fordern von einem Mann,
was einer aus freien Stücken
sich ladet auf seinen Rücken.

Ein junger Knab', eine alte Maid
Zu jeglicher Torheit sind bereit.

Wer für alles gleich Dank begehrt,
Der ist selten des Dankes wert.

Duchen*

In der Großstadt durch die Menge
ging ich hin in dem Gedränge
jüngst auf einem eil’gen Gang,
als es in das Ohr mir klang:
“Hör mal, Duchen!”

Wer so sprach, gleich nahm ich’s wahr,
just vorüber ging ein Paar,
Mann und Frau, an mir, zum Mann
sprach die Frau, die so begann:
“Hör mal, Duchen!”

“Duchen” – gleich füg’ ich’s hinzu –
ist Verkleinerung von “Du”.
Also drückt man gern sich aus,
wo mir stand mein Vaterhaus,
oben an dem Ostseestrande,
dort in meinem Heimatlande,
wo der Menschen Sprache so
traulich klingt wie nirgendwo
sonst auf Gottes weiter Welt,
und mir drum so sehr gefällt.
Dorther müssen sein die Zwei,
dacht’ ich, die da geh’n vorbei.

Augenblicklich vor mir stand 
mein geliebtes Heimatland,
Korngefilde, Meer und Wald
und die Stadt, ehrwürdig alt,
alles hell im Sonnenlicht
und manch liebes Angesicht.
Alles dies nahm ich wahr,
und als lange schon das Paar
im Gedränge sich verloren,
klang es noch mir in den Ohren:
“Hör mal, Duchen!”

* In der westpreußischen Sprache konnten die meisten Worte (nicht nur Hauptwörter) mit der Verkleinerungssilbe "chen" versehen werden: Man sagte also neben Speis'chen, Schweinchen usw. auch schönchen und Duchen.



Der 1888er Jahrgang

In diesem Jahr am Rheine,
sind leider gewachsen Weine,
die an Wert nur geringe,
es reiften nur Säuerlinge
im Verlauf dieses Herbstes;
nur herberes bracht er und herbstes.
Zu viel Regen, zu wenig Sonnenschein
ließ erhofften Segen zerronnen sein,
nichts Gutes floß in die Tonnen ein.
Der 88er Rheinwein
ist, leider Gottes, kein Wein,
um Leidende zu laben,
um Gram zu begraben,
um zu vertreiben Trauer;
er ist dafür zu sauer.

An der Mosel steht es noch schlimmer,
da hört man nichts als Gewimmer,
nichts als Ächzen und Stöhnen,
von den Vätern und Söhnen,
den Muttern und den Töchtern,
über den noch viel schlechtern
Ertrag der heurigen Lese.
Der Wein ist wahrhaft böse,
ein Rachenputzer und Krätzer,
Wie unter Gläubigen ein Ketzer,
Wie ein Strolch, ein gefährlicher,
in dem Kreise Ehrlicher
unter guten Weinen erscheint er.
Aller Freude ist ein Feind er,
aller Lust ein Verderber;
sein Geschmack ist fast noch herber
als des Essigs, des reinen,
ein Wein ist es zum Weinen.

Aber der Wein, der in Sachsen
in diesem Jahr ist gewachsen
und bei Naumburg im Tale
der rasch fließenden Saale,
der ist sauerer noch viele Male
als der sauerste Moselwein.
Wenn du ihn schlürfst in dich hinein
ist dir´s, als ob ein Stachelschwein
Dir kröche durch deine Kehle,
das deinen Magen als Höhle
erkor, darin zu hausen.
Angst ergreift dich und Grausen.

Aber der Grüneberger
ist noch viel ärger.
Laß ihn nicht deine Wahl sein!
Gegen ihn ist der Saalwein
noch viel süßer als Zucker.
Er ist ein Wein für Mucker,
für die schlechtesten Dichter
und dergleichen Gelichter.
Er macht lang die Gesichter,
blaß die Wangen; wie Rasen
so grün färbt er die Nasen.
Wer ihn trinkt, den durchschauert es -
wer ihn trank, der bedauert es.
Er hat etwas so versauertes,
daß es sich nicht läßt mildern
und nur schwer ist zu schildern
in Worten oder Bildern.

Aber der Züllichauer
ist noch zwölfmal so sauer
als der Wein von Grünberg.
Der ist an Säure ein Zwerg
gegen den Wein von Züllichau;
wie eine borstige wilde Sau
zu einer zarten Taube,
so verhält sich, das glaube,
dieser Wein zu dem Rebensaft
aus Schlesien. Er ist schauderhaft.
Er ist gräßlich und greulich,
über die Maßen abscheulich.
Man sollte ihn nur auf Schächerbänken
den Gästen in die Becher schänken,
mit ihm nur schwere Verbrecher tränken,
aber nicht ehrliche Zecher kränken.

Wenn du einmal kommst
in diesem Winter nach Bomst,
deine Erfahrung zu mehren,
und man setzt, um dich zu ehren,
dir heurigen Bomster Wein vor,
dann, bitt’ ich dich, sieh dich fein vor,
daß du nichts davon verschüttest
und dein Gewand nicht zerrüttest,
weil er Löcher frißt in die Kleider
und auch in das Schuhwerk leider,
denn dieses Weines Säure
ist eine so ungeheure,
daß gegen ihn Schwefelsäure
der Milch gleich ist, der süßen,
die zarte Kindlein genießen.
Fällt ein Tropfen davon auf den Tisch
so fährt er mit lautem Gezisch
gleich hindurch durch die Platte.
Eisen zerstört er wie Watte,
durch Stahl geht er wie Butter,
er ist aller Sauerkeit Mutter.
Stand halten diesem Sauern
weder Schlösser noch Mauern.
Es löst in dem scharfen Bomster Wein
sich Granit auf und Ziegelstein.
Diamanten werden sogleich,
in ihn hineingelegt, pflaumenweich,
aus Platin macht er Mürbeteig.
Dieses vergiß nicht, falls du kommst
in diesem Winter einmal nach Bomst.
ABCD

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