Donnerstag, 21. August 2014

Gustav Struve
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* 11. Oktober 1805 in München

† 21. August 1870 in Wien

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Deutscher Politiker, Rechtsanwalt, Publizist und radikaldemokratischer Revolutionär.

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Struve entstammte einer Familie aus dem Magdeburgischen und war ein Sohn des in russischen Diensten stehenden Diplomaten Johann Gustav von Struve . 1806 bis 1817 lebte er in Stuttgart, wo er auch das Gymnasium besuchte. Von 1817 bis 1822 war er Schüler des Lyzeums in Karlsruhe. Anschließend absolvierte er ein juristisches Studium in Göttingen und Heidelberg. 1827 trat er in den oldenburgischen Staatsdienst und wurde als Attaché der oldenburgischen Bundestagsgesandtschaft in Frankfurt zugeordnet. Nach dem Tod seines Vaters im März 1828 wurde er nach Oldenburg zurückberufen und er erhielt in Jever eine Stelle als Landgerichts-Assessor. Da er mit seinen Ansichten in Diplomatenkreisen Anstoß erregte, war Struve zunächst froh, im Justizwesen eine neue Karriere beginnen zu können, wurde aber auch hier nicht glücklich. Er ersuchte um die Entlassung aus dem Staatsdienst und versuchte, in Göttingen und Jena eine akademische Tätigkeit aufzunehmen. 

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1833 ließ er sich im badischen Mannheim als Rechtsanwalt nieder, wo seine Examen aber nur teilweise anerkannt wurden und er erst 1836 Obergerichts-Advocat werden konnte. 

Nachdem Struve 1831-1843 mehrere juristische Werke publiziert hatte, befasste er sich 1843-1845 verstärkt mit der Phrenologie
. Er schrieb ein Handbuch und zwei weitere Bücher zu diesem Thema und war Herausgeber und Redakteur der Zeitschrift für Phrenologie. In Baden stieg er auch in die Politik ein. Er unterstützte die liberalen Abgeordneten in der badischen Kammer durch journalistisches Engagement. Dabei wandte er sich immer stärker radikaldemokratischen und frühsozialistischen Positionen zu. Mitte 1845 bis Ende 1846 war er Redakteur des 'Mannheimer Journals'. In dieser Zeit sah er sich stark den Eingriffen staatlicher Zensur ausgesetzt.
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1845 heiratete Struve die Tochter eines Sprachlehrers aus Mannheim. Die zu dieser Zeit nicht standesgemäße Heirat führte zum Zerwürfnis mit seiner Familie. Dies und seine lebensreformerische Haltung, die er mit seiner Frau teilte, veranlassten das Ehepaar 1846 von der evangelischen Konfession in die damals bestehende Deutsch-Katholische Kirche
zu konvertieren, die eine Vereinigung von Katholizismus, Protestantismus, Judentum und moderner Wissenschaft anstrebte. Des weiteren legte Struve 1847 seinen Adelstitel ab.  
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Zusammen mit Friedrich Hecker war Struve einer der führenden Köpfe der badischen Revolution. Beide gehörten zum radikaldemokratischen und antimonarchistischen Flügel der Revolutionäre, der in Baden in den vielerorts gegründeten politischen Volksvereinen stark vertreten war. Ende Februar 1848 adressierten Hecker und Struve an die Deputierten zu Karlsruhe eine Kurzfassung ihrer Forderungen:
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1. Volksbewaffnung mit freier Wahl der Offiziere;
2. Unbedingte Pressefreiheit;
3. Schwurgerichte nach dem Vorbilde Englands;
4. Sofortige Herstellung eines 'teutschen' Parlaments.
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Im März 1848 sagte Struve, dass er kein Heil für Deutschland sehen könne, solange 34 Fürstenfamilien über dasselbe herrschten. Nur die föderative Republik nach dem Vorbilde der nordamerikanischen Freistaaten könne die Einheit und zu gleicher Zeit die Freiheit Deutschlands sicherstellen. Enttäuscht von der Arbeit des Frankfurter Vorparlaments sah Hecker nur in einem gewaltsamen Umsturz die Möglichkeit, eine republikanische Regierungsform in Baden durchzusetzen. Am 12. April 1848 rief Hecker in Anwesenheit Struves in Konstanz die Republik aus. Anschließend warb er Freischärler an, um mit ihnen in die Landeshauptstadt Karlsruhe zu marschieren. Im Gefecht auf der Scheideck
bei Kandern im Schwarzwald traf der Heckerzug auf reguläre Truppen, die die schlecht bewaffneten Freischärler in die Flucht schlugen. Darauf flohen Hecker und Struve in die Schweiz.
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Struve zog am 21. September 1848 aus Basel kommend mit 50 Mann in Lörrach ein. Auf dem Marktbrunnen ließ er die rote Fahne der Revolution hissen und versprach vom Balkon des Rathauses in einer Rede an das Deutsche Volk: Wohlstand, Bildung, Freiheit für alle! Schließlich proklamierte Struve unter den Hochrufen der Bevölkerung eine Deutsche Republik (Struve-Putsch). Der im Volksmund Struwwelputsch genannte Zug Struves nach Karlsruhe mit etwa 4.000 Freischärlern kam jedoch nur bis Staufen, wo 800 Großherzogliche Soldaten ihn und seine bewaffneten Anhänger in dem Gefecht um Staufen entscheidend schlugen. Als er und seine Frau Amalie sich über den Rhein absetzen wollten, wurden sie gefangen genommen.
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Im März 1849 verurteilte ein Schwurgericht in Freiburg Struve wegen versuchten Hochverrats zu einer Strafe von acht Jahren Zuchthaus, die in fünf Jahre und vier Monate Einzelhaft umgewandelt wurde. Das Urteil ließ keine Berufung, wohl aber eine Nichtigkeitsbeschwerde zu, die vom Anwalt der Verurteilten, Lorenz Brentano , auch eingereicht wurde. Am 2. April wurden die Gefangenen nach Rastatt überstellt und blieben dort bis zur Ablehnung der Nichtigkeitsbeschwerde. Anschließend kamen sie ins Bruchsaler Zuchthaus.
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Nachdem die badische Garnison der Bundesfestung Rastatt sich am 9. Mai 1849 feierlich mit Teilen der revolutionären Bürgerwehr unter Beschwörung der Treue und Liebe zum Volk verbrüdert hatte, floh Großherzog Leopold über den Rhein in die Festung Germersheim und anschließend ins Elsass nach Lauterburg. Darauf bildete der gemäßigte liberale Politiker Lorenz Brentano am 1. Juni 1849 eine provisorische republikanische Regierung, an der Struve, der im Verlauf der Maiaufstände aus der Festung Rastatt befreit worden war, als bekennender Linksradikaler ausdrücklich nicht beteiligt war.

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Struve gründete mit Gleichgesinnten den 'Club des entschiedenen Fortschritts' als Opposition gegen die Regierung Brentano, die weiterhin auf eine wie in der Reichsverfassung vorgesehene beschränkte Monarchie setzte und die Tür zu Verhandlungen mit dem alten Regime nicht zuschlagen wollte. Zur Abwehr der anrückenden Truppen des deutschen Bundes unter Führung des Preußenprinzen Wilhelm , dem späteren Kaiser Wilhelm I., berief Brentano den polnischen Revolutionsgeneral Ludwik Mieroslawski . Vergebens stemmte sich das durch Volkswehr verstärkte Revolutionsheer gegen die Übermacht der preußischen Truppen. Am 24. Juni musste die Revolutionsregierung Karlsruhe verlassen und nach Freiburg fliehen. Dort kam es zum endgültigen Bruch zwischen den Anhängern der Reichsverfassung und den radikalen Republikanern, so dass Brentano in der Nacht zum 29. Juni 1849 sich heimlich in die Schweiz absetzte. Struve und andere Radikale blieben noch bis Anfang Juli in Freiburg, bis auch sie vor den am 7. Juli einrückenden Preußen flohen und die Grenze zur Schweiz überschritten. Mit der Übergabe der Festung Rastatt an die Preußischen Truppen am 23. Juli 1849 war die Badische Revolution endgültig gescheitert.
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Nachdem Struve wegen fortgesetzter Agitation aus der Schweiz ausgewiesen worden war, ging er zusammen mit seiner Frau, die ihn während der Revolution immer auch aktiv unterstützt hatte, zunächst nach Frankreich und über England schließlich 1851 in die USA. Auch hier arbeitete er publizistisch für seine radikaldemokratischen Ziele, doch kam er, weil er auf deutsch veröffentlichte, bald in finanzielle Schwierigkeiten. Mit finanzieller Unterstützer des deutschen Bierbrauers Biegel nahm Struve seine in der Festungshaft Rastatt begonnenen Arbeit einer Weltgeschichte wieder auf. Den ersten Band veröffentlichte er 1860.
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1860 unterstützte Struve den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Abraham Lincoln , indem er half, die deutschstämmige Bevölkerung des Bundesstaats New York, die bis dahin eher den Demokraten zuneigte, für die republikanische Partei zu gewinnen. Nach dem Wahlsieg Lincolns nahm Struve auf Seiten der Union am Sezessionskrieg teil, indem er sich im Alter von 55 Jahren als gemeiner Soldat in die Armee eintrat. Als Hauptmann der Unions-Armee nahm Struve Ende 1862 seinen Abschied.
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Im Februar 1862 war Struves Frau bei der Geburt ihrer zweiten Tochter gestorben. Als das Großherzogtum Baden im gleichen Jahre eine Amnestie für die Teilnehmer an der 1848/49er Revolution erließ, kehrte Struve im Mai 1863 in die Alte Welt zurück. Er ließ sich zunächst in Stuttgart und später in Coburg nieder, wo er seine schriftstellerische Tätigkeit wieder aufnahm. In Coburg wurde er wieder zu einer Gefängnisstrafen wegen seiner publizistischen Tätigkeit verurteilt.
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Struve war schon 1832 Vegetarier geworden und wurde in den sechziger Jahren zu einem der Begründer der vegetarischen Bewegung in Deutschland. 1868 gründete er mit Gesinnungsgenossen aus Stuttgart und Umgebung einen vegetarischen Verein, der noch heute besteht. 1869 erschien sein Werk 'Pflanzenkost – die Grundlage einer neuen Weltanschauung', das die vegetarische Bewegung nachhaltig beeinflusste. Mit 62 Jahren heiratete er ein zweites Mal. Struve starb im Alter von 64 Jahren in Wien.
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Zitat:
Die Unterdrücker des deutschen Volkes schwelgen nicht bloß von seinem Schweiße, sondern erniedrigen das Volk und würdigen es herab durch das Lasterleben, das sie führen.
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