Samstag, 30. August 2014

Wilhelm Wien  
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* 13. Januar 1864 in Gaffken b. Fischhausen
† 30. August 1928 in München
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Deutscher Physiker und Nobelpreisträger.

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Wiens Eltern zogen 1866 nach Drachenstein bei Rastenburg um, wo der Vater Carl Wien einen Gutshof gekauft hatte. 1879 musste er das Gymnasium in Rastenburg aufgrund schlechter Leistungen abbrechen. Er erhielt daraufhin Privatunterricht aufgrund dessen er schon bald wieder das Gymnasium - diesmal in Königsberg - erfolgreich fortsetzen konnte. Ab 1882 begann er Mathematik und Naturwissenschaften in Göttingen zu studieren und setzte das Studium im Wintersemester 1883/84 in Mathematik und Physik in Berlin bei Hermann von Helmholtz fort. Bei ihm promovierte er 1886 mit einer Arbeit "Über die Beugung des Lichtes an photographisch verkleinerten Gittern". 1892 habilitierte Wien an der Universität zu Berlin. Von 1896 bis 1899 war er Professor in Aachen, von 1899 bis 1900 lehrte er in Gießen. Wien entwickelte 1893/94 das Wiensche Verschiebungsgesetz und 1896 das Wiensche Strahlungsgesetz. 

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1900 folgte er einem Ruf nach Würzburg, wo er die Nachfolge Röntgens übernahm. Für zwanzig Jahre kam sein Leben mit den vier Kindern in Würzburg zur Ruhe. Das Ehepaar zog in die große Wohnung im Obergeschoss des Instituts am Röntgenring ein. Leben und Arbeit in Würzburg waren angenehm, und man konnte schöne Ausflüge in die Umgebung machen. Von Würzburg aus machte Wien mehrere Reisen in Europäische Länder, Spanien, England, Italien und Griechenland wurden besucht. In Würzburg fand er außerdem die Zeit, seinem frühen Interesse an Geschichte und Kunst nachzugehen.

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1900 vertrat Wien die Auffassung, dass sämtliche physikalischen Prozesse elektromagnetischer Natur seien und die Masse eines Körpers vollständig aus seiner elektromagnetischen Energie berechenbar sei, was ein wichtiger Schritt in Richtung der Äquivalenz von Masse und Energie war. Als überzeugter Anhänger eines elektromagnetischen Weltbildes setzte sich Wien auch intensiv mit den Problemen damaliger Äthertheorien auseinander und entwickelte 1904 Differentialgleichungen zur Elektrodynamik bewegter Körper. Er zählt deshalb zu den Vorläufern der speziellen Relativitätstheorie.

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1911 erhielt Wien den Nobelpreis für Physik für seine Forschungen zur Wärmestrahlung. Von 1913 bis 1914 war er Rektor der Universität Würzburg. Als in Würzburg 1918 der Soldatenrat regieren wollte, organisierte er den Widerstand gegen diese Umstürzler. 1920 wechselte Wien nach München, wo er abermals die Nachfolge Röntgens übernahm und auch hier von 1925 bis 1926 Rektor der Universität wurde. Völlig unerwartet starb Wien im Alter von 64 Jahren in München. 

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Aus: Wilhelm Wien - Ein Rückblick

Nach der Flucht des Kaisers überstürzten sich die Ereignisse. In München und Berlin waren die Kommunisten am Ruder, die einen Terror ausübten und die Staatsgelder verschleuderten. Die Inflation begann. Die Zustände in Deutschland wurden viel schlimmer wie im Kriege. Alle Ordnung begann sich zu lockern, die zurückkehrenden Soldaten, die draußen noch volle Disziplin hatten, wurden in die Verwilderung hineingerissen. Nicht besser war es in Österreich. Franzosen und Italiener drangen in Tirol ein und bayerische Truppen wurden nach Süden gerichtet. Unser Landhaus in Mittenwald wurde von deutschen Truppen besetzt und Artillerie neben ihm aufgefahren. Noch im letzten Augenblick vor dem allgemeinen Chaos gelang es meiner Frau, die wertvollsten Sachen fortzubringen.

In München war damals die Lage hoffnungslos. Die Kommunisten hatten sich nach dem Tode Eisners der Herrschaft bemächtigt und übten einen Terror aus, wie er in Rußland ausgeübt wird. München konnte sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien. Wenn man im Ausland glaubte, daß in Deutschland ein Bolschewistenregiment unmöglich sei, so braucht man nur auf München hinzuweisen. Wäre es den Kommunisten gelungen – und sie waren nicht mehr sehr weit davon entfernt –, überall sich so einzunisten wie in München, so wäre Deutschland russischen Zuständen verfallen.

Von München aus suchten die Kommunisten ihre Herrschaft auszubreiten. Es gelang ihnen das in Würzburg, wo von ein paar Hundert Mann Gesindel, die in der Residenz hausten, die Herrschaft ausgeübt wurde. Die Gefahr war groß, daß ganz Bayern bolschewisiert wurde. Ob dann nicht auch in Norddeutschland wieder die Kommunisten die Herrschaft erringen würden, war mindestens unsicher, denn in Halle, in Sachsen, im Ruhrgebiet waren immer wieder neue Kämpfe. Sollte die Bewegung in Bayern zum Halten gebracht werden, so mußte zunächst Würzburg befreit werden. Da alle Arbeiter unzuverlässig waren und die Bauern sich nicht organisieren ließen, blieben nur Offiziere und Studenten für das Befreiungswerk übrig. Ich war Vertrauensmann der Studentenschaft und verhandelte dauernd mit den Vertretern der Studenten und den Offizieren, welche die militärische Leitung haben sollten. Die Hauptschwierigkeit lag darin, daß die Bolschewisten alle Waffen hatten und es nicht möglich war, Waffen in größerer Menge herzubringen, weil dauernd Verrat geübt wurde. Da die Offiziere glaubten, daß Würzburg nur von außen befreit werden könnte, so gingen viele nach Thüringen, um dort eine Truppe zusammenzustellen. Es mußte aber lange dauern, bis diese zum Anmarsch bereit war. Da wurde mir mitgeteilt, daß einige Batterien der Artillerie sich gegen die Bolschewisten erklärt hätten. Die noch in Würzburg gebliebenen Offiziere meinten, mit einigen Kanonen und den noch zurückgebliebenen Studenten könne man die Tat wagen. Kurz vor der Ausführung wurde offenbar Verrat geübt, denn die Bolschewisten nahmen eine Anzahl angesehener Männer als Geiseln gefangen. Trotzdem sollte nicht gewartet werden, obwohl es klar war, daß dringende Gefahr für die Geiseln bestand. Noch im allerletzten Augenblick war alles zweifelhaft, weil plötzlich die Nachricht kam, die Artilleristen wollten nichts unternehmen. Dann aber donnerte der erste Kanonenschuß befreiend in unsere Ohren. Eine Granate sprengte das Tor der Residenz, eine zweite fuhr in den Sitzungssaal der Bolschewisten. Nach kurzem Maschinengewehrfeuer, dem leider einige Studenten zum Opfer fielen, ergriffen die Bolschewisten die Flucht. Nur um den Bahnhof wurde noch gekämpft, dann wurde die ganze Gesellschaft, außer einigen, die geflohen waren, gefangen genommen. Würzburg war wieder frei.

In den Wochen des Terrors war niemand seines Lebens und Eigentums sicher. Immerhin ist nichts Schlimmes vorgefallen, was an die Münchener Zustände erinnert hätte. Sobald Würzburg wieder frei war, wurde an der Befreiung Münchens gearbeitet. Preußische und schwäbische Truppen wurden schon gegen Bayerns Hauptstadt geschickt, die nicht imstande war, sich aus eigener Kraft der meist aus fremdem Gesindel bestehenden Kommunisten zu entledigen. Es war dringend erwünscht, daß auch bayerische Truppen teilnehmen konnten. Außer einem in Thüringen gesammelten, hauptsächlich aus Bayern bestehenden Freikorps sollte auch ein Würzburger Korps gesammelt werden. Ich bildete einen Werbeausschuß aus allen Kreisen der Stadt, welche Freiwillige anwerben sollten. Das Korps war nach kurzer Zeit marschbereit und zog gegen München, das nach heftigen Kämpfen der von allen Seiten herankommenden Truppen eingenommen wurde. Während diese Truppen in München waren, blieb Würzburg unbeschützt und der Gefahr ausgesetzt, wieder von Kommunisten überrumpelt zu werden. Die Zurückgebliebenen mußten den Schutz der Stadt übernehmen. Auch ich habe damals ein Gewehr auf die Schulter genommen und viele Nächte in der Stadt oder am Bahnhof Posten gestanden. Zu irgendwelchen Kämpfen ist es aber nicht gekommen.

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