Sonntag, 12. Oktober 2014

Agnes Bernauer 

* um 1410 wohl in Augsburg

† 12. Oktober 1435 bei Straubing

Geliebte und erste Ehefrau des bayerischen Herzogs Albrecht III
Albrechts Vater Ernst ließ Agnes Bernauer bei Straubing in der Donau ertränken.

 

Über Agnes Bernauers Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. Sie gilt traditionell als Tochter des Augsburger Baders Kaspar Bernauer, dessen Existenz jedoch nicht nachgewiesen werden konnte. Da der bayerische Herzogssohn Albrecht III. im Februar 1428 in Augsburg an einem Turnier teilnahm, wird allgemein angenommen, dass er Agnes bei dieser Gelegenheit kennen lernte und kurz darauf zu sich nach München holte.

Spätestens im Sommer 1432 war Agnes Bernauer eine feste Größe am Münchner Hof. Sie erregte durch ihr selbstbewusstes Auftreten den Zorn der Pfalzgräfin Beatrix, der Schwester Albrechts. Möglicherweise waren Agnes und Albrecht zu diesem Zeitpunkt bereits verheiratet. Albrechts häufige Aufenthalte auf Schloss Blutenburg
seit Anfang 1433 und der Verkauf zweier in der Nähe gelegener Höfe an Agnes im Januar dieses Jahres lassen vermuten, dass das Paar zusammen dort lebte. Albrecht verwaltete seit Januar 1433 das 1425 an Bayern-München gefallene Straubinger Land für seinen Vater Ernst und seinen Onkel Wilhelm und führte ein zunehmend unabhängigeres Regiment. Er installierte die Bernauerin dort als Quasi-Herzogin. 

Albrechts Vater Herzog Ernst schätzte die Bernauerin zunächst als eine der vorübergehenden Gespielinnen seines Sohnes ein, der "ain liebhaber der zarten frawen" war. Albrecht gebärdete sich aber zunehmend aufsässig, verweigerte dem Vater mehrmals den schuldigen Gehorsam und zog mit der Bernauerin ins Schloss nach Straubing. Als Herzog Ernst bemerkte, dass die Sache jedoch ernster wurde, akzeptierte er die Gefährdung der Erbfolge durch die unstandesgemäße Verbindung seines einzigen Sohnes nicht länger. Auch konnte er die Verselbständigungstendenzen im Straubinger Landesteil nicht zulassen und wollte gegenüber seinen herzoglichen Verwandten Ludwig von Bayern-Ingolstadt
und Heinrich XVI. von Bayern-Landshut , Stärke zu demonstrieren.  

 

Während Albrecht auf einer Jagdveranstaltung seines Verwandten Heinrich von Bayern-Landshut weilte, ließ der alte Herzog Ernst die Bernauerin verhaften und am 12. Oktober 1435 bei Straubing in der Donau ertränken. Albrecht begab sich zunächst zu Herzog Ludwig nach Ingolstadt, versöhnte sich aber nach einigen Monaten wieder mit seinem Vater und heiratete im November 1436 die Tochter  Anna des  Herzogs Erich des I. von Braunschweig-Grubenhagen-Einbeck, mit der er zehn Kinder hatte.   

Zur Sühne des Mordes an der Barnauerin ließ Herzog Ernst eine Gedächtniskapelle auf dem Straubinger Friedhof errichten.

 

Weitere Infos:   


Die ertrenkt junkfrau


1.
Ernestus war ein fürst im Beierlande,
der het ein jungen sun manbar,
war Albertus genande,
der gewan ein junkfrauen lieb,
verliebt sich ganz darinnen,
Die eins scherers tochter von Augspurg ware,
züchtig und mit englischer schön
gelidmasieret gare,
so zart, das man ir roten wein
durch ir kelen sach rinnen;
Die het er bei im etlich zeit
in heißer lieb inbrünstigkeit
zu Straubing in der state,
nun war die red an seines vaters hofe,
er het sie gnumen zu der e;
als sich kürzlich verlofe,
ritt der jung herzog Albrecht aus
Straubing eins abents spate.

2.
Da ließ herzog Ernst gefenklich aufzucken
seines sones liebe bulschaft;
gebunden von der brucken
ließ er sie werfen in Donau,
ellendiklich ertrenken.
Die ritterschaft und adel tet zuschauen,
sie all erbarmet das schön mensch;
es weinten man und frauen.
darnach man iren leib begrub.
leids iederman wart denken.
Als der jung fürst kam, wart das inn,
wart er beraubet seiner sinn
und kleglich weinen tete,
schwur einen eid, reckt auf sein rechte hande,
das er gar nicht verschonen wolt
vatter und vatterlande,
bis er seiner herzlieben tot
grimig gerochen hete.

3.
Ser groß uneinigkeit darnach entstunde
zwischen dem vatter und dem son;
kein man sie richten kunde.
der alte fürst gewan unrecht;
als man macht den vertrage,
Must auf das grab diser ertrenkten frauen
der alte fürst zu einer buß
ein kapell laßen bauen
und darin stiften auch, ein meß
zu halten alle tage.
Als man vierzehen hundert jar
und drei und zweinzig zelen war,
ist die geschicht geschehen.
hie sicht man war sein, wie Salomon schriebe,
das die lieb stark sei wie der tot.
wie noch soliche liebe
machet manches betrübtes herz,
wie man teglich tut sehen.

                                                         
Hans Sachs, 1546
ABCD

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