Samstag, 13. Dezember 2014

Hans Joachim Marseille 

* 13. Dezember 1919 in Charlottenburg 
† 30. September 1942 bei Sidi Abdel Rahman in Ägypten
  

Deutscher Jagdflieger, 'Stern von Afrika'.

 

Marseille stammte väterlicherseits aus einer alten Hugenottenfamilie. Nach der Scheidung der Eltern wuchs er bei der Mutter auf. Der Vater war während des Ersten Weltkriegs Offizier und wechselte kurz vor der Geburt seines Sohnes in den Polizeidienst. Er wurde 1935 als Oberst in die Wehrmacht übernommen. Im Jahr 1941 wurde er Generalmajor des Heeres und 1944 von Partisanen an der Ostfront getötet. 

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Marseille besuchte das Prinz-Heinrich-Gymnasium in Berlin-Schöneberg, das er mit 17 Jahren erfolgreich beendete. 1938 meldete er sich freiwillig zur Luftwaffe. Im August 1940 wurde er als Oberfähnrich nach einer gründlichen Friedensausbildung ins Lehrgeschwader 2 an die Kanalfront versetzt, wo er seine ersten Feindeinsätze flog. Im Oktober wechselte er in die 4. Staffel des Jagdgeschwaders 52 an den Ärmelkanal. Während der Luftschlacht um England flog Marseille als Rottenflieger und meldete am 24.August 1940 seinen ersten Luftsieg. Als er Frankreich verließ, war er für 7 Abschüsse bereits mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert worden. 

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Zu diesem Zeitpunkt hatte der hitzige Flieger aber auch bereits einen strengen Verweis und insgesamt acht Tage Arrest erhalten. 
Anfang Februar 1941 wurde Marseille in die 3. Staffel des Jagdgeschwaders 27 versetzt und mit ihr nach Nordafrika verlegt. Bereits während seines ersten Feindfluges über Libyen konnte der voller Selbstvertrauen strotzende Flieger eine britische Hawker Hurricane abschießen. In den folgenden Wochen erzielte Marseille wiederholt Luftsiege, wobei er sich jedoch den Unmut seines Staffelführers zuzog. Grund dafür war neben unmilitärischem Verhalten auch seine ungestüme Angriffsart. Sobald Marseille einen Gegner entdeckte - und aufgrund seiner guten Augen war er stets der erste - verließ er den Verbandsflug und schoss ihn, meist beim ersten Angriff, ab. Obwohl dies keinesfalls den Teamwork-Regeln einer guten Staffel entsprach, erkannte Marseilles Gruppenkommandeur Hauptmann Neumann das unglaubliche Talent des Piloten. 

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Im Mai 1941 wurde Marseille zum Leutnant befördert, nachdem er 13 Luftsiege errungen hatte. Kurz darauf nach schweren Triebwerkstreffern zur Notlandung im Niemandsland gezwungen, erreichte der junge Flieger nach einem längeren Fußmarsch unbeschadet wieder die Stellungen der eigenen Infanterie. In den nächsten Monaten wirkte Marseille immer besser mit seinen Staffelkameraden zusammen. Obwohl noch immer brennend ehrgeizig, stand er den militärischen Grundregeln nicht mehr so feindlich gegenüber. In den unzähligen Geleitschutz- und Jagdeinsätzen dieser Zeit entwickelte der nun zum Rottenführer ernannte Marseille eine unglaubliche Trefferpräzision, die ihm immer wieder wahre Wunderabschüsse ermöglichte. Außerdem war es außerordentlich schwer, seinen tollkühnen Flugmanövern zu folgen. 

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Im Februar 1942 war Marseille bei 50 Luftsiegen angelangt, wofür er als erfolgreichster Pilot des Geschwaders das Ritterkreuz erhielt und zum Oberleutnant befördert wurde. Im Mai trat Marseille die Nachfolge als Kapitän der 3. Staffel an. Aufgrund seiner großartigen Erfolge war er nicht nur bei höchsten Stellen des Afrikakorps, sondern bereits auch in Deutschland bekannt und äußerst beliebt. Von März bis August 1942 war Marseille in Hochform. In täglich bis zu vier Einsätzen über der libyschen Wüste erzielte er praktisch in jedem Luftkampf zwischen zwei und fünf Luftsiege. Marseille konnte seine Me 109 F so perfekt handhaben, dass er es sich angeblich sogar erlauben konnte, die genaue Stelle der Treffer zu bestimmen.

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Zwischen Marseille und seinem Bodenpersonal herrschte eine absolut lockere und kameradschaftliche Stimmung. Marseille, der täglich die besten Piloten bezwang, wurde dem englischen Oberkommando in Afrika allmählich zum Begriff. In einem abgefangenen Funkspruch wurde den britischen Staffelkapitänen sogar befohlen, den jungen Deutschen entweder nur in Gruppen oder gar nicht anzugreifen. Im Juni 1942 schoss Oberleutnant Marseille einmal sechs Gegner innerhalb von nur elf Minuten ab, im selben Monat wurde ihm als zweiten Piloten des Jagdgeschwaders 27 nach 75 Luftsiegen das 97. Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen.

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In den Tagen nach der Verleihung flog Marseille mehrere Abfangeinsätze gegen britische und südafrikanische Staffeln, wobei er wiederholt bis zu sechs Gegner in kürzester Zeit abschießen konnte. Und so meldete das Jagdgeschwaders 27 am 17. Juni 1942 bereits seinen 100. Luftsieg - Marseille war der erste, der diese Marke gegen westalliierte Piloten erreichte. Die Verleihung der nun fälligen Schwerter fand in Berlin statt - und zwar lediglich 116 Tage nach dem Ritterkreuz. Der junge Oberleutnant war der erst 12. Träger dieser hohen Auszeichnung und davon der bereits 10. Jagdpilot der Luftwaffe. 

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Marseille war endgültig zum deutschen Nationalhelden geworden. Auf dem Rückweg von Berlin nach Nordafrika meldete er sich bei Benito Mussolini , der ihm für die erfolgreiche Unterstützung der italienischen Luftwaffe die seltene Tapferkeitsmedaille in Gold verlieh. Nach der Rückkehr zu seiner Staffel musste Marseille feststellen, dass die Luftwaffe in Afrika endgültig in die Defensive gedrängt worden war. Zahlenmäßig sechsfach unterlegen, hatten die eigenen Geschwader in dieser Zeit schwere Verluste zu verkraften. Trotz der taktischen Unterlegenheit konnte Marseille bereits am ersten Einsatztag 10 Gegner abschießen - doch diese großartige Leistung war immer noch nicht der Gipfel seines Könnens.
Am 1. September 1942 gelang ihm in drei getrennten Einsätzen der bestätigte Abschuss von 17 britischen Jagdmaschinen und damit ein Gesamtergebnis von 121 Siegen.

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Am 02.September 1942 unterlagen Marseille fünf weitere Gegner. 
Für das Erreichen von insgesamt 126 Luftsiegen erhielt Marseille nun als vierter Offizier der Wehrmacht die Brillanten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern verliehen. Zwischen seiner Ankunft in Afrika und der Verleihung der höchsten Tapferkeitsmedaille waren nur 19 Monate vergangen.

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Doch noch war der September nicht vorbei - so konnte Oberleutnant Marseille am 3. sechs, am 5. und 6. je vier und am 15. sieben Luftsiege erzielen! Am 24. September 1942 wurde er im Alter von erst 22 Jahren zum bisher jüngsten Hauptmann der Luftwaffe befördert, kurz zuvor zum bereits fünften Mal im Wehrmachtsbericht genannt.
Am 26. September 1942 bezwang der Staffelkapitän mit 7 britischen Spitfire-Jägern seinen 152. bis 158. Kontrahenten. Der Luftkampf mit seinem letzten Gegner hatte sich ungewöhnlich lange, nämlich 15 Minuten, hingezogen. 

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Nach Berichten seiner Kameraden und Freunde begann zu dieser Zeit der Dauereinsatz in Marseilles Wesen Wirkung zu zeigen. Er war oft übermüdet und abgekämpft - es wäre Zeit für eine Frontpause gewesen. Als ihm GFM Rommel persönlich eine solche Ende September anbot, lehnte Marseille jedoch ab - er wollte seine Staffel nicht alleine lassen.

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Während der Schlacht um El Alamein flog das Jagdgeschwaders 27 rollende Jagd- und Abfangeinsätze über Ägypten. Am 30. September führte Marseille seine komplette Staffel, um "Tommys" zu suchen. Der hochdekorierte Hauptmann flog in diesem Einsatz erstmals die neue G-Version der Messerschmitt Me 109. Während des Rückfluges von dem kampflosen Einsatz meldete ein Pilot plötzlich eine dünne Rauchfahne aus Marseilles Maschine. Nach kurzer Zeit fing der Motor an zu bocken, die Messerschmitt verlor an Höhe. Von seiner Staffel über Funk geleitet, manövrierte Marseille seine immer stärker qualmende Maschine bis über eigenes Gebiet. "Habe Motorschaden, ich steige aus!" rief er über Bordfunk und drehte die Maschine auf den Rücken. Seine Kameraden konnten beobachten, wie er das Kabinendach aufschob und sich aus der Maschine fallen ließ. Doch die Freude über den guten Ausgang der Aktion währte nur eine Sekunde: Marseille prallte gegen das Leitwerk und wurde bewusstlos geschlagen. So hatte er keine Chance mehr, die Reißleine seines Fallschirms zu ziehen.

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Die von Marseille erzielten 158 bestätigen Luftsiege über britische Piloten wurden bis Kriegsende auch nicht annähernd wieder erreicht. Marseille starb nach 388 Feindflügen. Ritterkreuz (22. Februar 1942) Eichenlaub (6. Juni 1942) Schwerter (18. Juni 1942) Brillianten (4. September 1942).
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