Mittwoch, 24. Dezember 2014

Struwwelpeter fertiggestellt

Am 24. Dezember 1844 in Frankfurt am Main

1844 suchte der Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann
nach einem Bilderbuch als Weihnachtsgeschenk für seinen damals dreijährigen Sohn Carl, fand aber nichts, was ihm für ein Kind dieses Alters passend erschien. Über die Ursprünge des Struwwelpeters schrieb Hoffmann 1871 in der Zeitschrift „Die Gartenlaube“ :

„Gegen Weihnachten des Jahres 1844, als mein ältester Sohn drei Jahre alt war, ging ich in die Stadt, um demselben zum Festgeschenke ein Bilderbuch zu kaufen, wie es der Fassungskraft des kleinen menschlichen Wesens in solchem Alter entsprechend schien. Aber was fand ich? Lange Erzählungen oder alberne Bildersammlungen, moralische Geschichten, die mit ermahnenden Vorschriften begannen und schlossen, wie: 'Das brave Kind muss wahrhaft sein‘; oder: 'Brave Kinder müssen sich reinlich halten‘ usw.“
Hoffmann kam schließlich mit einem leeren Schreibheft zurück und beschloss, selbst für seinen Sohn ein Bilderbuch zu schreiben bzw. zu zeichnen. Das Geschenk hatte die erhoffte Wirkung und erzielte schließlich in Hoffmanns Bekanntenkreis großes Aufsehen:

„Das Heft wurde eingebunden und auf den Weihnachtstisch gelegt. Die Wirkung auf den beschenkten Knaben war die erwartete; aber unerwartet war die auf einige erwachsene Freunde, die das Büchlein zu Gesicht bekamen. Von allen Seiten wurde ich aufgefordert, es drucken zu lassen und es zu veröffentlichen. Ich lehnte es anfangs ab; ich hatte nicht im entferntesten daran gedacht, als Kinderschriftsteller und Bilderbüchler aufzutreten.“


Es war schließlich der befreundete Verleger Zacharias Löwenthal (später Carl-Friedrich Loening), der Hoffmann zur Veröffentlichung bewegen konnte. 1845 erschien das Buch zum ersten Mal im Druck unter dem Titel „Lustige Geschichten und drollige Bilder für Kinder von 3–6 Jahren“, aber seit der 4. Auflage (1847) schließlich unter dem Titel „Struwwelpeter“. Seit 1858 erschien das Buch mit veränderten Darstellungen. Bei der Erstveröffentlichung hatte Hoffmann noch das Pseudonym 'Reimerich Kinderlieb' benutzt.

In dem Buch erzählt Hoffmann Geschichten von Kindern, die nicht brav sind, nicht auf ihre Eltern hören und denen deshalb allerlei grausames Unheil widerfährt: Die Titelgeschichte ist die kürzeste, Peter mag Schere und Kamm nicht an sich heranlassen: An den Händen beiden | ließ er sich nicht schneiden | seine Nägel fast ein Jahr. | Kämmen ließ er nicht sein Haar. | … Ein jeder ruft „Pfui“ und „garst'ger Struwwelpeter“, und das Bild ist eindrücklich genug, um ins ganze Buch hinein zu locken. So wird der „bitterböse Friederich“, der Tiere quält, entsprechend bestraft („Da biss der Hund ihn in das Bein, recht tief bis in das Blut hinein“); Paulinchen verbrennt, weil sie mit Streichhölzern spielt; die Kinder, die den Mohren verspotten, werden in ein riesiges Tintenfass gestopft und noch viel schwärzer eingefärbt; der Fliegende Robert wird mit seinem Regenschirm vom Wind auf Nimmerwiedersehen fortgetragen, weil er bei Sturm trotz Verbot aus dem Haus geht; dem Konrad werden vom Schneider die Daumen abgeschnitten, weil er heimlich daran nuckelt. 

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In der Geschichte vom Zappelphilipp geht es um einen Jungen, der am Tisch nicht still sitzen kann und mit dem Stuhl schaukelt und daraufhin mitsamt der Tischdecke und der Mahlzeit auf die Erde fällt – und die Mutter blicket stumm auf dem ganzen Tisch herum. In der Geschichte ist Hanns Guck-in-die-Luft ein Junge auf dem Weg zur Schule, der mit seinen Gedanken woanders ist (dargestellt dadurch, dass er den Blick zum Himmel gerichtet hat) und deshalb erst einen Hund über den Haufen rennt, anschließend zur Erheiterung der Fische samt Schulmappe ins Wasser fällt. Der „Suppenkaspar“ ist eines der pointiertesten Kapitel des „Struwwelpeters“. Es erzählt in wenigen Versen die Geschichte eines Jungen, der sich weigert, seine Suppe zu essen und daher innerhalb weniger Tage verhungert. Daneben steht aber auch die Geschichte vom Hasen, der den Jäger mit dessen eigener Flinte aufs Korn nimmt und in seiner Parteinahme für Tiere nahezu modern wirkt.

Namen wie Zappelphilipp, Suppenkaspar oder Hans-Guck-in-die-Luft sind in die deutsche Umgangssprache aufgenommen worden. Textpassagen wie „Konrad“ sprach die Frau Mama, „ich geh aus und Du bleibst da.“ sind heute ebenfalls Gemeingut. 

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