Freitag, 26. Dezember 2014

Heinrich Schliemann  

* 6. Januar 1822 in Neubukow 
† 26. Dezember 1890 in Neapel

 

Deutscher Kaufmann und Entdecker des bronzezeitlichen Trojas.

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Schliemann wurde als fünftes von neun Kindern eines Pastors geboren. Weil der Vater 1823 die Pfarrstelle in Ankershagen übernommen hatte, wuchs Schliemann in jenem Dorf in Ostmecklenburg auf und verlebte dort bis zum Alter von zehn Jahren seine Kindheit. Nach der Geburt des 9. Kindes starb die Mutter 1831, daher kam Heinrich in die Familie seines Onkels in Kalkhorst bei Grevesmühlen. Aus Geldmangel musste er den 1833 begonnenen Besuch des Gymnasiums in Neustrelitz abbrechen und auf die Realschule wechseln. 1836 begann er eine Lehrzeit als Handelsgehilfe bei einem Krämer in Fürstenberg/Havel , die er aus gesundheitlichen Gründen nach fünfeinhalb Jahren abbrechen musste.

Im Sommer 1841 verließ Schliemann endgültig Mecklenburg und versuchte sein Glück in Hamburg, konnte aber trotz mehrerer Empfehlungsschreiben nur eine Stelle als Lagerarbeiter erhalten und erkrankte schwer. Völlig verarmt nahm er eine Stelle in Venezuela an und lief im November 1841 mit dem Dreimaster Dorothea aus. Das Schiff strandete jedoch vor der niederländischen Insel Texel. Am 20. Dezember traf er in Amsterdam ein, erhielt zu Jahresende eine Stellung als Kontorbote und begann, Fremdsprachen zu erlernen. Innerhalb eines Jahres lernte er Niederländisch, Spanisch, Italienisch und Portugiesisch.

1844 erlangte er eine Stellung als Korrespondent und Buchhalter, später Leiter des Korrespondenzbüros, und begann Russisch zu lernen. 1846 gründete er im Auftrag seiner Firma eine Handelsniederlassung in St. Petersburg; ein Jahr später eröffnete er dort ein eigenes Handelshaus und erwarb 1847 die russische Staatsbürgerschaft. Besonders erfolgreich wurde Schliemann im Handel mit sog. Kolonialwaren, sowie mit Industrierohstoffen.
 
Schliemann zog 1850 bis 1852 nach Amerika, gründete eine Bank für Goldhandel in Sacramento und begann, erfolgreich in amerikanische Eisenbahnprojekte zu investieren. Zurück in Europa heiratete er im Oktober 1852 eine russische Kaufmannstochter und festigte damit seine gesellschaftliche Stellung. Der Ehe entstammten drei Kinder. Durch Großlieferungen von Munitionsrohstoffen an die zaristische Armee im Krimkrieg wurde er sehr reich.  

Ab 1856 lernte Schliemann Latein und Altgriechisch und wollte sich aus dem Geschäftsleben zurückziehen. Dies gelang ihm erst 1864; in diesem Jahr ging er auf ausgedehnte Studienreisen nach Asien sowie Nord- und Mittelamerika. 1865 verfasste er sein erstes Buch: 'La Chine et le Japon'. Von 1866 an studierte er Sprachen, Literatur und Altertumskunde an der Sorbonne in Paris.

Im April 1868 begann Schliemann seine erste Forschungsreise nach Griechenland. In Ithaka suchte er neun Tage lang vergeblich nach dem in der Ilias beschriebenen Palast des Odysseus. Am 9. August stellte er intensive Forschungen zur vermutlichen Lage der legendären Stadt des Priamos an und beantragte eine Grabungserlaubnis bei der Hohen Pforte. Im selben Jahr folgten eine Reise nach St. Petersburg und in die USA, wo er im März die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt und am 30. Juni die Scheidung seiner in Europa unauflösbaren russisch-orthodoxen Ehe erreichte. In Abwesenheit wurde er zur selben Zeit von der philosophischen Fakultät der Universität Rostock zum Dr. phil. promoviert. 

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Gleichzeitig ließ er sich von einem Freund aus Athen Fotografien von griechischen Heiratskandidatinnen zusenden und ehelichte nach seiner Rückkehr nach Griechenland die 17-jährige Sophia Engastroménos im September 1869 nach griechisch-orthodoxem Brauch. Nach einer Hochzeitsreise durch Italien und Aufenthalt in Paris kehrte das Ehepaar Schliemann Anfang 1870 nach Athen zurück und kaufte sich eine Villa nahe dem Syntagma-Platz.

Im Frühjahr 1870 war die Grabungserlaubnis der türkischen Regierung immer noch nicht eingetroffen, trotzdem fuhr Schliemann erneut nach Troja und zog im April mit Hilfsarbeitern einen 20 m langen und bis zu 3 m tiefen Graben, der bereits zur Entdeckung mehrerer Siedlungsschichten führte. Im Dezember unternahm er eine Reise nach Konstantinopel und den erfolglosen Versuch, bei den osmanischen Behörden durch persönliche Vorsprache die Grabungserlaubnis zu erhalten. In diesen drei Wochen erlernte er Türkisch.

 

Im Mai 1871 kam in Athen seine Tochter Andromache zur Welt. Als er sich im Sommer in London aufhielt, um hier Teile der Grabungsausrüstung einzukaufen, erreichte ihn ein Brief aus Konstantinopel mit der Grabungsgenehmigung. Im Oktober 1871 begann die Grabungskampagne, die bis Ende November dauerte. Sie förderte antike, bronze- und steinzeitliche Siedlungsschichten zu Tage. Im April 1872 begann die zweite Kampagne und führte im Juni zur Entdeckung der sogenannten Helios-Metope vom Triglyphenfries des hellenistischen Athena-Tempels.

Im Januar 1873 begann die dritte und erfolgreichste Grabungskampagne. Schliemann entdeckte ein Stadttor, von dem eine breite Straße zu einem von ihm als Palast des Priamos gedeuteten Haus führt, in dessen Nähe am 31. Mai der sogenannte Schatz des Priamos aufgefunden wurde. Schliemann erklärte Troja für gefunden und seine Aufgabe als erfüllt. Trotzdem verweigerten die deutschen Wissenschaftler ihm weiterhin die gewünschte fachliche Anerkennung.

 
Anfang 1874 reiste Schliemann nach Mykene, um weiter nach Spuren von Homers Ilias zu forschen, insbesondere nach dem Grab Agamemnons. Sechs Tage lang ließ er von zwölf Arbeitern auf der Akropolis 34 gut fünf Meter tiefe Suchgräben ziehen, bis die illegale Grabung durch die Behörden beendet wurde. Im selben Jahr wurde Schliemann von der Hohen Pforte auf Herausgabe der Hälfte seiner trojanischen Schätze vor einem Athener Gericht verklagt; der Prozess endete mit einem Vergleich, in dem Schliemann gegen Zahlung von 50.000 Goldfranken den Schatz des Priamos legal erwarb.

Im Sommer 1876 lag für Mykene die Grabungserlaubnis vor, so dass er im August die Kampagne mit 63 Arbeitern begann. Am 9. September stießen sie auf einen in der Ilias erwähnten Versammlungsplatz aus zwei konzentrischen Ringen aus aufrechtstehenden flachen, polierten Steinplatten mit einem Außendurchmesser von rund dreißig Metern. Ab Ende November kamen inmitten der Steinkreise wohlausgestattete Gräber zum Vorschein, schließlich fünf prunkvolle Schachtgräber mit goldenen Totenmasken und wertvollen Grabbeigaben. Am 29 November fand er die als sog. Totenmaske oder Goldmaske des Agamemnon bekannt gewordene größte und kunstvollste goldene Totenmaske von Mykene. Bis zum 3. Dezember führte er die Grabungen fort und hatte bis dahin 13 Kilogramm an Goldschätzen gehoben.

Im November 1877 brachte Schliemann seinen Schatz des Priamos nach London und stellte ihn drei Jahre lang aus. Er wurde Ehrenmitglied der Society of Antiquaries of London. Im März 1878 kam sein Sohn Agamemnon zur Welt. 1881 schenkte Schliemann – auf Vermittlung seines Förderers Rudolf Virchow – seine Sammlung trojanischer Altertümer dem deutschen Volk und wurde Ehrenbürger Berlins sowie Ehrenmitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Er veröffentlichte seine Forschungsergebnisse unter dem Titel 'Ilios' sowie seine Autobiografie.

Schliemann starb in Neapel nach einer Ohrenoperation. Er wurde in einem  Mausoleum auf dem Ersten Friedhof von Athen beigesetzt.

Heute ist in der Fachwelt unumstritten, dass es sich bei der von Schliemann ausgegrabenen Stätte tatsächlich um Troja/Ilion handelt. Sein Fund der sogenannten Goldmaske des Agamemnon aus Mykene stammt aus einer um etwa 300 Jahre früheren Ära.

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Zitate

Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts.

Mein fester Glaube an Homer und die Tradition ist nie von der modernen Kritik erschüttert worden, und diesem Glauben verdanke ich die Entdeckung Trojas.

Selbst der Fleißigste ist ohne Phantasie nichts.

Verständnis haben die Menschen nur so lange, wie sie selbst nicht betroffen sind.
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