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Montag, 6. Januar 2014

August Oetker 

* 6. Januar 1862 in Obernkirchen
10. Januar 1918 in Bielefeld


Deutscher Unternehmer und Gründer der heutigen Oetker-Gruppe.

 

Oetker wurde in Obernkirchen, einem kleinen Ort im damaligen Fürstentum Schaumburg-Lippe , als ältestes von zehn Kindern geboren. Sein Vater war Bäckermeister und betrieb sein Handwerk neben einem bäuerlichen Anwesen. Seine Mutter war die Tochter eines Rechtsanwaltes. Oetker konnte dank seiner raschen Auffassungs­gabe und seines Fleißes das Gymnasium Adolfinum in der sechs Kilometer entfernten Residenzstadt Bückeburg besuchen. 1878 begann er sechzehnjährig seine pharmazeutische Ausbildung in der Rats-Apotheke Stadthagen. Nach dem Abschluss der Lehrzeit 1882 arbeitete er bei einem Apotheker in Langen bei Offenbach und war danach bei Wilhelm Heraeus in Hanau im Labor und in der Platinschmelze tätig. In Hanau, wo er auch beim Militär das »Einjährigen-Jahr« ableistete, lernte er seine spätere Frau Caroline kennen, die dort ein Textilgeschäft betrieb und bei der er wohnte. 1885 ging Oetker zum Studium der Pharmazie nach Berlin, wo er drei Semester studierte. 1887 legte er das Pharmazeutische Staatsexamen mit ab. Seine Promotion erfolgte 1888 an der Universität Freiburg.

Ein Jahr später heiratete er und wurde 1889 Teilhaber eines Unternehmens in Berlin, das Einrichtungsgegenstände für chemische Fabriken und Apotheken vertrieb, dem aber kein wirtschaftlicher Erfolg beschieden war, so dass er sich mit finanzieller Unterstützung seiner Schwiegermutter als Apotheker niederlassen wollte. 1891 erwarb er die ›Aschoffsche Apotheke‹ in Bielefeld. 1891 begann er mit der Herstellung medizinischer Weine, von Sanitätskakao, Fußcremen, Warzentinktur und Schönheitsmittelchen.

Als besonders erfolgreich erwies sich sein Treibmittel zur Kuchenherstellung. Als Spross einer Bäckerfamilie kannte Oetker die Schwierigkeiten des Backens. Die bis dahin verwendeten Backhilfen wie Natron besaßen erhebliche Nachteile, vor allem wegen ihres Eigengeschmacks. Bereits Justus Liebig hatte Backpulver zum Lockern des Teiges erfunden und unter der Bezeichnung »Liebigs selbsttätiges Backmehl« zum Verkauf angeboten. Dies Produkt war jedoch teuer und vertrug keine lange Lagerung. Oetker entwickelte in einer Kammer, in die er sich für solche Dinge zurückzog, eine neue Rezeptur, die in einer nahe gelegenen Bielefelder Bäckerei testete. Bis 1892 setzte er seine Versuche fort, danach experimentierte er in der eigenen Küche, unterstützt von seiner Frau Caroline. 

1893 gelang ihm die ideale Backpulvermischung, die »ohne Fehlzündung« funktionierte und die er »Backin« nannte. Sie erwies sich als haltbar und geschmacklos und ermöglichte das Backen eines lockeren, aufgegangenen Kuchens, wobei sich das Backverfahren stark verkürzte. Das Backpulver brachte Oetker in kleinen Tütchen auf den Markt, die jeweils für eine übliche Kuchenmenge von 500 g Mehl portioniert waren. Innerhalb kürzester Zeit verkaufte sich das Backpulver so gut, dass er eine Ganztagskraft zum Abfüllen beschäftigen musste. Schon bald belieferte er etliche Kolonialwaren­Handlungen in und um Bielefeld mit seinem Backpulver. Die Backpulvertütchen waren mit zehn Pfennig pro Tüte sehr billig und erfreuten sich bei den Hausfrauen schnell großer Beliebtheit. 

1894 kam das von Oetker entwickelte »Vanillin«, ein Vanillezucker zum Würzen von Desserts und Gebäck, sowie auch eine »Einsiede-Hilfe«, die aus Salicylsäure und einer »Gelier-Hilfe« bestand, und schließlich das Oetker-Puddingpulver in verschiedenen Geschmacksrichtungen auf den Markt. 1898 folgte das Kindernahrungsmittel »Gustin«, das aus reiner Speisestärke bestand, sowie ein Zitronen­Backöl in Fünf- Gramm-Fläschchen. 

Schon bald reichten die Räume in der Apotheke nicht mehr aus, 21 junge Frauen drängten sich um 1900 in den zur Produktion dienenden, hinter der Apotheke liegenden Räumen sowie in der darüber befindlichen Privatwohnung und im Kellergeschoss eines benachbarten Hauses. 1894 war im Keller eine Mischmaschine aufgestellt worden, mit der man per Hand 30 Kilogramm Pulver pro Tag mischen konnte. So wurden schon 1894 600.000 Päckchen Back- und Puddingpulver, Einmachhilfe und Vanillezucker produziert.

Um 1900 bezogen die Produktion und die Verwaltung einen Neubau, der im gerade eingemeindeten Ortsteil Gadderbaum am Stadtrand Bielefelds errichtet worden war. Aber schon 1902 war ein zweiter Neubau erforderlich, und in den Jahren 1906 und 1907 dehnte sich die »größte Fabrik des Continents in dieser Branche« weiter aus. 1911/12 hatte Oetker eine Produktionsstätte für Backpulver bauen lassen. 1914 entstand das sogenannte 'Puddingpulvergebäude'. Die Anzahl der Beschäftigten betrug 1908 45, stieg 1911 auf 74, zusätzlich 157 Akkordarbeiter, und erreichte im Sommer 1914 350, wobei Außendienstmitarbeiter, die auf Provisionsbasis tätig waren, nicht mitgerechnet sind. 1906 konnte eine automatische Abfüllmaschine in Betrieb genommen werden. 1908 gab es sieben größere Kolbenmaschinen, die von einer Antriebsmaschine in Gang gesetzt wurden 

Oetker begleitete seine Produkte von Anfang an mit Werbemaßnahmen, verteilte auch gelegentlich kostenlose Proben und selbst-kreierte Backrezepte. 1893 hatte er das Warenzeichen »Hellkopf« erfunden, das nun auf den Papiertüten samt seinem Namenszug abgebildet wurde. 1899 wurde nach einem Wettbewerb der helle Frauenkopf auf rotem Grund neu gestaltet Daneben veröffentlichte Oetker Kochbücher, bis 1900 waren bereits 600.000 Exemplare kostenlos verteilt worden. 1909 und 1912 kaufte Oetker drei Nahrungsmittelfirmen auf. Die Zurückdrängung von englischem Mondamin und amerikanischem Backpulver während des 1. Weltkrieges erhöhte die Marktchancen Oetkers noch zusätzlich.

1913 starb Oetkers jüngerer Bruder Eduard, der die technische Leitung des Bielefelder Betriebes übernommen hatte. 1916 fiel sein Sohn, Dr. Rudolf Oetker bei Verdun. Oetker selbst starb früh mit 56 Jahren. Die Firma führte seine Witwe Caroline gemeinsam mit ihrem Schwager Louis Oetker, der seit 1906 den Vertrieb geleitet hatte, und nach dem Ersten Weltkrieg mit dem zweiten Mann ihrer Schwiegertochter Ida, Dr. Richard Kaselowsky
, weiter.

 

Oetker eroberte sich mit relativ geringem Kapitaleinsatz in Maschinen und Bauten innerhalb von zwei Jahrzehnten einen wesentlichen Marktanteil in der Nahrungsmittelbranche. Von einem Vetter seines Vaters hatte er den harten amerikanischen Geschäftsstil kennen gelernt, aus dem Elternhaus die puritanische, sparsame Lebenshaltung übernommen. Die konsequente Anwendung von ihm selbst entwickelter moderner Werbe- und Marketingmethoden zu einem sehr frühen Zeitpunkt machte seine Produkte allgemein bekannt, verschaffte ihm entscheidende Marktvorteile und war eine wesentliche Grundlage seines unternehmerischen Erfolges. 


Seine Fabrik gestaltete Oetker als Familienbetrieb mit patriarchalischem Führungsstil. In Bielefeld blieb er ein reich gewordener Außenseiter. Direktes soziales Engagement übte er im Stillen aus, größere Spenden machte er an naturwissenschaftliche Einrichtungen. Richard Kaselowsky rettete das Unternehmen über die Inflationszeit hinüber. Der Enkel Oetkers, Rudolf August Oetker, entwickelte aus den Nahrungsmittelbetrieben eine diversifizierte Unternehmensgruppe, dessen Sohn leitet das Familienunternehmen bis heute. Der inzwischen europäisch ausgerichtete Konzern ist in Nahrungsmittelindustrie, Brauereien, Schiffahrt, Fischfang, Sekt- und Weinproduktion, Hotellerie, Banken und Versicherungen engagiert und in der „Rudolf Oetker Holding GmbH & Co KG, Bielefeld“
zusammengefasst.

 

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