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Samstag, 18. Januar 2014

Proklamation des preußischen Königs Wilhelms I zum Deutschen Kaiser 

am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles.

 

Vorgeschichte: Der Deutsche Krieg von 1866 führte im Frieden von Prag zur Auflösung des Deutschen Bundes . Ein Jahr später gab sich der Norddeutsche Bund eine Verfassung wurde damit zu einem Staat. Nachdem das Kaiserreich Frankreich am 19. Juli 1870 nach Streitigkeiten um die spanische Thronfolge dem Königreich Preußen den Krieg erklärt hatte , stellten sich die Herrscher der süddeutschen Staaten gemäß der Schutz- und Trutzbündnisse, die jedoch nur im - durch die französische Kriegserklärung gegebenem - Verteidigungsfall zum Tragen kamen, an die Seite Preußens. Die folgenden Siege über die französischen Armeen im August und September 1870 schufen die Möglichkeit, das seit 1866 bestehende Bündnis zwischen dem Norddeutschen Bund und den süddeutschen Staaten in einen staatlichen Zusammenschluss mit föderativen Strukturen zu verwandeln.
 
Für die Reichsgründung hatte man den 18. Januar ausersehen, weil auf diesen Tag im Jahr 1701 die Königskrönung Friedrichs III. von Brandenburg fiel, der sich in Königsberg zum ersten preußischen König Friedrich I.   krönte, wodurch die Gründung des Königreichs Preußen vollzogen wurde. Die Erinnerung an dieses genau 170 Jahre zurückliegende Ereignis erlaubte es, sich des Aufstieges der Hohenzollern von Kurfürsten zu den mächtigsten Monarchen Europas zu erinnern. Der Wille, die neue Stellung als europäische Großmacht kundzutun, führte zur Wahl eines passenden Rahmens, des prachtvollen Spiegelsaales im Schloss Versailles, in dem einst Ludwig XIV. als „Sonnenkönig“ seinen Glanz entfaltet hatte.


Ablauf: Am 18. Januar 1871 marschierten deutsche Truppen in Paradeuniform hinter Musikzügen formiert rings um das Schloss Versailles auf. Im Spiegelsaal drängten sich die Abordnungen der deutschen Feldregimenter mit ihren Fahnen. In der Mitte des Saales stand ein Altar, ihm gegenüber erhob sich eine um einige Stufen erhöhte Estrade. Otto von Bismarck verlas die Proklamation:

"Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen, nachdem die Deutschen Fürsten und freien Städte den einmütigen Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des Deutschen Reiches die seit mehr denn 60 Jahren ruhende deutsche Kaiserwürde zu erneuern und zu übernehmen, und nachdem in der Verfassung des Deutschen Bundes die entsprechenden Bestimmungen vorgesehen sind, bekunden hiermit, daß wir es als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vaterland betrachtet haben, diesem Rufe der verbündeten Fürsten und Städte Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwürde anzunehmen. Demgemäß werden wir und unsere Nachfolger an der Krone Preußen fortan den Kaiserlichen Titel in allen Unseren Beziehungen und Angelegenheiten des Deutschen Reiches führen, und hoffen zu Gott, daß es der deutschen Nation gegeben sein werde, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vaterland einer segensreichen Zukunft entgegenzuführen. Wir übernehmen die kaiserliche Würde in dem Bewußtsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reichs und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands, gestützt auf die geeinte Kraft seines Volkes, zu verteidigen. Wir nehmen sie an in der Hoffnung, daß dem deutschen Volke vergönnt sein wird, den Lohn seiner heißen und opfermutigen Kämpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu genießen, welche dem Vaterlande die seit Jahrhunderten entbehrte Sicherheit gegen erneuten Angriff Frankreichs gewähren. Uns aber und Unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des Deutschen Reichs zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiet nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung."


Nur das Großherzogtum Hessen, das Herzogtum Braunschweig und die Fürstentümer Reuß (Jüngere und Ältere Linie), Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck und Lippe waren bei der Kaiserproklamation in Versailles nicht vertreten. Die Regierungen der süddeutschen Staaten, nämlich das Großherzogtum Baden, das Großherzogtum Hessen, das Königreich Württemberg und das Königreich Bayern standen der Einheitsbewegung unterschiedlich gegenüber: Baden hatte bereits 1867 und wiederholt im Frühjahr 1870 den Beitritt in den Norddeutschen Bund beantragt, den Bismarck wegen außenpolitischer Rücksichtnahme vorerst ablehnte.
Das Königreich Württemberg und das Großherzogtum Hessen waren eher großdeutsch-österreichisch gesinnt. Jedoch traten beide Staaten 1870 in Verhandlungen mit dem Norddeutschen Bund ein. Das Königreich Bayern stand von allen vier süddeutschen Staaten der deutschen Einheit am stärksten ablehnend gegenüber. König Ludwig II. war stets auf Eigenständigkeit und Unabhängigkeit bedacht. Die bayerische Kammer war jedoch weitgehend für die deutsche Einheit. Um nicht isoliert zu werden, trat Bayern mit den Vorschlag eines Verfassungsbündnisses in die Verhandlungen ein. Schließlich unterschrieb Ludwig den sog. Kaiserbrief , mit dem der Beitritt Bayerns zum neu zu gründenden Deutschen Reich besiegelt wurde.
 
Der Krieg Frankreichs gegen den Norddeutschen Bund und die verbündeten süddeutschen Armeen hatte der nationalen Bewegung in ganz Deutschland starke Impulse vermittelt. Die allgemeine Stimmung war am Tage der Kaiserproklamation leidenschaftlich gewesen, während der zukünftige Kaiser Wilhelm I. sich sehr reserviert zeigte.  Der allgemeine Wunsch eines Nationalstaates, der von der breiten Volksmasse gefordert wurde, konnte von Bismarck nur unter der Berücksichtigung vieler Faktoren erfüllt werden. Bismarck wollte vor allem die Reichsgründung so zügig wie möglich vollenden, weil die süddeutschen Staaten durch ihren Partikularismus noch geschwächt waren und weder Österreich noch Frankreich ihnen zu Hilfe eilen konnten. Die Kriegserklärung Frankreichs gegen Preußen hatten zunächst dazu geführt, dass der Krieg auf Deutschland und Frankreich begrenzt blieb und die übrigen europäischen Mächte sich nicht einmischten. Mit dem positiven Verlauf des Krieges für Bismarck änderte sich allerdings deren Einstellung. Für Bismarck war Eile geboten, um die anderen europäischen Großmächte vor vollendete Tatsachen zu stellen.  


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