Dienstag, 11. Februar 2013
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Carl Eugen, Herzog von Württemberg 

* 11. Februar 1728 in Brüssel
24. Oktober 1793 in Hohenheim

Von 1737 bis 1793 Herzog von Württemberg.

 

Der in Brüssel geborene, dann in Stuttgart erzogene Karl Eugen verlor mit 9 Jahren seinen Vater , von dem man argwöhnte, er wolle Württemberg rekatholisieren. Die vormundschaftliche Regierung schickte daher Karl Eugen und seine Brüder zur weiteren Ausbildung an den Hof Friedrichs des Großen . Hier erwachte sein ausgeprägtes Selbstgefühl und die Neigung, das preußische und französische Vorbild nachzuahmen. Friedrich versuchte, Einfluss auf den „Landprinzen“ zu gewinnen und begünstigte dessen Neigung zu Friederike von Brandenburg-Bayreuth . Er erwirkte Karl Eugens vorzeitige Mündigsprechung 1744 und gab dem nach Stuttgart Zurückkehrenden den „Fürstenspiegel“ mit auf den Weg, Ratschläge für sein Regentenamt.

 

Karl Eugen bestätigte die von Preußen, England und Dänemark garantierten Religionsreversalien seines Vaters sowie die Landesprivilegien und überließ die Staatsgeschäfte zunächst bewährten Räten. 1748 führte er Friederike als Gemahlin heim. Die ihm zu früh übertragene Regierungsgewalt wirkte sich bald unheilvoll aus, da sie sein übertriebenes Selbstbewusstsein unterstützte und ihn die Grenzen des Möglichen vergessen ließ. Einflüsterungen und Schmeicheleien zugänglich, stellte er den eigenen Willen über Recht und Verfassung. Begabt, doch eitel, unbeständig und nachtragend, räumte er jedes Hindernis aus dem Weg.


Ein 1752 mit Frankreich abgeschlossener Subsidienvertrag gab ihm die Mittel für ein Leben maßloser Verschwendung. Nach Entlassung des bewährten Präsidenten von Hardenberg
trat Karl Eugen 1755 die Selbstregierung an. Bald jagten sich am Hof Feste und Vergnügungen aller Art, die bekanntesten Musiker, Sänger und Tänzer, aber auch namhafte Künstler wurden berufen. 1758 entstand die Porzellanfabrik Ludwigsburg, 1761 eine Académie des Arts, 1765 eine öffentliche Bibliothek. 

 

Nachdem er schon 1746 den Grundstein zum Stuttgarter Neuen Schloss gelegt hatte, begann Karl Eugen weitere Schlösser zu bauen: 1760 Grafeneck, 1763 Solitude, 1764 Monrepos, 1768 Hohenheim, ohne auf die Finanzen seines kleinen Landes Rücksicht zu nehmen. 1764 erhielt Ludwigsburg das größte Opernhaus Europas. Von der Günstlings- und Mätressenwirtschaft ihres Gatten angewidert, verließ Herzogin Friederike 1756 Württemberg, um nicht wieder zurückzukehren.


Der Ausbruch des 7-jährigen Krieges
zwang Karl Eugen, seine Verpflichtungen Frankreich gegenüber einzulösen. Die vernachlässigten, in Eile zusammengerafften oder gepressten, zum Teil meuternden Truppen waren für Preußen keine Gegner, sie wurden wiederholt geschlagen, der Rest kehrte 1760 in die Garnison zurück. Die französischen Hilfsgelder versiegten. Karl Eugen, der sich trotz militärischer Neigungen als schlechter Soldat erwiesen hatte, musste nach neuen Geldquellen suchen. Er scheute dabei kein Mittel, auch nicht den gewaltsamen Griff in die Landschaftskasse und das Ausschreiben verfassungswidriger Steuern. 

 

Hatte schon die Heeresvermehrung zu heftigen Beschwerden geführt, so kam es durch diese Übergriffe und die Misswirtschaft von Karl Eugens Kreaturen zum Konflikt mit den Landständen. Als er deren Konsulenten J. J. Moser gefangen setzen ließ, einen 1763 einberufenen Landtag auflöste und den Tübinger Oberamtmann Huber wegen Steuerverweigerung inhaftierte, erhob die Landschaft im Juni 1764 Klage beim Reichshofrat. Über 5 Jahre währten die Auseinandersetzungen in Wien und Stuttgart, in die sich auch der Kaiser und die Garantiemächte einschalteten, bis es Anfang 1770 zum sogenannten Erbvergleich kam, dem letzten großen Staatsgrundgesetz Altwürttembergs. Er besiegelte die landständische Verfassung, sicherte die Rechte der Landschaft und beschränkte die absolute Regierungsgewalt des Herzogs.


Diese Niederlage wurde zu einer Zäsur für den alternden Karl Eugen, der nun, beeinflusst von seiner Mätresse und späteren Gemahlin Franziska, aber auch unter dem Eindruck der Aufklärung seine Lebensführung änderte. An seinem 50. Geburtstag ließ er öffentlich ein „Sündenbekenntnis“ verlesen, in dem er seine Jugendvergehen bereute und Besserung versprach. Mehr als bisher kümmerte er sich um sein Land, förderte er Kunst und Wissenschaft und nützte seine ausgedehnten Reisen zur Vertiefung seiner Kenntnisse wie zur Feststellung neuer Erwerbsmöglichkeiten für seine Untertanen. Als leidenschaftlicher Bibliophile erwarb er wertvolle Bücherschätze. 

 

In der 1770 gegründeten Militärakademie, der nachmaligen Hohen Karlsschule (1781–94), schuf er eine der modernsten Universitäten der Zeit, aus der eine Zahl bedeutender Männer, Staatsdiener, Offiziere und Künstler hervorging, z. B. Schiller , und die dem rückständigen Württemberg den Anschluss an das geistige Deutschland vermittelte. Zugleich bemühte er sich mit Erfolg um die Hebung von Landwirtschaft, Gewerbe und Handel wie um eine Straffung der Rechtspflege. Mit beispiellosem Fleiß verschaffte er sich Einblick in alle Regierungsgeschäfte, leutselig gab er regelmäßig Audienz, wo jeder Untertan seine Anliegen vorbringen konnte. Dadurch wurde er beim einfachen Mann bekannt und beliebt. Bei Brandfällen leitete er selbst die Rettungsarbeiten, 1773 rief er eine staatliche Brandversicherung ins Leben. Für die Armen wurden Anstalten und Waisenhäuser geschaffen, begabte Landeskinder fanden kostenlose Aufnahme in seine Hohe Schule, Künstler erhielten Auslandsstipendien. Zerstreuung fand Karl Eugen jetzt im ländlichen Idyll von Hohenheim.


Noch immer reichten die Geldmittel nicht aus, weshalb das Heer mit Ausnahme der von Karl Eugen geschaffenen „Gardelegion“ vernachlässigte. Trotz gelegentlicher Rückfälle in den Despotismus (1777 Gefangennahme Schubarts und 10jährige Haft auf dem Hohenasperg) bemühte sich der Herzog im Sinn des aufgeklärten Absolutismus zu regieren. Gegenüber der französischen Revolution nahm er eine abwartende Haltung ein; mit allen Mitteln suchte er seinem Land den Frieden zu erhalten, den es während seiner fast 50jährigen Regierung genoss. Kurz vor seinem Tod musste er den Verlust der linksrheinischen Besitzungen hinnehmen.

 

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