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Samstag, 22. Februar 2013

Friedrich Harkort  

* 22. Februar 1793 in Westerbauer bei Hagen 
6. März 1880 in Hombruch

Deutscher Unternehmer und Politiker, 'Vater des Ruhrgebiets'.

 

Harkort wurde als fünftes von acht Kindern des märkischen Eisenwarenfabrikanten, Kaufmanns und Gutsbesitzers Johann Kaspar Harkort und seiner Ehefrau Henriette auf Haus Harkorten in dem heutigen Stadtteil Hagen-Haspe geboren. Er war ein Bruder des Bankiers und Eisenbahn-Pioniers Gustav Harkort und des Bergbauingenieurs und Offiziers Eduard Harkort . Seine höhere Schulbildung erhielt er auf der Gewerbe-Schule in Hagen, die nur Kinder der kaufmännischen Oberschicht besuchten. Im Alter von fünfzehn Jahren begann er eine kaufmännische Lehre. Doch stellte sich bald heraus, dass seine Interessen weniger dem kaufmännischen als dem technischen Bereich galten. 1813 nahm er als Premierleutnant an den Befreiungskriegen teil.


In seiner Heimat galt Harkort als unruhiger Geist. Seine ersten unternehmerischen Versuche mit dem Betrieb eines Kupferhammers und einer Gerberei auf dem elterlichen Hof endeten allerdings mit einem finanziellen Fehlschlag, dem noch weitere folgen sollten. Anhand von einschlägigen Zeitschriften und Büchern aus England hatte Harkort sich zwischenzeitlich über den Stand der dortigen Mechanisierung und Industrialisierung informiert. Gemeinsam mit dem Elberfelder Kaufmann Heinrich Kamp
, der die Finanzierung übernahm, gründete er auf dem 1818 angekauften Gelände der ehemaligen Burg in Wetter an der Ruhr die "Mechanische Werkstätte Harkort & Co." Es war dies das erste Eisenindustrie-Werk in Westfalen. 

 

Trotz der Probleme, die es mit den Arbeitern gab, standen die in Wetter hergestellten Maschinen denjenigen in England produzierten in nichts nach, und die in Wetter hergestellten Produkte waren in näherer und weiterer Umgebung sehr begehrt. 1826 führte er in seinem nach englischen Vorbildern gebauten Puddel- und Walzwerk das Puddelverfahren ein. Nach dem Muster von Harkorts Fabrik wurden bald darauf in der Umgebung weitere Eisengießereien, Puddel- und Walzwerke, Maschinen- und Dampfkesselfabriken errichtet. Harkort hatte nämlich der Konkurrenz ohne Einschränkungen erlaubt, seine Produktionsstätten aufzusuchen und sich so das Fachwissen auf Kosten Harkorts anzueignen. 

 

Doch das störte ihn nicht. Er war nämlich der Meinung, dass ihn die Natur zum Anregen geschaffen habe. Das Ausbeuten wolle er anderen überlassen. Nach diesem Motto handelte er zeitlebens. Um die Verfügbarkeit von Fachpersonal zu sichern, gründet Harkort eine der ersten Werkschulen im Ruhrgebiet. Als die Schule in Wetter wegen Baufälligkeit 1830 geschlossen werden musste, stellte er sein eigenes Wohnhaus zur Verfügung. Wegen zunehmender Verluste aus der "Mechanischen Werkstätte" in Wetter schied er 1834 aus dem Unternehmen aus. Ein Grund war auch, dass Harkort sich nicht mehr genügend um den Betrieb kümmerte, da er ständig neue Ideen verfolgte. Auch die anderen von ihm gegründeten Fabriken mussten alle auf Grund wirtschaftlicher Misserfolge innerhalb kürzester Zeit wieder geschlossen werden. 

So wandte Harkort sich auch bald mehr und mehr von dem Bereich "Eisenindustrie" ab und stattdessen dem Bau von Eisenbahnen und Dampfschiffen zu. Er erkannte und propagierte als erster in Deutschland seit Mitte der 1820er-Jahre die wirtschaftlichen Vorteile und das Zukunftspotenzial der Eisenbahn als Massengüter-Transportmittel. So entwickelte er auch das Modell einer von Pferden gezogenen Schienenbahn. Auf seine Anregung hin wurde dann die erste im Bergbau angelegte größere Schmalspurkohlenbahn in Betrieb genommen. 

 

Die wirksamste Werbung für den Bau von Eisenbahnen im allgemeinen war jedoch seine Schrift "Die Eisenbahn von Minden nach Köln", die im Jahr 1833 erschien. Darin lieferte er auch den fertigen Plan für den Bau einer Eisenbahnlinie von Elberfeld über Hagen nach Dortmund. Nach diesem Plan ist dann von 1844 bis 1848 die Bergisch-Märkische Eisenbahn gebaut worden. Das Eisenbahnwesen, nicht nur in Westfalen, sondern in ganz Deutschland, verdankt somit seine Entstehung und Entwicklung im Wesentlichen der Informations- und Werbetätigkeit von Friedrich Harkort.


Dasselbe gilt für die Dampfschifffahrt. Da Harkorts Eisenbahnprojekte zunächst nicht verwirklicht wurden, wollte er wenigstens die Transportverhältnisse auf dem Wasser verbessern, wie es schon in England geschehen war. Bis zu diesem Zeitpunkt benutzte man hier auf den Flüssen noch Segelschiffe oder von Pferdegespannen auf Treidelpfaden gezogene Lastkähne. Harkort ließ von einer Duisburger Werft ein kleines Dampfschiff herstellen, das trotz vieler Schwierigkeiten den Rhein abwärts fuhr. Es war eine weitere seiner Pionierleistungen. Große öffentliche Anerkennung brachte ihm auch der Bau des ersten Rhein-See-Schiffes ein. Der Kauf bzw. Bau von zwei weiteren Schiffen führte ihn dann aber wieder in den Bankrott. 


Seine politische Laufbahn begann Harkort 1823 als ehrenamtlicher Beigeordneter der Stadt Wetter in der Gemeinde Herdecke. Weitere Stationen waren Kreistagsabgeordneter, Mitglied des Westfälischen Provinziallandtags und Abgeordneter der konstituierenden preußischen Nationalversammlung. Für ihn swaren das Verbot von Kinderarbeit, die Gründung von Konsumvereinen, die Gewinnbeteiligung der Arbeiter an den Unternehmen, menschenwürdige Wohnungen und eine gesetzliche Krankenversicherung die ersten Schritte auf dem Weg zu verbesserten Lebensbedingungen der Arbeiter. Harkort regte 1861 die Gründung des Turnvereins in Wetter an, der in der Tradition des Turnvaters Jahns stand. Von 1871 bis 1874 saß er als Vertreter des Wahlkreises Hagen im ersten Deutschen Reichstag. Schwerpunkte seines Wirkens waren Verkehrsangelegenheiten und Wirtschaftspolitik sowie Schul- und Bildungsfragen. Ein Teil seiner damals aufgestellten sozialpolitischen Forderungen wurden noch zu seinen Lebzeiten verwirklicht. Harkort starb hoch geachtet im Alter von 87 Jahren in Dortmund-Hombruch.

 

Weitere Infos:  


Zitate

100.000 Fibeln, die 3.000 Taler kosten, haben einen größeren Wert für die Erziehung der Menschheit als 100.000 Bewaffnete, die jährlich 9 Millionen verschlingen.

8.000 Menschen, die auf einer Quadratmeile leben, bedürfen, um bestehen zu können, eines höheren Grades von Bildung und Kenntnissen, als einige Hirten, die auf wüster Fläche schweifen.

Der Arme, welcher in den kleinsten Quantitäten kauft, muss eben deshalb die teuersten Preise bezahlen. Diesem zu begegnen, könnte der Fabrikant seine Arbeiter zu einem Vereine sammeln, welcher die notwendigsten Bedürfnisse in größeren Massen anschaffte und unter sich verteilte.

Nach jetzigen Verhältnissen leistet der Arbeiter gewisse Dienste gegen einen gewissen Lohn; weiter kümmert ihn weder die Wohlfahrt der Fabrik noch des Unternehmers. Die Arbeitskraft tritt noch zu roh und ungebildet auf, als dass eine engere Verbindung mit dem Kapitale möglich wäre. Denken wir uns indessen eine sittlich gebildete Masse von Individuen, dann könnte ein glückliches Verhältnis stattfinden. Außer den festen Löhnen wäre der Arbeit ein Anteil an Gewinn zuzugestehen, und Fleiß und Tätigkeit würden Wunder tun.

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