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Freitag, 14.März 2014

Paul Ehrlich 

* 14. März 1854 in Strehlen bei Breslau 
† 20. August 1915 in Bad Homburg vor der Höhe

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Deutscher Chemiker, Arzt, Serologe, Immunologe und Nobelpreisträger für Medizin.

 

Ehrlich wurde als zweites Kind von Ismar und Rosa Ehrlich geboren. Der Vater war Likörfabrikant und königlicher Lotterie-Einnehmer in Strehlen in Niederschlesien. Bereits sein Großvater war dort Destillateur und Schankpächter gewesen und hatte es zu einigem Wohlstand gebracht. Ismar Ehrlich war Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Ehrlich selbst konvertierte später nicht zum Protestantismus, pflegte jedoch die jüdischen Gebräuche und Vorschriften eher nachlässig.

Nach der Volksschule besuchte Ehrlich von 1864 bis 1872 das traditionsreiche Maria-Magdalenen-Gymnasium
in Breslau. Militärdienst hat er nicht geleistet. Ehrlich studierte Medizin in Breslau und Straßburg mit einem kurzen Aufenthalt in Freiburg und wurde 1878 in Leipzig, wohin sein Doktorvater Julius Cohnheim gewechselt war, promoviert. Nach dem Studium arbeitete er als Assistent und Oberarzt unter Theodor Frerichs – dem Begründer der experimentellen Klinischen Medizin – an der Charité in Berlin. Die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit lagen in dieser Zeit auf Histologie, Hämatologie und Farbenchemie. 1882 wurde ihm der Titel Professor verliehen.

Weil er sich mit Frerichs’ Nachfolger nicht verstand, stand Ehrlich 1889 ohne Stelle oder Aussicht auf einen Lehrstuhl da. Er richtete sich eine private Praxis und ein kleines Labor in Berlin ein. 1890 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Berliner Universität ernannt. 1891 holte ihn Robert Koch an sein Institut für Infektionskrankheiten, wo er besonders an immunologischen Fragen arbeitete. Für das neue Arbeitsfeld wurde 1896 das Institut für Serumforschung und Serumprüfung gegründet, dessen Direktor Ehrlich wurde. 1899 wurde sein Institut nach Frankfurt am Main verlegt und in Institut für experimentelle Therapie umbenannt. 

1904 erhielt Ehrlich eine ordentliche Honorarprofessur in Göttingen. 1906 ermöglichte eine großzügige Spende von Franziska Speyer
den Bau des Georg-Speyer-Hauses in Frankfurt, dessen Direktor Ehrlich in Personalunion wurde. Als erster entwickelte er 1909 eine medikamentöse Behandlung der Syphilis und begründete damit die Chemotherapie. Außerdem war er entscheidend an der Entwicklung des Heilserums gegen Diphtherie beteiligt, die üblicherweise Emil von Behring alleine zugeschrieben wird. Schon 1908 wurden seine immunologischen Arbeiten mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Ehrlich wurde 1914 zum ordentlichen Professor für Pharmakologie an der neu gegründeten Frankfurter Universität berufen.  

1883 heiratete Ehrlich in der Synagoge von Neustadt
in Oberschlesien Hedwig Pinkus , die Tochter eines schlesischen Textilfabrikanten. 1884 kam die Tochter Stefanie, 1886 die zweite Tochter Marianne zur Welt. Die Mitgift aus der Ehe bzw. das Geld seines Schwiegervaters enthob Ehrlich aller finanziellen Schwierigkeiten, sodass er auch Perioden ohne Anstellung überbrücken konnte. 

Im Ersten Weltkrieg unterzeichnete Ehrlich den „Aufruf an die Kulturwelt“. Im August 1915 erlitt Ehrlich einen Herzinfarkt, dem er einige Tage später erlag. Kaiser Wilhelm II. schrieb in seinem Beileidstelegramm: „Ich beklage mit der gesamten gebildeten Welt den Tod dieses um die medizinische Wissenschaft und die leidende Menschheit so hochverdienten Forschers, dessen Lebenswerk ihm bei der Mit- und Nachwelt unvergänglichen Ruhm und Dank sichert.“ Ehrlich wurde auf dem jüdischen Friedhof an der Rat-Beil-Straße in Frankfurt am Main begraben    

 

                                                                          Weitere Infos:   

An die Kulturwelt! Ein Aufruf

Wir als Vertreter deutscher Wissenschaft und Kultur erheben vor der gesamten Kulturwelt Protest gegen die Lügen und Verleumdungen, mit denen unsere Feinde Deutschlands reine Sache in dem ihm aufgezwungenen schweren Daseinskampfe zu beschmutzen trachten. Der eherne Mund der Ereignisse hat die Ausstreuung erdichteter deutscher Niederlagen widerlegt. Um so eifriger arbeitet man jetzt mit Entstellungen und Verdächtigungen. Gegen sie erheben wir laut unsere Stimme. Sie soll die Verkünderin der Wahrheit sein.

Es ist nicht wahr, dass Deutschland diesen Krieg verschuldet hat. Weder das Volk hat ihn gewollt noch die Regierung noch der Kaiser. Von deutscher Seite ist das Äußerste geschehen, ihn abzuwenden. Dafür liegen der Welt die urkundlichen Beweise vor. Oft genug hat Wilhelm II. in den 26 Jahren seiner Regierung sich als Schirmherr des Weltfriedens erwiesen; oft genug haben selbst unsere Gegner dies anerkannt. Ja, dieser nämliche Kaiser, den sie jetzt einen Attila zu nennen wagen, ist jahrzehntelang wegen seiner unerschütterlichen Friedensliebe von ihnen verspottet worden. Erst als eine schon lange an den Grenzen lauernde Übermacht von drei Seiten über unser Volk herfiel, hat es sich erhoben wie ein Mann.

Es ist nicht wahr, dass wir freventlich die Neutralität Belgiens verletzt haben. Nachweislich waren Frankreich und England zu ihrer Verletzung entschlossen. Nachweislich war Belgien damit einverstanden. Selbstvernichtung wäre es gewesen, ihnen nicht zuvorzukommen.

Es ist nicht wahr, dass eines einzigen belgischen Bürgers Leben und Eigentum von unseren Soldaten angetastet worden ist, ohne dass die bitterste Notwehr es gebot. Denn wieder und immer wieder, allen Mahnungen zum Trotz, hat die Bevölkerung sie aus dem Hinterhalt beschossen, Verwundete verstümmelt, Ärzte bei der Ausübung ihres Samariterwerkes ermordet. Man kann nicht niederträchtiger fälschen, als wenn man die Verbrechen dieser Meuchelmörder verschweigt, um die gerechte Strafe, die sie erlitten haben, den Deutschen zum Verbrechen zu machen.

Es ist nicht wahr, dass unsere Truppen brutal gegen Löwen gewütet haben. An einer rasenden Einwohnerschaft, die sie im Quartier heimtückisch überfiel, haben sie durch Beschießung eines Teils der Stadt schweren Herzens Vergeltung üben müssen. Der größte Teil von Löwen ist erhalten geblieben. Das berühmte Rathaus steht gänzlich unversehrt. Mit Selbstaufopferung haben unsere Soldaten es vor den Flammen bewahrt. – Sollten in diesem furchtbaren Kriege Kunstwerke zerstört worden sein oder noch zerstört werden, so würde jeder Deutsche es beklagen. Aber so wenig wir uns in der Liebe zur Kunst von irgend jemand übertreffen lassen, so entschieden lehnen wir es ab, die Erhaltung eines Kunstwerks mit einer deutschen Niederlage zu erkaufen.

Es ist nicht wahr,
dass unsere Kriegführung die Gesetze des Völkerrechts missachtet. Sie kennt keine zuchtlose Grausamkeit. Im Osten aber tränkt das Blut der von russischen Horden hingeschlachteten Frauen und Kinder die Erde, und im Westen zerreißen Dumdumgeschosse unseren Kriegern die Brust. Sich als Verteidiger europäischer Zivilisation zu gebärden, haben die am wenigsten das Recht, die sich mit Russen und Serben verbünden und der Welt das schmachvolle Schauspiel bieten, Mongolen und Neger auf die weiße Rasse zu hetzen.

Es ist nicht wahr,
dass der Kampf gegen unseren sogenannten Militarismus kein Kampf gegen unsere Kultur ist, wie unsere Feinde heuchlerisch vorgeben. Ohne den deutschen Militarismus wäre die deutsche Kultur längst vom Erdboden getilgt. Zu ihrem Schutz ist er aus ihr hervorgegangen in einem Lande, das jahrhundertelang von Raubzügen heimgesucht wurde wie kein zweites. Deutsches Heer und deutsches Volk sind eins. Dieses Bewusstsein verbrüdert heute 70 Millionen Deutsche ohne Unterschied der Bildung, des Standes und der Partei.

Wir können die vergifteten Waffen der Lüge unseren Feinden nicht entwinden. Wir können nur in alle Welt hinausrufen, dass sie falsches Zeugnis ablegen wider uns. Euch, die Ihr uns kennt, die Ihr bisher gemeinsam mit uns den höchsten Besitz der Menschheit gehütet habt, Euch rufen wir zu: Glaubt uns! Glaubt, daß wir diesen Kampf zu Ende kämpfen werden als ein Kulturvolk, dem das Vermächtnis eines Goethe, eines Beethoven, eines Kant ebenso heilig ist wie sein Herd und seine Scholle.

Dafür stehen wir Euch ein mit unserem Namen und mit unserer Ehre!“

Unterzeichnende

1. Adolf von Baeyer
2. Peter Behrens
3. Emil Adolf von Behring
4. Wilhelm von Bode
5. Alois Brandl
6. Lujo Brentano
7. Justus Brinckmann
8. Johannes-Ernst Conrad
9. Franz Defregger
10. Richard Dehmel
11. Adolf Deißmann
12. Friedrich-Wilhelm Dörpfeld
13. Friedrich von Duhn
14. Paul Ehrlich
15. Albert Ehrhard
16. Carl Engler
17. Gerhart Esser
18. Rudolf Christoph Eucken
19. Herbert Eulenberg
20. Heinrich Finke
21. Hermann Emil Fischer
22. Wilhelm Foerster
23. Ludwig Fulda
24. Eduard Gebhardt
25. Johann Jacobus Maria de Groot
26. Fritz Haber
27. Ernst Haeckel
28. Max Halbe
29. Adolf von Harnack
30. Gerhart Hauptmann
31. Carl Hauptmann

32. Gustav Hellmann
33. Wilhelm Herrmann
34. Andreas Heusler
35. Adolf von Hildebrand
36. Ludwig Hoffmann
37. Engelbert Humperdinck
38. Leopold Graf von Kalckreuth
39. Arthur Kampf
40. Friedrich August von Kaulbach
41. Theodor Kipp
42. Felix Klein
43. Max Klinger
44. Alois Knoepfler
45. Anton Koch
46. Paul Laband
47. Karl Lamprecht
48. Philipp Lenard
49. Maximilian Lenz
50. Max Liebermann
51. Franz von Liszt
52. Karl Ludwig Manzel
53. Joseph Mausbach
54. Georg von Mayr
55. Sebastian Merkle
56. Eduard Meyer
57. Heinrich Morf
58. Friedrich Naumann
59. Albert Neisser
60. Walther Hermann Nernst
61. Wilhelm Ostwald
62. Bruno Paul

63. Max Planck
64. Albert Plohn
65. Georg Reicke
66. Max Reinhardt
67. Alois Riehl
68. Carl Robert
69. Wilhelm Röntgen
70. Max Rubner
71. Fritz Schaper
72. Adolf Schlatter
73. August Schmidlin
74. Gustav von Schmoller
75. Reinhold Seeberg
76. Martin Spahn
77. Franz von Stuck
78. Hermann Sudermann
79. Hans Thoma
80. Wilhelm Trübner
81. Karl Gustav Vollmoeller
82. Richard Voß
83. Karl Vossler
84. Siegfried Wagner
85. Heinrich Wilhelm Waldeyer
86. August von Wassermann
87. Felix von Weingartner
88. Theodor Wiegand
89. Wilhelm Wien
90. Ulrich v. Wilamowitz-Moellendorff
91. Richard Willstätter
92. Wilhelm Windelband
93. Wilhelm Wundt

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