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Montag, 17. März 2014

Aufruf An Mein Volk          

am 17. März 1813 in Breslau.

 

Der preußische König Friedrich Wilhelm III. ruft zum Kampf gegen die französische Fremdherrschaft auf.

 

Mit dem Aufruf 'An Mein Volk' wandte sich der preußische König Friedrich Wilhelm III. an seine Untertanen, „Preußen und Deutsche“, und bat um Unterstützung für den Kampf gegen Kaiser Napoleon I. Am selben Tag war die Kriegserklärung Preußens an Frankreich erfolgt. Der Aufruf wurde in der schlesischen Metropole Breslau veröffentlicht, weil in der preußischen Hauptstadt Berlin aufgrund der französischen Besatzungstruppen nicht für die Sicherheit des preußischen Königs hätte gesorgt werden können. Mit dem Aufruf wandte sich das erste Mal in der Geschichte ein preußischer Monarch direkt an sein Volk. Den Text hatte der preußische Staatsrat Theodor Gottlieb von Hippel entworfen. Die Verbreitung erfolgte durch Abdruck in der 'Schlesischen privilegirten Zeitung' am 20. März 1813.

Der Aufruf, in dem die Einheit von Krone, Staat und Nation beschworen wurde, führte zur Bildung eines Volksheeres, freiwilliger Jägerverbände und Freikorps (deren bekanntestes das des Majors Adolf von Lützow werden sollte), so dass Preußen neben Russland die Hauptlast der Befreiungskriege tragen konnte.

Gleichzeitig mit dem Aufruf 'An Mein Volk' stiftete der König auch das Eisernes Kreuz als Kriegsauszeichnung ohne Standesunterschied, datierte dessen Stiftungsurkunde jedoch auf den 10. März zurück, um eine Verbindung mit seiner verstorbenen Frau, Königin Luise , deren Geburtstag der 10. März war, herstellen zu können. Zeitgleich veröffentlichte die Schwägerin des Königs, Prinzessin Marianne von Preußen ihren „Aufruf der königlichen Prinzessinnen an die Frauen im preußischen Staate“ und iniziierte damit die Bewegung „Gold gab ich für Eisen“ .

Weitere Infos:  


Aufruf des Königs von Preußen Friedrich Wilhelm III. "An Mein Volk!".

Vom 17. März 1813.


An Mein Volk!

So wenig für Mein treues Volk, als für Deutsche, bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt. Klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen. 

 

Wir erlagen der Uebermacht Frankreichs. Der Friede, der die Hälfte Meiner Unterthanen mit entriß, gab uns seine Segnungen nicht; denn er schlug uns tiefere Wunden als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen, die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelähmt, sowie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels ward gehemmt und dadurch die Quellen des Erwerbs und des Wohlstandes verstopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung. 

 

Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbindlichkeiten hoffte Ich Meinem Volk Erleichterung zu bereiten, und den französischen Kaiser endlich überzeugen, daß es sein eigener Vortheil sey, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber Meine reinsten Absichten wurden durch Uebermuth und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand aufhört. 

 

Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litthauer! Ihr wißt, was Ihr seit fast sieben Jahren erduldet habt; Ihr wißt, was euer trauriges Loos ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert Euch an die Vorzeit, an den großen Kurfürsten, den großen Friedrich. Bleibt eingedenk der Güter, die unter Ihnen Unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiß und Wissenschaft. – Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Verbündeten, der Russen; gedenkt der Spanier, der Portugiesen. Selbst kleinere Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen. Erinnert Euch an die heldenmüthigen Schweizer und Niederländer. 

 

Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden; denn unser Beginnen ist groß, und nicht geringe die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für Euern angeborenen König, als für einen fremden Herrscher, der, wie so viele Beispiele lehren, Eure Söhne und Eure letzten Kräfte Zwecken widmen würde, die Euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Ausdauer, Muth und der mächtige Beistand unserer Bundesgenossen werden unsern redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren. 

 

Aber, welche Opfer auch von Einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu seyn. 

 

Es ist der letzte, entscheidende Kampf, den wir bestehen, für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg gibt es, als einen ehrenvollen Frieden, oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet Ihr getrost entgegen gehen, um der Ehre willen; weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mit Zuversicht vertrauen: Gott und unser fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sichern, glorreichen Frieden und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit.

Breslau, den 17. März 1813.

Friedrich Wilhelm.

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