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Dienstag, 18. März 2014

Friedrich Nicolai  

* 18. März 1733 in Berlin
† 8. Januar 1811 ebenda
 

Deutscher Schriftsteller und Verlagsbuchhändler.

 

Nicolai wurde als achtes Kind  eines Buchhändlers und Verlegers geboren. Er besuchte das Gymnasium in Berlin und Halle sowie die Heckersche Realschule in Berlin. Nach der Schulzeit trat er 1749 in Frankfurt a. d. Oder eine Lehre als Buchhändler an. Gleichzeitig erwarb er sich seine Bildung autodidaktisch. Mit dem Tod seines Vater trat er 1752 in den elterlichen Betrieb ein, der von seinem Bruder weitergeführt wurde. Sechs Jahre später übernahm er die Leitung.

Mit Moses Mendelssohn
und Gotthold Ephraim Lessing war er seit 1754 befreundet. Durch seine publizistische Tätigkeit wurde er zu einem der wichtigsten Vertreter der Aufklärung in Deutschland. Die wichtigsten literaturkritischen Werke der Aufklärung wurden im Nicolai-Verlag veröffentlicht. Er selbst besorgte die Herausgabe von "Briefe, die Neueste Litteratur betreffend" (1759–1765), an denen unter anderem Lessing mitarbeitete, oder die "Allgemeine Deutsche Bibliothek" . Das letztere Werk war eine monumentale Rezensionsschrift, in der sich von 1765 bis 1806 rund 433 Mitarbeiter zu mehr als 8.000 Büchern in insgesamt 268 Bänden äußerten. Dieses Unternehmen wurde in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit vielfach bewundert. Dabei war Nicolais Ziel, durch die Themenvielfalt und Verbreitung dem kleinstaatlichen Deutschland eine geistige Einheit zu vermitteln.

Für den Verleger selbst erlangte die Arbeit an der "Allgemeinen Deutschen Bibliothek" die Bedeutung seines wichtigsten Lebenswerkes. Die Berliner Akademie der Wissenschaften machte Nicolai 1798 zu ihrem Mitglied. Nicolai bewies zunächst seinen Wert als Schriftsteller und Literaturkritiker. So setzte er sich für den englischen Dichter John Milton
ein gegen die Angriffe von Johann Christian Gottsched . Aus Nicolais eigenen literarischen Werken sind besonders die zwölfbändigen "Beschreibungen einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781" (1783–1796) und der Roman "Das Leben und die Meinungen des Herren Magister Sebaldus Nothanker" (1773–1776) zu nennen. Der Nothanker-Roman hatte einen großen Erfolg und wurde in vier Sprachen übersetzt. Nicolais Metier lag in der Satire, die der streitbare Berliner Verleger in eigenen literarischen Arbeiten auch fleißig nutzte. So machte er sich in seinen Werken lustig über den Werther-Kult und das Volks- und Altertümliche in den Sturm-und-Drang-Ideen

Die neuen Entwicklungen der Zeit empfand Nicolai als irrational, und sie standen seiner Auffassung von Literatur als praktisch zweckdienlich in sozialen und moralischen Bereichen entgegen. Gerade die beiden Frühromantiker August Wilhelm und Friedrich Schlegel machten dem Aufklärer Nicolai den Vorwurf der Phantasielosigkeit und Starrheit. Nicolai selbst sah sich als Märtyrer der Vernunft. Nicolai starb in seiner Geburtstadt Berlin.
     

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Weitere Infos:    

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Beschreibung einer reise durch Deutschland und die Schweiz, im Jahre 1781

Erster Band: Berlin-Nürnberg, dritte Auflage, 1788
Zweiter Band: Nürnberg-Wien, erste Auflage, 1783
Zweiter Band: Nürnberg-Wien, dritte Auflage, 1788
Sechster Band: Wien-Ungarn-München, 1785
Kritik des ersten und zweiten Bandes
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Über die Baiern

Unter dem gemeinen Volke bemerkt man viele Rundköpfe und Bierwänste; aber in disen dicken Körpern ist Kraft. ... Die Baiern sind grob, aber nicht hart; derb, aber nicht grausam; dreist und keck, aber nicht verwegen. Abergläubisch sind sie freilich, und der gemeine Mann ist dazu sehr faul und dem Trunke ergeben. ... Man muß sich aber hüten, ihn böse zu machen, z. B. nicht etwa Baiern verachten, oder an der Würksamkeit eines Gnadenbildes zu zweifeln; denn da schlägt er gleich mit Fäusten zu. ... [Die groben Mehlspeisen] nebst dem dicken Biere tragen gewiß zur Dummheit und dem phlegmatischen Wesen des gemeinen Mannes in Baiern nicht wenig bey. ... Der Baier ist gesetzter und mißmüthiger, der Oestreicher leichtsinniger und fröhlicher. Einem Obersachsen und noch mehr einem Niedersachsen wird unter allen oberdeutschen Dialekten (den schweizerischen allein ausgenommen) der bairische der allerunverständlichste sein. Dieß entsteht theils aus der sonderbaren Ausprache der Vokale und Diphthongen, theils aus dem Verschlucken der Konsonanten.

Auseinandersetzung mit dem jungen Goethe , dessen Werther (1774) Nicolai unter dem Titel 'Freuden des jungen Werthers' 1775 eine Variante mit „glücklichem Ausgang“ gegenüberstellte, was Goethe veranlasste, mit einem bösen Gedicht zu replizieren, „Nicolai auf Werthers Grabe“:


Ein junger Mensch, ich weiß nicht wie,
Starb einst an der Hypochondrie
Und ward denn auch begraben.
Da kam ein schöner Geist herbei,
Der hatte seinen Stuhlgang frei,
Wie's denn so Leute haben.
Der setzt' notdürftig sich aufs Grab
Und legte da sein Häuflein ab,
Beschaute freundlich seinen Dreck,
Ging wohl eratmet wieder weg
Und sprach zu sich bedächtiglich:
„Der gute Mensch, wie hat er sich verdorben!
Hätt er geschissen so wie ich,
Er wäre nicht gestorben!“.
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