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Montag, 31. März 2014

Friedrich Zollinger

* 31. März 1880 in Wiesbaden 
† 19. April 1945 in Aising-Kaltmühl


Deutscher Stadtplaner, Architekt und Erfinder des Zollinger-Daches . 

 

Zollinger legte 1898 an der Städtischen Oberrealschule in Wiesbaden sein Abitur ab. Anschließend studierte er an der Technischen Hochschule in Darmstadt Architektur und Städtebau. 1904 wurde Zollinger sein Bebauungsplan für eine Erweiterung des Rathauses in Wiesbaden, abgekauft. Drei Jahre später beendete er seine Ausbildung mit einer Diplomarbeit auf dem Gebiet des Städtebaus. Bereits während des Studiums arbeitete er in einem Architekturbüro in Wiesbaden und beim Gemeindebauamt in Völklingen . Dort plante er städtische Bauwerke und erstellte Bebauungspläne für die Altstadt und die geplante Stadterweiterung.

Nach seinem Militärdienst trat er 1908 in den hessischen Staatsdienst ein: Er projektierte und baute er mehrere Dienst- und Wohngebäude und sanierte die karolingische Abtei zu Seligenstadt. Anschließend wechselte er zum Ministerium der Finanzen nach Darmstadt. Für Frankfurt am Main entwarf er mehrere Bahnhofempfangsgebäude und plante den Umbau des Frankfurter Bahnhofs mit vier neuen Bahnhofshallen. 1911und 1912 war er Stadtbaumeister in Aschaffenburg. Ab 1913 entwickelte er als Stadtbauinspektor in Berlin-Neukölln Bebauungspläne für die gesamte Stadterweiterung, plante den Neubau eines Krankenhauses, des Stadtbads, der Desinfektionsanstalt, einer Sparkasse, des Lyzeums, des Sportplatzes und einer Brücke über die Spree.


Zu Beginn des Ersten Weltkrieges leistete er einen dreimonatigen
Militärdienst ab, bevor er den Stadtbaurat von Berlin-Neukölln vertreten musste. 1916 wurde er zur Bauabteilung der Baudirektion
nach Gent eingezogen. Von 1918 an bekleidete er zwölf Jahre
lang die Stelle des Merseburger Stadtbaurats mit der Verkehrsplanung, der Gartenbauverwaltung und der Verwaltung der städtischen Werke. Während seiner Zeit in Merseburg entwickelte und vermarktete Zollinger das so genannte 'Schüttbetonverfahren', mit dem Hauswände sehr schnell errichtet werden können, und konstruierte das gewölbte Lamellendach. Ab 1930 war er freiberuflich tätig.
Seit 1934 arbeitete er in München an verschiedenen größeren Projekten, beispielsweise an Flughäfen, am Neubau des Zirkus Krone, an der Verkaufsabteilung der Firma Opel in Wiesbaden und an Messebauten der Stadt Belgrad. 1945 starb Zollinger im Alter von 65 Jahren.


Mit dem Ziel, Gebäude schnell und preiswert zu errichten, entwickelte Zollinger das 'Schüttbetonverfahren': Hierbei wurden Fundamente, Keller- und Hauswände aus einer Mischung der leicht zu beschaffenden Baustoffe Sand, Kies, Schlacke und Asche sowie einem nur geringen Anteil des teuren Zements gegossen. Die Masse wurde geschossweise in eine hölzerne, normierte, leicht zusammensteckbare Gussform gefüllt. Eine Form war bis zu fünfunddreißigmal wiederverwendbar, was sich günstig auf die Herstellungskosten der Gebäude auswirkte. Dies Verfahren ermöglichte einen fließbandartigen Bauablauf, weshalb in kurzer Zeit ganze Straßenzeilen entstanden.
   
Zollinger entwickelte auch das Prinzip seines 'Rauten-Lamellendachs'
mit parallelen Sparren, welche jeweils aus zwei geschweiften, versetzt angeordneten Brettern miteinander verleimt waren. Die Bretter wurden rautenförmig aneinander gesetzt und verschraubt, so dass sich eine netzartige Dachfläche ergab. Es zeigte sich dass die Zollinger-Konstruktion ausreichende Tragereserven beinhaltete. Die gewölbte Lamellenkonstruktion bot viele Vorteile: Zum einen konnten damit auch sehr große Spannweiten überdacht werden. Darüber hinaus ließen sich auf Grund der biegungsfesten Konstruktion aus dem Dachtragwerk problemlos Öffnungen, etwa für Fenster oder Gauben, ausschneiden. Die Technik war materialsparend, denn anstelle massiver Bohlen und Sparren wurden lediglich dünne Bretter benötigt. Der Holzverbrauch war bis zu vierzig Prozent geringer als bei einem konventionellen Sparrendach. Die Montage der Lamellen war einfach zu handhaben, weshalb die Bauherren bei der Errichtung der Dächer mithelfen und somit Kosten sparen konnten.


Das Zollinger-Lamellendach wurde nicht nur im Wohnungsbau, sondern auch beim Bau öffentlicher Gebäude, großer Hallen (Scheunen, Flugzeug- und Eisenbahnhallen, Stadien, Markthallen) und Kirchen angewendet. Mithilfe von Lizenzgesellschaften wurde das Zollinger-Dach in alle Welt verbreitet. Die ersten Zollinger-Lamellendächer entstanden 1922 in Merseburg und sind heute noch erhalten. Mit Hilfe Zollingers typisierter und preiswerter Konstruktionen entstanden in Zeiten großer Wohnungsnot sehr schnell ganze Häuserzeilen.

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