Mittwoch, 18. Juni 2014

Einweihung des Kyffhäuserdenkmals

am 18. Juni 1896.
 
Das Kyffhäuserdenkmal ist ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Kuppe des Kyffhäuserberges am östlichen Rand der ehemaligen Reichsburg Kyffhausen bei Bad Frankenhausen in Thüringen.

 

Die Idee zum Bau eines 'Kaiser-Wilhelm-Denkmals' entstand in der Verehrung ehemaliger Soldaten für ihren am 9. März 1888 - 13 Tage vor seinem 91. Geburtstag - verstorbenen Kaiser Wilhelm I. . Schon bald nach Gründung des Kaiserreiches 1871 wurde durch Legendenbildung eine Verbindung von Friedrich I. Barbarossa - mit der für den Kyffhäuserberg lokalisierten Barbarossasage - zum neuen Kaiser Wilhelm I. geschaffen.

Am 20.März 1888 hatte der Reichstag einen Beschluss zur Errichtung eines Denkmals für den verstorbenen Kaiser gefasst. Der Schriftführer des deutschen Kriegerbundes, Geheimrat Dr. Alfred Westphal
, schlug den Kyffhäuser als Standort vor, da Kaiser Wilhelm I. die Sage erfüllt und Kaiser Rotbart erlöst habe. Die Bauräte Heyden und Kyllmann empfahlen in ihrem Gutachten von Dezember 1888 den Standort Kyffhäuser.  

Für die architektonische Gestaltung des Denkmals wurde ein Preisausschreiben für ausschließlich deutsche Künstler veranstaltet. Es bestanden nur wenige Forderungen, um die Kreativität der Wettbewerbsteilnehmer nicht einzuschränken. So z. B. sollte das Denkmal der weit sichtbaren Lage des Standortes entsprechen, der alte Oberburgturm (Barbarossaturm) sollte erhalten bleiben und für die künstlerische Gestaltung sollte eine militärischer Auffassung entsprechende Form gewählt werden. Ende der Ausschreibungsfrist war der  1. Juni 1890. Von den vorgelegten 24 Entwürfen setzte sich der Entwurf des 32-jährigen Architekten Prof. Bruno Schmitz
(u. a. Kaiser-Wilhelm-Denkmal Porta Westfalica und Koblenz ) durch, der ein Turmmonument mit der Figur Barbarossas im Sockel und darüber ein Reiterstandbild Wilhelm I. vorsah.

Für den Bauablauf wurde die künstlerische und bautechnische Gesamtleitung Prof. Bruno Schmitz übertragen. Im August 1890 begann die Frankenhäuser Firma Reichenbach mit den Vorbereitungen zum Denkmalbau. Der größte Teil der Oberburgruinen wurde ohne vorherige wissenschaftliche Aufnahme eingerissen, ein Steinbruch angelegt und am Berghang erfolgten Rodungen. In der folgenden Zeit stieg die Zahl der Beschäftigten, aber auch die Probleme am Bau nahmen zu. Das Hauptproblem war außer dem Termindruck die Finanzierung: die ursprüngliche Kalkulation von 400.000 Mark erhöhte sich auf über 1.450.000 Mark, die durch Spenden aufzubringen waren.

Die für 1890 vorgesehene Grundsteinlegung wurde wegen widriger Witterungseinflüsse im Winter erst am 10. Mai 1892 durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Terrassenbauten bereits fast fertig gestellt.

Zum Einweihungstermin, dem “Kaisertag” am 18. Juni 1896 (Jahrestag des siegreichen Einzugs Kaiser Wilhelms I. in Berlin nach dem Krieg gegen Frankreich 1871) war eine Reihe von Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen. Diese wurden erst über ein Jahr später im Herbst 1897 beendet.

Der Denkmalturm selbst - architektonisches Zentrum der Anlage - wurde 1895 fertig gestellt. Schlussstein und Kreuz auf der stilisierten Kaiserkrone am Turmabschluss wurden am 13. August 1895 gesetzt. Mit dem dreifach gegliederten Denkmalturm erreicht die Anlage eine Länge von 131 m, 96 m Breite und 81 m Höhe. Der Turm besitzt einen quadratischen Grundriss mit 20 m Seitenlänge (ohne Sockel) und erhebt sich 57 m über der Mittelterrasse, wobei er sich nach oben hin verjüngt.

Die Barbarossafigur aus Sandstein beherrscht den etwa 600 m² großen zerklüfteten Barbarossahof. Die Skulptur wurde in etwa dreifacher Lebensgröße (ca. 6,5 m hoch) erstellt und orientiert sich in ihrer Gestaltung an der Sagenüberlieferung um den alten Rotbart. Die Arbeiten an der Barbarossafigur übernahm der Bildhauer Prof. Nicolaus Geiger
mit weiteren Mitarbeitern. Geiger beendete die Arbeiten an der Figur im Frühsommer 1896.

Das Reiterstandbild Wilhelm I. mit zwei Nebenfiguren befindet sich oberhalb der Barbarossafigur auf der Schauseite des Denkmals. Es wurde von Prof. Emil Hundrieser
in Zusammenarbeit mit der Kupfertreiberwerkstatt Seitz aus München (Reiterstandbild), der Kunstwerkstatt Rinckleben aus Braunschweig (germanischer Krieger mit Flügelhelm als Symbol der Wehrkraft und des Krieges) und der Kunstwerkstatt Kiene aus München (weibliche Figur mit Schreibgerät als Symbol der Geschichte bzw. Geschichtsschreibung) geschaffen und bis kurz vor der Einweihungsfeier montiert. Die Figuren wurden aus 2 - 3 mm starkem Mansfelder Kupfer getrieben. Insgesamt wurden für die Figurengruppe 8.850 kg Kupfer und 8.250 kg Eisen für die innere Stützkonstruktion verarbeitet. Das Standbild erreicht eine Höhe von 9,7 m. Von der ehemaligen Sockelinschrift “Wilhelm I., Dem Begründer des Reiches, Die deutschen Krieger” wurden 1945 die beiden unteren Zeilen entfernt.

Bei den prunkvollen Einweihungsfeiern am 18. Juni 1896 mit über 30.000 Teilnehmern nahmen auch Kaiser Wilhelm II. sowie zahlreiche namhafte Persönlichkeiten aus Politik und Adel teil.

Bereits kurz nach der Fertigstellung der Anlage reiften Pläne, südlich unterhalb des Denkmals eine Feststätte für bis zu 400.000 Besucher zu errichten. Ein positives meteorologisches Gutachten für die Region und Ausführungsskizzen von Bruno Schmitz zeugen von der Ernsthaftigkeit dieser Pläne. Die Realisierung scheiterte jedoch am Widerspruch des für die Gegend zuständigen Landesfürsten von Schwarzburg-Rudolstadt
, der aus Natur- und Jagdschutzgründen Einwände erhob.

Während der Zeit der Weimarer Republik wurden Teile der Innenräume des Turms umgestaltet, Reste der alten Burganlage ausgegraben und zur Aufbewahrung der Fundstücke ein kleines Burgmuseum erbaut. Am 6. Mai 1939 wurde am Kyffhäuser das Hindenburgdenkmal von Hermann Hosaeus
eingeweiht. Die überlebensgroße Figur war aus bayrischem Porphyr gearbeitet. Die Statue wurde 1945 entfernt, in der Nähe vergraben und im Sommer 2004 wieder ausgegraben.

Nach Beendigung des 2. Weltkrieges sollte die Anlage von den Kommunisten zerstört werden, was jedoch verhindert wurde. 1950 war nochmals die Demontage der Anlage geplant. Es gab Überlegungen, die Krone abzutragen, das Reiterstandbild zu demontieren und die Anlage mit einer ständigen Beflaggung mit der DDR-Fahne umzugestalten. Andere Pläne sahen vor, das Denkmal abzureißen und durch ein monumentales Standbild eines Schmiedes oder eines Paares zu ersetzen.  

Die Asche von Prof. Bruno Schmitz fand 1916 und die von Prof. Alfred Westphal 1924 ihre letzte Ruhestätte in der Kuppelhalle des Denkmals.
CD

ABCD

Weitere Infos:  


Barbarossalied

Der alte Barbarossa,
Der Kaiser Friederich,
Im unterird'schen Schlosse
Hält er verzaubert sich.
 
Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jetzt;
Er hat, im Schloß verborgen,
Zum Schlaf sich hingesetzt.
 
Er hat hinabgenommen
Des Reiches Herrlichkeit
Und wird einst wiederkommen
Mit ihr zu seiner Zeit. 

Der Stuhl ist elfenbeinern,
Darauf der Kaiser sitzt;
Der Tisch ist marmelsteinern,
Worauf sein Haupt er stützt. 

Sein Bart ist nicht von Flachse,
Er ist von Feuersglut,
Ist durch den Tisch gewachsen,
Worauf sein Kinn ausruht.

Er nickt als wie im Traume,
Sein Aug' halb offen zwinkt,
Und je nach langem Raume
Er einem Knaben winkt.

Er spricht im Schlaf zum Knaben:
"Geh hin vors Schloß, o Zwerg,
Und sieh, ob noch die Raben
Herfliegen um den Berg!

Und wenn die alten Raben
Noch fliegen immerdar,
So muß ich auch noch schlafen
Verzaubert hundert Jahr".

Text: Friedrich Rückert (1788-1866) 
Melodie: Joseph Gersbach 1824 (1787-1830)
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