Dienstag, 15. Juli 2014

Schlacht bei Tannenberg

am 15. Juli des Jahres 1410

im Ordensland Preußen
. Das Heer des Deutschen Ordens unter Hochmeister Ulrich von Jungingen unterliegt einer gemeinsame Streitmacht des Königreichs Polen unter König Ladislaus II. Jagello sowie des Großherzogtums Litauen unter Großfürst Witold .

 

Vorgeschichte: Die Schlacht bei Tannenberg markiert den Höhepunkt der Auseinandersetzungen zwischen dem Königreich Polen und dem Deutschen Orden. 1308 hatte der Deutsche Orden Danzig und den Nordteil Pommerellens besetzt. Brandenburg und Polen lagen um den Besitz Pommerellens im Streit, wobei Brandenburg die besseren Rechte hatte. Diese Rechte kaufte der Deutsche Orden den Brandenburgern für 10.000 Mark ab. Den Erfolg dieser Transaktion besiegelte der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen mit der Verlegung des Hochmeistersitzes von Venedig, wo die Residenz des Deutschen Ordens seit 1291 war, nach Marienburg , in das eigene Territorium.


Militärisch konnte Polen allein nicht auf einen Erfolg hoffen, so suchte der polnische König Ladislaus I.
Verbündete. Diese fand er in Litauen . 1327 trat der Vertrag zwischen Polen und Litauen in Kraft. In den folgenden Jahren wechselte das Kriegsglück, doch konnte sich schließlich der Deutsche Orden durchsetzen. Im Vertrag von Kalisch verzichtete 1343 der neue polnische König Kasimir schließlich auf Pommerellen.

Das 14. Jahrhundert sah den Deutschen Orden auf dem Höhepunkt seiner Macht. Nachdem die Pommerellen-Frage zunächst geklärt war, konnte sich der Orden seinen Bestrebungen in Litauen zuwenden. Von 1344 an wurden alljährlich Kriegszüge in das west-litauische Gebiet unternommen. Als die Litauer im Gegenzug 1370 in das Samland
einmarschierten, erlitten sie in der Schlacht bei Rudau eine Niederlage. Der litauische Fürst Jagiello nahm deshalb Verhandlungen mit dem Deutschen Orden auf und schloss im Jahr 1380 einen Friedensvertrag. Ein Umschwung trat 1384 ein. Witold, ein Neffe Jagiellos, zerstörte die Burgen des Ordens im litauischen Grenzgebiet. 

 

Jagiello selbst trat in Verhandlungen mit Polen ein, die ihm die Taufe, die Ehe mit der seinerzeitigen polnischen Königin, Hedwig von Anjou und im Jahr 1386 die polnische Königskrone unter dem Namen Ladislaus Jagiello einbrachten. Litauen war nun ein christliches Land, vereint mit Polen und dem Zugriff des Deutschen Ordens entzogen. Damit verlor der Deutsche Orden seine Existenzberechtigung. Die römische Kurie untersagte dem Orden schließlich im Jahr 1403 ein weiteres militärisches Vorgehen gegen Litauen. 

Die letzten Jahre vor der Schlacht bei Tannenberg waren geprägt von der zunehmende Schärfe des Konflikts zwischen Polen und dem Deutschen Orden. Der neue (1407) Hochmeister Ulrich von Jungingen
  verfolgte eine militärische Lösung im Konflikt mit Polen. 1409 gab es an der litauischen Grenze einen Aufstand gegen den Deutschen Orden, der von Polen unterstützt wurde. Im August 1409 erklärte der Hochmeister Polen den Krieg. Sogleich griffen die Ordenstruppen das nordwestliche Polen an. Nach einem vorübergehenden Waffenstillstand sammelte sich die polnische Armee  am 30. Juni 1410 an der Weichsel, überschritt den Fluss und marschierte in Preußen ein. Am 2. Juli 1410 brach auch Ulrich von Jungingen mit seinem Heer auf. 

Am 8. Juli eroberten die polnischen Truppen Soldau und Neidenburg, etwas östlich vom Standort des Deutschordensheeres. Es folgte die Plünderung der Stadt Gilgenburg. Es waren die heidnischen tatarischen Heerhaufen Witolds, die sich der Stadt bemächtigten, sie gnadenlos plünderten und schreckliche Greueltaten begingen. Wer gehofft hatte, in dieser Kirche Schutz zu finden, starb in den Flammen, als am Morgen nach der Plünderung das Bauwerk in Brand gesteckt wurde. Nach dem Abzug der Plünderer setzte man die gesamte Stadt in Brand. Der Hochmeister ließ sein Heer in Richtung des Feindes marschieren. Er hatte nur 15.000 Mann zur Verfügung.

Verlauf der Schlacht: Ein gewaltiger Gewittersturm riss in den Morgenstunden des 15. Juli 1410 in den Lagern beider Heere die Zelte nieder. Mit Anbruch des Tages marschierte das Heer des Deutschen Ordens ab. Hochmeister Ulrich gab nun die Befehle zur Aufstellung des Heeres zur Schlacht. Südlich des Dorfes Grünfelde traten die Truppen in drei Schlachtreihen an. Die erste Reihe stieß mit dem rechten Flügel an ein Gehölz, mit dem linken Flügel stand sie bei Tannenberg. Eine zweite Schlachtreihe nahm in einigem Abstand dahinter Aufstellung. In der Nähe von Grünfelde bezog die dritte Schlachtreihe, in zwei Schlachthaufen geteilt, als Rückhaltetruppe Stellung. Zur Deckung wurden an beiden Flügeln der ersten Schlachtreihe kleinere Truppen aufgestellt.

Der polnische König Ladislaus Jagiello rückte mit seinem Heer erst heran, als das Heer des Deutschen Ordens schon Aufstellung genommen hatte. Auf einen Angriff verzichtete der Hochmeister aber, der vielleicht den Sieg über das noch ungeordnete feindliche Heer gebracht hätte. Der Mittag kam heran, drei Stunden harrte das Ordensheer schon in Schlachtordnung aus, doch auf der gegnerischen Seite tat sich nichts, was auf den Beginn der Schlacht deutete. Der polnische König zögerte.

Um den Kampf aufnehmen zu können, wurden zwei Herolde an Ladislaus Jagiello und Witold gesandt, die diesen zwei Schwerter überbrachten. Das war verbunden mit der Aufforderung, den Kampf aufzunehmen. Die Ungeduld des Hochmeisters war verständlich angesichts der ungünstigen Lage, in der er sich mit seinem Heer befand. Das Gelände war denkbar ungünstig und verdammte das Ordensheer zur Defensive. Es blieb also nichts anderes übrig, als auf den Angriff der Gegner zu warten.

Bei der Aufstellung des polnisch-litauischen Heeres bildete Herzog Witold mit seinen Litauern und einem Teil der Tataren den rechten Flügel. Den linken Flügel des in drei Schlachtreihen antretenden Heeres bildete das polnische Heer. Dieser linke Flügel lehnte sich an ein Wäldchen, das an eine sumpfige Wiesenmulde grenzte, an. Die Rückhaltetruppen wurden von zwei kleineren Heerhaufen gebildet, die im Rücken der Schlachtreihen Aufstellung nahmen. Den 15.000 Mann des Ordens standen etwa 30.000 Gegner gegenüber.

Der seit der Nacht tobende Sturm legte sich um die Mittagszeit, jetzt litten die Kämpfer unter der brütenden Hitze. Und nun eröffnete Herzog Witold die Schlacht. Die nervös gewordenen Deutschordenstruppen warfen sich übereifrig den heranstürmenden Feinden entgegen. Damit nahmen sie aber ihrer eigenen Artillerie jede Möglichkeit, ihre Wirkung zu entfalten. Zu groß war die Gefahr, die eigenen Leute zu treffen, die zwischen den Geschützen hindurch auf die Litauer und ihre Hilfsvölker losstürmten. Beide Schlachtreihen des Ordens rückten vor und warfen sich auf die Gegner. In dem entbrennenden wilden Gefecht gelang es den Ordensleuten, die Litauer zu überwinden. Als der Hochmeister deren Reihen schwanken sah, warf er Verstärkungen auf seinen linken Flügel. Die erste Schlachtreihe der Litauer wurde auf die zweite zurückgedrängt und alsbald stießen die Ordenstruppen bis zur dritten Schlachtreihe durch. Die Ordnung löste sich auf. Als sich die Litauer zur Flucht wandten, ließen sich die Sieger zur Verfolgung hinreißen. 

Jetzt konnten die bisher zurückgehaltenen polnischen Truppen bis zum äußersten rechten Flügel der Schlachtreihe des Ordens vorstoßen. Da der gegenüberstehende linke Flügel des polnischen Heeres so beträchtlich verstärkt wurde, hatte das Ordensheer keine Chance mehr. Der polnische König zeigte sich auf Anraten des besiegten Witold dem Heer, dessen nächster Erfolg in der Rückeroberung des Paniers bestand. Die dritte Schlachtreihe wurde nun auf Befehl des Königs geteilt, die eine Hälfte zur weiteren Verstärkung der beiden vorderen Reihen abgesandt. Auch stellte Herzog Witold mit der anderen Hälfte und Resten der litauischen Truppen den rechten Flügel wieder her. Die Ritter des Deutschen Ordens standen nun einer gewaltigen Übermacht gegenüber.

Von dieser Übermacht wurde das Ordenheer immer weiter zurückgedrängt. Die von der Verfolgung der Litauer zurückkehrenden Truppenteile waren nicht mehr in der Lage, die Schlacht zu wenden. Immer mehr wurde das Ordensheer eingeschlossen. Auf dem linken Flügel warfen die sich dort wieder sammelnden Hilfsvölker der Polen die Ordenkämpfer zurück. Auf dem rechten Flügel konnte Herzog Witold den linken Flügel des Ordensheeres zurückdrängen. So von beiden Seiten bedrängt, drohte dem Heer immer mehr die völlige Einschließung. Von drei Seiten drängte nun das Heer der Litauer und Polen die verzweifelt kämpfenden Ordenstruppen zusammen.

Der Hochmeister versammelte um sich einige frische Truppen, die bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht an der Schlacht teilgenommen hatten, sondern bei dem Dorf Grünfelde als Rückhalt gelagert hatten, um einen letzten Angriff gegen den Feind vorzutragen. Doch beim Angriff floh ein Teil dieser Truppe. Im nächsten Augenblick war das Ende des Hochmeisters gekommen. Von allen Seiten stürmten polnische Kämpfer auf ihn und seine kleine Schar ein. Ulrich von Jungingen stürzte tot vom Pferd.  

Das polnische Heer kreiste die Reste des Ordensheeres ein und vernichtete es völlig. Als schließlich einzelne Scharen von der Verfolgung der Litauer zurückkehrten, konnten auch sie das Blatt nicht mehr wenden. Das Heer des Deutschen Ordens hatte eine vernichtende Niederlage erlitten. Auf dem Schlachtfeld lagen 200 Ordensritter, 400 weitere Ritter und etliche Tausend Tote aus dem Fußvolk. Einige Überlebende gerieten in Gefangenschaft, kamen teils nach Kerkerhaft und Lösegeldzahlung frei, andere endeten auf dem Richtblock. Am Abend des 15. Juli 1410 löste sich der Rest des Heeres auf, jeder suchte sein Heil in der Flucht. 

Folgen: Alle Hoffnungen aufgebend, wurden zahlreiche der Ordensburgen von den älteren Ritterbrüdern aufgegeben, von denen nicht wenige ins Reich flohen. Klerus, Adel und den Städten des Ordenslandes leisteten dem polnischen König Huldigung. Doch nutzte Ladislaus Jagiello seinen umfassenden Sieg nicht aus. Drei Tage blieb er auf dem Schlachtfeld, damit einem alten Brauch folgend. Diese drei Tage nutzte Heinrich von Plauen
, um mit seinen Truppen die Marienburg zu besetzen. Auch zahlreiche Freiwillige und Flüchtlinge hatten sich ihm dort angeschlossen, wobei man alle Vorbereitungen für eine langwierige Belagerung traf. Den polnischen Truppen blieb nichts anderes übrig, als die Belagerung aufzunehmen. Die Ordenstruppen widerstanden mit Zähigkeit. Während der Wochen des vergeblichen Kampfes um die Burg dezimierten Lagerseuchen das Heer der Belagerer. Bei der Nachricht vom Herannahen von Truppen zum Entsatz der Marienburg wurde die Belagerung aufgehoben. Das polnische Heer verließ geradezu fluchtartig den Schauplatz. 

Heinrich von Plauen wurde zum neuen Hochmeister gewählt. Am 1. Februar 1411 wurde in Thorn ein Friedensvertrag mit Polen geschlossen. Darin erklärte der Deutsche Orden seinen Verzicht auf Westlitauen. Dagegen blieben das Kulmer Land
und Pommerellen im Besitz des Ordens. Nach neuen Kämpfen im Jahr 1414 einigte man sich, die strittigen Fragen dem Papst, Sigismund von Luxemburg oder dem Konzil von Konstanz zur Entscheidung vorzulegen. Um die finanziellen Mittel zur Behebung der durch den Krieg entstandenen Schäden aufbringen zu können, griff der Orden in die hergebrachten Rechte der Ritterschaft seiner Länder ein. Auch die Städte sahen sich hohen Geldforderungen gegenüber. Hieraus entstanden interne Zwiste im Ordensland, die schließlich 1466 zum Verlust Pomerellens und des Ermlandes im Zweiten Frieden von Thorn führten. 

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