Sonntag, 27. Juli 2014

Michail Jurjewitsch Lermontow 

* 15. Oktober 1814 in Moskau
† 27. Juli 1841 im Duell in Pjatigorsk


Russischer romantischer Dichter.

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Lermontows Vater war Hauptman i. R. des mittleren Adels, seine Mutter entstammte dem Hochadel. Nach dem frühen Tod seiner Mutter wuchs er bei seiner Großmutter mütterlicherseits auf, zunächst auf einem Gut im Gouvernement Pensa . Familiäre Streitigkeiten über das Vermögen hinterließen in dem Heranwachsenden eine Abneigung gegenüber der Macht des Geldes. Das Leben auf dem Gut seiner Großmutter brachte ihn in Kontakt mit der Welt der leibeigenen Bauern und weckte sein Verständnis für ihre oftmals verzweifelte Lage.

Beim Studium an der Moskauer Universität mit einer Pension, die normalerweise nur Adeligen zuteil wurde, begann der Vierzehnjährige unter Anleitung seiner Lehrer Gedichte zu schreiben. Er studierte bis 1832 an der Universität Moskau. Bis dahin schrieb er mehr als 200 Gedichte. Anschließend besuchte Lermontow eine Kavallerieschule in Sankt Petersburg und wurde 1834 einem Leibgarden-Husarenregiment in Zarskoje Selo zugewiesen.

Lermontow widmete Puschkin 1837 sein Gedicht 'Der Tod des Dichters'. Daraufhin wurde er zu einem Militärregiment in den Kaukasus verbannt. So konnte Lermontow den Kaukasus und den Krieg des russischen Zarenreiches gegen die dortige Bevölkerung miterleben. 1838 durfte er nach Sankt Petersburg zurückkehren. Sein Duell mit einem Franzosen führte zur abermaligen Versetzung in den Kaukasus. Dort fand Lermontow im Juli 1841 im Duell den Tod, im Alter von nur 26 Jahren.

In seinen Jugendgedichten ahmte er noch Puschkin nach. Sein Stil wurde jedoch recht schnell unabhängig. Er behandelte u. a. die Leibeigenschaft, die zaristische Selbstherrschaft und das Streben nach Freiheit. Eindrücke vom  Leben und den Sitten der Bergvölker und der dortigen Natur stärkten seine Schaffenskraft und lieferten neue Themen. Borodino (1837), Das Lied vom Zaren Iwan Wassiljewitsch (1837), Mzyri (1840), Der Dämon (1841), Mein Vaterland (1841) stammen aus dieser Zeit. In dem Roman 'Ein Held unserer Zeit' (1840) wird die Tragödie der gebildeten und freiheitlich denkenden Jugend seiner Zeit geschildert. Mit diesem Werk schuf er wichtige Voraussetzungen für die Entwicklung eines psychologischen Romans in Russland, Er gilt damit als Begründer des russischen Realismus

 

In Lermontows bekanntestem Prosawerk »Ein Held unserer Zeit« ist er von dem englischen Dichter George Gordon Byron beeinflusst. Der Held  erkennt sein egoistisches Handeln, er stellt sich – ohne sie zu beantworten – die Grundfrage menschlichen Seins „wozu habe ich gelebt“. Im Aufbau des Romans zeigt Lermontow seinen Helden aus der Sicht verschiedener Personen und lässt ihn selbst in seinem Tagebuch zu Wort kommen.

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Weitere Infos:    


Wandre ich in der stillen Nacht alleine


Wandr' ich in der stillen Nacht alleine,
Durch den Nebel blitzt der Steinweg fern —
Redet Stern zum Stern im hellen Scheine,
Und die Wildniß lauscht dem Wort des Herrn.

Golden schimmernd, hinterm Felsenhange,
Dehnt des Himmels Blau sich endlos weit —
Was ist mir die Brust so schwer, so bange?
Hoff' ich Etwas — thut mir Etwas leid?

Nein! mich lockt nicht mehr der Hoffnung Schimmer,
Und Vergangenes thut mir nicht leid —
Doch ich möchte schlafen gehn auf immer,
Freiheit such' ich und Vergessenheit!

Aber nicht den kalten Schlaf der Truhe,
Nicht die Freiheit, die uns todt begräbt;
Nuhe möcht' ich — doch lebend'ge Ruhe,
Drin noch athmend meine Brust sich hebt.

Unter immergrüner Eichen Fächeln
Möcht' ich ruhen all mein Leben lang —
Vor mir schöner Augen Liebeslächeln,
Und in Schlaf gelullt von Liebessang.
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Prophezeiung

Ein Jahr wird kommen, Russlands schwarzes Jahr,
Es fällt des Zaren Krone, stürzt der Zar;
Die Masse schnell vergisst, wie sie ihn liebte,
Und Blut und Tod wird Nahrung sein für viele;
Wenn Kinder und die Fraun nicht mehr's Gesetz
Beschützen kann, das blutig abgesetzt;
Wenn Pest von toten Körpern voll Gestank
Durch Dörfer zieht, bedauernswert und krank,
Bis alle Hütten öde und verwaist,
Und Hunger dieses arme Land zerreißt;
Wenn tiefes Rot der Flüsse Wellen färbte,
An diesem Tag erscheint ein Mann der Stärke,
Und du erkennst ihn – und verstehst sogleich,
Warum in seiner Hand das Messer leuchtet;
Leid über dich! – Dein Stöhnen und dein Weinen
Wird ihm nicht einmal lächerlich erscheinen;
Und finster wird es, wenn er schrecklich schnaubt,
So wie sein Umhang mit erhobnem Haupt.

1830

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Zitate

Ihr, die ihr am Thron steht als gierige Schar,
Henker von Freiheit, Genie und Ruhm!
Ihr verbergt euch hinter dem schützenden Gesetz,
vor euch müssen Gericht und Wahrheit, muß alles schweigen...

Sie haben mich gepeinigt,
weil ich zu denken wagte,
sie haben mich gesteinigt,
weil ich mein Denken sagte.

Flieh der Begeisterung Todesschlingen; sie ist des kranken Geistes verzücktes Zerrgesicht, gefesselter Gedanken Ringen.

Die glücklichsten Menschen sind die Unwissenden.

Beendet ist der Weg, die Stunde schlug, es ist Zeit heimzukehren.

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