Freitag, 5. September 2014

Christoph Martin Wieland 

* 5. September 1733 in Oberholzheim bei Laupheim
† 20. Januar 1813 in Weimar

Deutscher Dichter, Übersetzer und Herausgeber in der Zeit der Aufklärung.

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Geboren wurde Wieland im Pfarrhaus von Oberholzheim, einem Dorf, das damals eine Pfründe des Hospitals zum Heiligen Geist der Reichsstadt Biberach war; sein Vater war lutherischer Pfarrer. Nach der Versetzung des Vaters wurde er von diesem, von Privatlehrern und später in der Biberacher Stadtschule unterrichtet. Mit zwölf Jahren versuchte er sich in lateinischen und deutschen Versen, mit 16 hatte er bereits fast alle römischen Klassiker gelesen; unter den damals modernen Schriftstellern zog ihn der Aufklärer Voltaire an.

Auf dem pietistischen Internat zu Kloster Berge
bei Magdeburg (1747–49) entwickelte sich Wieland zu einem Verehrer Friedrich Gottlieb Klopstocks . An der Universität Erfurt begann er im Frühjahr 1750 das Studium der Philosophie und im Herbst 1750 an der Universität Tübingen ein Jurastudium, das er jedoch bald zugunsten der Literatur und eigener poetischer Produktion vernachlässigte. Sein Heldengedicht 'Hermann' in fünf Gesängen führte zu einem sehr persönlichen Briefwechsel  mit Johann Jakob Bodmer . Bald gab er das ungeliebte Studium ganz auf.

Im Sommer 1752 folgte er einer Einladung Bodmers nach Zürich. Der Aufenthalt in der Schweiz sollte acht Jahre währen. Er wohnte eine Weile bei Bodmer als dessen Schüler und wirkte mit an der neuen Herausgabe der 1741 erschienenen „Züricherischen Streitschriften“ gegen Johann Christoph Gottsched . 1753 schrieb Wieland in Zürich die 'Briefe von Verstorbenen an hinterlassene Freunde'. In seinen Hymnen (Zürich 1754) und den Empfindungen eines Christen (Zürich 1755) drückte Wieland sich letztmalig in religiösem Ton aus. 1754 trennte sich Wieland von Bodmer und wandelte sich zum Vertreter der Aufklärung. 1758 erschien sein Trauerspiel 'Lady Johanna Gray' und 1759 das epische Fragment 'Cyrus', zu dem ihn Friedrich II.
von Preußen angeregt hatte. Inzwischen hatte er in Bern eine Hauslehrerstelle angetreten. 

1760 nach Biberach zurückgekehrt, bewarb er sich dort als Senator und Kanzleiverwalter. 1765 heiratete er eine Augsburger Kaufmannstochter, mit der er im Laufe der Zeit 13 Kinder hatte. Auf dem Schloss Warthausen des Grafen Stadion
fand Wieland eine Stätte weltmännischer Bildung, persönliche Anregung und eine ausgezeichnete Bibliothek. Aus dieser Zeit stammt sein Satz „Nicht Liebe und Geist, sondern Geld und Verstand herrschen in der Welt, ja wer mit den Idealen wirklich Ernst macht, ist sicher, elend zu werden“.

Um 1761 begann er mit der Abfassung des Romans 'Agathon', der ein großer Erfolg wurde. Es folgte 1764 'Don Silvio von Rosalva, oder der Sieg der Natur über die Schwärmerey'. Daneben begann Wieland 1762 mit der Übersetzung Shakespeares. Mit dieser Übersetzung beeinflusste Wieland das Theaterleben in Deutschland nachhaltig. Weitere Arbeiten folgten: 'Musarion, oder die Philosophie der Grazien' (1768), 'Idris' (1768), 'Nadine' (1769), 'Combabus' (1770), 'Die Grazien' (1770) und 'Der neue Amadis' (1771), im Stil der heiteren Sinnlichkeit, der Weltfreude und der leichten Anmut.

1769 folgte Wieland einem Ruf an die Universität Erfurt
. Seine Lehrtätigkeit tat seiner dichterischen Produktivität wenig Abbruch. 1772 berief ihn die verwitwete Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar zur Erziehung ihrer beiden Söhne nach Weimar. Hier traf Wieland auf eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten wie Friedrich Justin Bertuch , denen sich bald darauf Johann Wolfgang Goethe und Johann Gottfried Herder zugesellten. Wieland bezog als herzoglicher Hofrat ein gesichertes Gehalt, das ihm auch nach Herzog Karl Augusts Regierungsantritt 1775 verblieb. Wieland zog sich jetzt von allen öffentlichen Ämtern zurück und widmete sich ganz seiner schriftstellerischen Arbeit als Kritiker, Aufklärer und Übersetzer.

Mit dem Singspiel 'Die Wahl des Herkules' und dem lyrischen Drama 'Alceste' (1773) errang er breite Anerkennung. Seine Idee einer eigenen literarischen Zeitschrift („Der Teutsche Merkur“) verwirklichte er im gleichen Jahr. Die Gesellschaftssatire 'Geschichte der Abderiten', das romantische Gedicht 'Oberon' (Weimar 1780), die poetischen Erzählungen 'Das Wintermärchen' und andere folgten. Dazu kamen die Übersetzung der Briefe und Satiren des Horaz (Leipzig 1782 und 1786) sowie die Bearbeitung von Lukians sämtlichen Werken (Leipzig 1788 bis 1789) und zahlreiche kleinere Schriften.

Eine prächtige Gesamtausgabe seiner bis 1802 erschienenen Werke (von 1794 an bei Göschen in Leipzig), hatte Wieland erlaubt, das Gut Oßmannstedt bei Weimar zu kaufen, um sich – im Alter von 65 Jahren – noch als Landwirt zu betätigen. Hier verlebte der Dichter seit 1798 im Kreise der großen Familie einige glückliche und produktive Jahre. Der Tod seiner Frau 1800 und die finanzielle Belastungen bewogen ihn, das Gut 1803 zu veräußern und wieder in Weimar zu wohnen. Dort gehörte er dem Kreis der Herzogin Anna Amalia bis zu deren Tod an. 

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Die Zeitschrift 'Attisches Museum', die Wieland allein von 1796 bis 1801, und das 'Neue attische Museum', das er mit anderen von 1802 bis 1810 herausgab, sollten die Deutschen mit den Meisterwerken der griechischen Poesie, Philosophie und Redekunst vertraut machen. 1808 lud ihn Kaiser Napoleon zu einer Audienz am Rande des Erfurter Fürstenkongresses ein. Wielan starb fast 80-jährig an den Folgen einer Erkältung.
 
Mit seiner 'Geschichte des Agathon' war Wieland der Begründer des deutschen Bildungsromans. Er zählt zu den einflussreichsten Schriftstellern der Aufklärung. Auch als Übersetzer leistete er Bedeutendes. Von den Vertretern des 'Sturm und Drang'
und der Romantik wurde er wenig geschätzt, auch später wenig gelesen.  

Weitere Infos:  

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Zitate

Es gibt Leute, die in ihrem Werk gestört werden, sobald Licht kommt.

Für den Unwissenden ist alles möglich.

Ich weiß nicht, ob etwas demütigender für die Menschen sein kann, als die Gewißheit, worin wir sind, daß nichts so Unsinniges und Lächerliches erträumt werden kann, das nicht zu irgend einer Zeit oder auf irgend einem Teile des Erdenrunds von einer beträchtlichen Anzahl von Menschen für wahr, ernsthaft und ehrwürdig wäre angesehen worden.

Man muß Leute nicht nach dem, was sie sprechen, beurteilen, sondern nach dem, was sie tun.

Man kann alles, was man will, sobald man nichts will, als was man kann.

Wer hoch zu stehen wähnt, ist seinem Falle nahe.

Sorgt immer für den Augenblick und Gott laßt für die Zukunft sorgen.

Die Kunst, reich zu werden, ist im Grunde nichts anderes, als die Kunst, sich des Eigentums anderer Leute mit ihrem guten Willen zu bemächtigen.

Nichts halb zu tun ist edler Geister Art.

Auch die frostige Gesellschaft ist zuletzt doch immer besser als keine.

Ein Wahn, der mich beglückt,
ist eine Wahrheit wert,
die mich zu Boden drückt.
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