Sonntag, 7. September 2014

Erdmann II., Reichsgraf von Promnitz

* 22. August 1683 in Sorau
† 7. September 1745 im Waldschlößchen bei Sorau


Standesherr auf Sorau und Triebel, sowie zu Pleß

ABCD

Der Graf von Promnitz stand als Geheimer Rat und Kabinettsminister in Diensten Augusts des Starken und von dessen Sohn Friedrich August II. , Kurfürsten von Sachsen und Königen von Polen. 1703 trat Erdmann II. das Erbe seines Vaters Balthasar Erdmann an und verwaltete seine riesigen Besitzungen [Herrschaften Sorau, Triebel, Pleß, Vetschau, Drehna und weitere] in eigener Regie.

Erdmann von Promnitz holte Georg Philipp Telemann als Nachfolger von Wolfgang Caspar Printz
als Kapellmeister an seinen Hof nach Sorau. 1705 heiratete er Anna Maria von Sachsen-Weißenfels, die Tochter des Herzogs Johann Adolf I. von Sachsen-Weißenfels . Das Paar hatte u. a. folgende Kinder:

Christine Johanna Emilie [∞ 1726 August Ludwig von Anhalt-Köthen ];  
Anna Friederike [∞ 1732 August Ludwig von Anhalt-Köthen (Witwer ihrer älteren Schwester)]; Marie Elisabeth [∞ Heinrich Ernst zu Stolberg-Wernigerode
] ; Johann Erdmann [∞ Karoline von Schönaich-Carolath ]; Agnes Sophie [∞ Heinrich XXVIII. Reuß zu Ebersdorf ];


In zweiter Ehe heiratet Erdmann von Promnitz Henriette Eleonore, die Tochter Heinrich XV. Reuß zu Lobensteins
. Dieser Ehe entstammte Seyfried von Promnitz zu Drehna  [∞ Wilhelmine Luise Karoline, Tochter des Grafen Karl August zu Lippe-Biesterfeld ].

 

Erdmann von Promnitz war sehr dem Pietismus zugetan. Deswegen fiel der Sorauer Superintendent Erdmann Neumeister bald bei ihm in Ungnade, bewarb sich erfolgreich in Hamburg verließ Sorau in Unfrieden. Der Graf verschönerte seine Herrschaft in Sorau durch den Bau eines ansehnlichen Schlosses und verschiedene weitere Gebäude. Er ließ auch viele Schulen bauen und stiftete ein Waisenhaus. Auch seine anderen Herrschaften vergaß er nicht. Besonders gab er sich viele Mühe, seiner Standesherrschaft Pleß die freie Religionsausübung wieder zu verschaffen.

 

Im September 1745 wurde Erdmann von Promnitz von österreichischen Husaren in Schlesien maltraitiert und starb kurz darauf an den Folgen der erlittenen Verletzungen. Er wurde 62 Jahre alt. Sein älterer Sohn Johann Erdmann erbte den Großteil seiner ausgedehnten Besitzungen, der jüngere Sohn Seyfried die Herrschaft Drehna im Luckauischen. Letzterer starb schon im Jahre 1760 im Alter von 26 Jahren ohne Nachkommen. Der ältere Sohn verkaufte seinen Besitz in der Niederlausitz im Jahre 1765 an das Kurfürstentum Sachsen, den übrigen Besitz - vor allem in Schlesien - verschenkte er an seine zahlreiche Verwandschaft. Schon zuvor und vor allem später führte er ein unstetes und anstößiges Leben und starb ohne männliche Erben 1785 in Kehl am Oberrhein. Mit ihm erlosch das einstmals hoch-angesehene reichsgräfliche Geschlecht derer von Promnitz .

 

Weitere Infos:   


Die kleine Residenz des Fürstbischofs Balthasar von Promnitz und seiner Nachkommen in Pleß besaß seit dem 18. Jahrhundert ein Hoftheater, hatte aber kein feststehendes Ensemble, sondern engagierte auswärtige Schauspielertruppen. Die Aufführungen fanden im Schloss gegen Eintrittsgeld für jedermann statt. Musikalisch ist zu erwähnen, daß Georg Philipp Telemann , zwischen 1704 und 1708 Hofkapellmeister des in Sorau (Nieder-Lausitz) residierenden Grafen von Promnitz, mit dem kleinen Hofstaat etwa ein halbes Jahr (vermutlich 1706) im oberschlesischen Pleß verbrachte. Hier wurde er durch die damals noch überwiegend polnische Bevölkerung mit der "barbarischen Schönheit" der polnischen Volksmusik bekannt, ein Erlebnis, das sich rhythmisch wie melodisch in zahlreichen seiner späteren Werke niederschlug. 

Der goldene Spiegel' - Erzählungen in einem Rahmen - Autor: Wassermann, Jakob 1873-1934, Erscheinungsjahr: 1912.

Kapitel 13 - Die Geschichte des Grafen Erdmann III Promnitz.

Als der große Friedrich von Preußen zum erstenmal um Schlesien stritt, blühte dortselbst noch das alte und angesehene Geschlecht derer von Promnitz. Seit jenem Balthasar Promnitz
, dem Fürstbischof von Breslau, der außer Pleß, der größten schlesischen Standesherrschaft, auch Sorau und Triebel in der Niederlausitz erworben hatte, gehörte die Familie zum höchstbegüterten Adel des Landes, und späterhin, als sie schon ein Haupthort des Protestantismus war, besaß sie auch Peterswaldau , Kreppelhof , Drehna und Vetschau , lauter große Gemarkungen mit umfangreichem Ackerland und ausgedehnten Wäldern.

Graf Erdmann, der letzte Spross der Promnitze, galt als Kind für einen ausgemachten Tölpel. Zu Sorau, wo sein Vater einen förmlichen Hof hielt mit Jagdpagen, Kammerhusaren, Zwergen und einer Leibgarde von hundert bärenmützigen Riesen, gab er die denkbar schlechteste Figur ab. Er war mißtrauisch, verstockt, gefräßig und faul. Wegen seiner Streitsucht hielt es kein Spielgenosse bei ihm aus.

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