Samstag, 20. September 2014

Theodor Fontane

* 30. Dezember 1819 in Neuruppin
† 20. September 1898 in Berlin
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Deutscher Schriftsteller.

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Fontane wurde als Sohn eines Apothekers geboren. Beide Eltern waren hugenottischer Herkunft. Er lebte bis zum siebten Lebensjahr in Neuruppin. Sein Vater veräußerte die in der Mitte der Stadt gelegene Apotheke wegen seiner Spielschulden und erwarb nach Tilgung der Schulden 1827 in Swinemünde eine kleinere Apotheke, weshalb die Familie Neuruppin verließ. Von 1832 bis 1833 besuchte er das Gymnasium in Neuruppin, anschließend trat er in die Gewerbeschule in Berlin ein. 1834 zog er zum Halbbruder seines Vaters. 1836 brach er die Ausbildung an der Gewerbeschule ab und begann eine Ausbildung zum Apotheker. Seine erste Novelle 'Geschwisterliebe' veröffentlichte er 1839.

Nach dem Abschluss seiner Lehre 1839 trat Fontane im Herbst 1840 eine Stelle als Apothekergehilfe in Burg (bei Magdeburg) an. Es entstanden die ersten Gedichte. 1841 erkrankte er an Typhus, konnte sich aber bei seinen Eltern in Letschin
erholen, wo sein Vater 1838 eine Apotheke gekauft hatte.. Als er wieder gesund war, arbeitete er als Apothekergehilfe vom April 1841 bis Februar 1842 in Leipzig, danach in einer Apotheke in Dresden, schließlich in der Apotheke des Vaters in Letschin. Von April 1844 bis März 1845 leistete Fontane seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger und wurde mit dem Dienstgrad Corporal (Unteroffizier) entlassen. In dieser Zeit unternahm er auf Einladung eines Schulfreundes seine erste, auf 14 Tage angelegte Englandreise.

Im Laufe des Jahres ging Fontane nach einer Zeit als Angestellter in der väterlichen Apotheke nach Berlin an eine Apotheke. Im Dezember 1845 verlobte er sich mit Emilie Rouanet-Kummer
, seiner späteren Ehefrau und Nachlassverwalterin. Im März 1847 erhielt Fontane seine Approbation als „Apotheker erster Klasse“. 1848 kämpfte Fontane als Revolutionär in den sogenannten Barrikadenkämpfen. Dann wurde er im Krankenhaus Bethanien angestellt.

Ende September 1849 entschloss Fontane sich, den Apothekerberuf völlig aufzugeben und als freier Schriftsteller zu arbeiten. Es entstanden zuerst politische Texte. In diesem Jahr wurde auch sein erstes Buch veröffentlicht: 'Männer und Helden - Acht Preußenlieder'. Am 16. Oktober 1850 heiratete er Emilie Rouanet-Kummer. 1851 wurde Fontane von der 'Centralstelle für Preßangelegenheiten' angestellt. Für diese machte er Reisen nach London (1852) und lebte dort mehrere Jahre von 1855 bis 1859. Aufgabe von Fontane war es in London, Presseberichte zu Gunsten der preußischen Außenpolitik in englische und deutsche Zeitungen zu bringen. Er unterstand dabei dem preußischen Botschafter in London. 

Mit dem Regierungswechsel im preußischen Königshaus 1859 beendete Fontane seine Korrespondententätigkeit in London, um nach Hause zurückzukehren. Hier fand widmete er sich der Reiseliteratur. Es erschienen auch die ersten Artikel über seine Heimatstadt Neuruppin. Aus den Reiseberichten, angereichert mit Geschichte und Geschichten, entstand 1861 das Büchlein 'Grafschaft Ruppin', das bereits ein Jahr später die zweite Auflage mit dem Obertitel 'Wanderungen durch die Mark Brandenburg' erhielt. Bis wenige Jahre vor seinem Tode überarbeitete Fontane diesen ersten Band. Es folgten noch weitere drei Bände.

1864 reiste Fontane nach Kopenhagen, wo er über den Deutsch-Dänischen Krieg schrieb. Ab 1870 arbeitete er als Theaterkritiker der 'Vossischen Zeitung'. Im selben Jahr nahm er Urlaub, um im Deutsch-Französischen Krieg den Kriegsschauplatz Paris zu besichtigen. In Frankreich wurde er unter falschem Verdacht als Spion verhaftet, jedoch nach einer Intervention Bismarcks zu seinen Gunsten wieder freigelassen. Seine Erlebnisse schilderte er 1871 in dem Buch 'Kriegsgefangen. Erlebtes 1870'.

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Zwischen 1874 und 1876 unternahm Fontane mit seiner Frau diverse Reisen nach Österreich, Italien und in die Schweiz. Am Ende dieser Reisen entschloss er sich, nicht mehr für eine Zeitung zu schreiben. 1876 war Fontane einige Monate lang ständiger Sekretär der Akademie der Künste Berlin. Da ihm dies nicht lag, wollte er wieder als freier Schriftsteller leben. 

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Mit sechzig Jahren begann für Fontane die eigentliche Blütezeit seines literarischen Schaffens. In dieser Zeit entstandenen zahlreiche bedeutende Werke. Mitte März 1892 erkrankte Fontane an einer Influenza. Acht Wochen später erlitt er einen schweren Rückfall, der zu einer qualvollen Erkrankung führte mit bedrohlichen Depressionen (Gehirnanaemie). Der Arzt riet ihm, seine Kindheitserinnerungen niederzuschreiben, um sich von der Krankheit abzulenken. Er folgte dem Rat und erholte sich wieder so gut, dass er 'Effi Briest' und zwei weitere Romane sowie die autobiografische Schrift 'Von Zwanzig bis Dreißig' vollenden konnte. 

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Von 1895 bis 1898 arbeitete Fontane an seinem Roman 'Der Stechlin' , den er kurz vor seinem Tode abschloss. Fontane starb in seiner Berliner Wohnung. Seine Ehefrau wurde vier Jahre später an seiner Seite beigesetzt. Zu Fontanes weitern bekannten Romanen gehören: 'Vor dem Sturm' , 'L’Adultera' , 'Schach von Wuthenow' , 'Unterm Birnbaum' , 'Irrungen, Wirrungen' und 'Frau Jenny Treibel' . Fontane schrieb über 250 Gedichte, darunter Balladen und Sprüche. Dazu gehören Archibald Douglas , John Maynard , Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland .  

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Weitere Infos:  


Überlass es der Zeit


Erscheint dir etwas unerhört,
Bist du tiefsten Herzens empört,
Bäume nicht auf, versuchs nicht mit Streit,
Berühr es nicht, überlass es der Zeit.
Am ersten Tage wirst du feige dich schelten,
Am zweiten lässt du dein Schweigen schon gelten,
Am dritten hast du's überwunden;
Alles ist wichtig nur auf Stunden,
Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter,
Zeit ist Balsam und Friedensstifter. 

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«

So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?«

So klagten die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Und die Jahre gingen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.«

So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.


Zitate

Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf.

Wenn man über Dinge sprechen will, muß man sie zunächst kennen.

Wer sich furchtsam zeigt, kriegt leicht einen Hieb; wer Mut hat, dem geht man aus dem Weg.

Wer seine Bitte nur weiß zitternd vorzutragen,
lehrt, den der bittet, ihm sein Bitten abzuschlagen.

Wo viel Geld ist, geht immer ein Gespenst um.

Wer sich den Freund erhalten will, vertraue ihm kein Geheimnis an.

Das Undankbarste, weil Unklügste, was es gibt, ist Dank erwarten oder verlangen.

Nachgiebigkeit gegen Unverschämtheit führt doch immer zuletzt zum Bruche, und es ist besser und anständiger, gleich zu brechen..

Luft und Bewegung sind die eigentlichen geheimen Sanitätsräte.

Wer reisen will, muß zunächst Liebe zu Land und Leuten mitbringen.

Einsamkeit tut weh, aber doch nicht so wie falsche Geselligkeit-

Luft und Bewegung sind die eigentlichen geheimen Sanitätsräte.

Geistreiche Menschen sind meistens arm an Gemüt.

Eine richtige Sparsamkeit vergißt nie, daß nicht immer gespart werden kann; wer immer sparen will, der ist verloren, auch moralisch.

Fürchtet nicht, wenn die ganze Meute aufschreit. Denn nichts ist auf dieser Welt so gehasst und gefürchtet wie die Wahrheit.  

Irgendeine Sünd- oder Sintflut ist immer vor der Tür, aber dabei leben die Menschen vergnüglich weiter und backen Hochzeitskuchen.

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