Sonntag, 28. September 2014

Ludwig Richter

* 28. September 1803 in Dresden
† 19. Juni 1884 ebenda

Maler und Zeichner der deutschen Romantik.

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Richter war der Sohn des Zeichners, Kupferstechers und späteren Professors Carl August Richter . Er war schon früh daheim in dieser Kunst geübt und besuchte auch die Kunstakademie. Zum Broterwerb half der Sohn dem Vater Prospekte radieren, und die "70 malerischen Ansichten" 1820 tragen schon seinen Namen neben dem des Vaters. Vorbild seiner Arbeiten war damals vor allem Daniel Chodowiecki .

Von 1820 bis 1821 begleitete er als Zeichner den russischen Fürst Narischkin
auf einer Reise nach Südfrankreich und Paris. Er fertigte dort Zeichnungen und Bilder an, die später als Geschenk an die Zarin von Russland gingen. Dem Zwanzigjährigen gewährte der Buchhändler Arnold die Mittel, sich drei Jahre in Italien als freier Künstler zu bilden. Dort malte er eifrig Landschaften: Eine Reiseskizze aus dem deutschen Hochgebirge wurde auf römischen Boden sein erstes Ölbild: der "Watzmann". Und mitten im Süden machte auch der deutsche Meister Albrecht Dürer großen Eindruck auf ihn. Auf die gründlichere Durchbildung des Figürlichen in der Landschaft, das später bei Richter die Hauptsache wurde, hatte Julius Schnorr von Carolsfeld Einfluss. 

Nach seiner Rückkehr in die Heimat erhielt Richter 1828 eine Lehrerstelle an der Zeichenschule der Porzellanmanufaktur
in Meißen. Aber er malte und radierte hier fast nur italienische Landschaften, und seine Sehnsucht nach diesem Lande wurde in den engen Lebensverhältnissen Meißens beinah zum Heimweh. Im Herbst 1834 auf einer Wanderung durch das böhmische Elbgebirge berührten ihn dessen fast südlich schönen Formen, und mit einem Schlage war sein Auge aufgetan für den Zauber deutscher Landschaft. Hin zur deutschen Natur, das war fortan sein Losungswort. Von diesem Zeitpunkt ab - erstmals in der "Überfahrt am Schreckenstein" - rückte der Mensch mehr und mehr in den Vordergrund, ohne doch die Landschaft zum leblosen Hintergrund herabzudrücken.

Im Frühjahr 1836, nach Aufhebung der Meißner Zeichenschule, zog er nach Dresden und wurde bald darauf Lehrer an der Kunstakademie und 1841 Professor. In diesem Amte wirkte er bis 1876. Er ließ die Schüler unmittelbar nach der Natur zeichnen, was hier bisher nicht üblich gewesen war. Dem Broterwerb für seine Familie zu Liebe nahm er Buchhändlerangebote zu Buchillustrationen an und wurde so seit 1838 allmählich auf den Holzschnitt hingeleitet, für den er sich schließlich eine eigene Schule von Holzschneidern schuf, unter denen sein Schwiegersohn August Gaber
der bedeutendste war. Sage, Geschichte, Volkslied und Dichtung des deutschen Volkes begleitete er mit seinen Holzschnittzeichnungen. Neben den Vorlagen dafür entwarf er auch freie Federzeichnungen und Aquarelle. Er malte zunächst auch noch in Öl weiter und schuf 1847 seinen vielbewunderten "Brautzug im Frühling". 

Um diese Zeit rückte das Schwergewicht seines Schaffens auf die anfänglich von ihm selbst als "Leistenhandwerk" eingeschätzte Holzschnittzeichnung. Er ging nunmehr von der Illustration zur selbständigen Erfindung über: 1851 erschien die erste seiner großen Holzschnittfolgen, "Erbauliches und Beschauliches", der sich "Das Vaterunser", "Fürs Haus", "Der Sonntag", "Unser tägliches Brot" und andere anreihten. Im Holzschnitt fand er das Mittel, die reichen Schätze seiner Erfindungskraft und Beobachtungsgabe zu erschließen für die genießende Teilnahme breitester Volksschichten. Er schilderte das Volk für das Volk und ist darum ein volkstümlicher Künstler geworden. Keiner hat wie Richter mit solcher Liebe die Kinderwelt, keiner mit solchem Humor und Behage das deutsche Kleinbürgertum geschildert, und doch war er nicht vorwiegend Kinder- und Kleinbürgermaler. 

Richter musste 1873 auf Grund eines akuten Augenleidens mit dem Zeichnen und Malen aufhören. Deshalb schied er zudem 1876 aus der Kunstakademie in Dresden aus. Zwei Jahre später verließ er auch den Akademischen Rat. Als Ludwig Richter am 19. Juni 1884 starb, wurde er mit einem prunkvollen Staatsbegräbnis geehrt. Er hinterließ der Nachwelt seine Selbstbiographie (Lebenserinnerungen eines deutschen Malers), die er als Sechsundsechzigjähriger begann. Richter war seit Dezember 1878 Ehrenbürger der Stadt Dresden. 

 

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