Donnerstag, 2. Oktober 2014

Andreas Gryphius

* 2. Oktober 1616 in Glogau
† 16. Juli 1664 ebenda

Deutscher Dichter des Barock.

 

Gryphius war der jüngste Sohn des Pfarrers Paul Greif aus Glogau. Etwa ein Jahr nach dem Tode seines Vaters heiratete seine Mutter den Lehrer an der evangelischen Glogauer Stadtschule Michael Eder, die auch der junge Gryphius besuchte. Ende Oktober 1628, kurz nachdem Gryphius' Mutter gestorben war, begann die Zwangsrekatholisierung Glogaus. Hunderte von Protestanten, darunter auch Gryphius' Stiefvater Eder, wurden vertrieben. Gryphius musste, wie alle Knaben unter 15 Jahren, zunächst in der Stadt bleiben, konnte jedoch Ende des Jahres seinem Stiefvater nach Driebitz, einem kleinen Dorf auf benachbartem polnischem Gebiet, folgen.

In den folgenden dreieinhalb Jahren versuchte Gryphius vergeblich, in Görlitz und Glogau wieder eine Schule zu besuchen. Erst im Sommer 1632 konnte er sein Leben im polnischen Fraustadt einigermaßen geregelt fortsetzen. Polen war religiös toleranter und von den Wirren und Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges verschont geblieben. Stiefvater Eder war seit 1631 lutherischer Pfarrer in Fraustadt und hatte damit die Aufsicht über das dortige Gymnasium. Gryphius besuchte es zwei Jahre lang und trat erstmals als Verfasser eines lateinischen Epos an die Öffentlichkeit. 

Von 1634 bis 1636 studierte Gryphius am Akademischen Gymnasium Danzig. Gryphius begegnete hier dem Mathematiker und Astronomen Peter Crüger
, der auch Poesie unterrichtete. In der Danziger Zeit entstand ein zweites lateinisches Epos und der 'Parnassus Renovatus' , gewidmet seinem späteren Gönner Georg Schönborner . Außerdem schrieb Gryphius einige Sonette. Nach Abschluss des Danziger Gymnasiums ging er für zwei Jahre als Hauslehrer auf das Gut Schönborners in der Nähe von Freystadt in Schlesien, wo sein Bruder Paul evangelischer Pfarrer war. Gryphius fand in der reichhaltigen Bibliothek Gelegenheit zum Selbststudium. Den verheerenden Brand von Freystadt in der Nacht vom 8. auf den 9. Juli 1637 schilderte er in 'Fewrige Freystadt'. 

Nach dem Tod Schönborners im Dezember 1637 begleitete Gryphius im Frühjahr 1638 zwei von dessen Söhnen zum Studium an die niederländische Universität Leiden, wegen der Kriegswirren mit dem Schiff von Danzig aus über die stürmische Ost- und Nordsee. Gryphius war als 'studiosus philosophiae' immatrikuliert, studierte aber nicht nur ein einziges Fach, sondern beschäftigte sich mit den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen und hielt selbst akademische Übungen ab. In der Leidener Studienzeit festigte Gryphius seinen Ruf als junger, produktiver Lyriker: er veröffentlichte fünf Gedichtsammlungen, Sonette, Oden und Epigramme. Deutlich wird die Hinwendung zur deutschen Sprache. Anfang Juni 1644 brach er mit einer Gruppe pommerscher Adliger zu einer Kavalierstour durch Frankreich und Italien auf. Im Sommer 1646 reiste er von Venedig nach Straßburg. Bis Mai 1647 hielt er sich an der Universität Straßburg auf und schrieb sein erstes Trauerspiel. 

Im Juli 1647 nahm Gryphius den Seeweg von Amsterdam aus, um über Stettin in die Heimat zurückzukehren. In Stettin beendete er das in Straßburg begonnene zweite Trauerspiel 'Catharina von Georgien'. Im November desselben Jahres erreichte er wieder Fraustadt, wo er seinen Stiefvater Eder, schon vom Tod gezeichnet, antraf. Die zwei folgenden Jahre waren literarisch außerordentlich produktiv. Er schrieb Trauerspiele und Lustspiele, darunter den 'Horribilicribrifax'
. Rufe an verschiedene Universitäten schlug er aus. 1649 heiratete Gryphius in Fraustadt die Tochter eines angesehenen Fraustädter Kaufmanns, mit der er vier Söhne und drei Töchter hatte. 

 

1650 wurde Gryphius Rechtsvertreter der Glogauer Landstände. Der Westfälische Friede 1648 hatte die Protestanten in den Habsburgischen Stammlanden, zu denen das Herzogtum Glogau gehörte, in schwere Bedrängnis gebracht. Nach dreijähriger Recherche in Bibliotheken und Archiven publizierte Gryphius 'Glogauisches Fürstenthumbs Landes Privilegia aus denn Originalen an tag gegeben' , eine Sammlung von Rechts-Urkunden. Zwischen 1657 und 1659 entstand ein letztes Trauerspiel. 1662 wurde Gryphius durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Mitte Juli 1664 erlitt er während einer Versammlung der Glogauer Landstände einen tödlichen Schlaganfall.  

Gryphius' Leben war geprägt von den Leiden und Erfahrungen seiner Zeit, dem frühen Verlust der Eltern, der Zerstörung Glogaus im Dreißigjährigen Krieg und den damit verbundenen Religionsverfolgungen und den moralischen Verfall. In seinen Tragödien und Gedichten werden das Leid und der moralische Verfall sowie die Unruhe, Einsamkeit und Zerrissenheit der Menschen beschrieben, besonders das Motiv der Vergänglichkeit allen menschlichen Schaffens und Strebens. Exemplarisch dafür sind Gryphius' Gedichte 'Es ist alles eitel', Menschliches Elende oder Tränen des Vaterlandes von 1636, in welchem Gryphius eindringlich die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges behandelt..   

 

Weitere Infos:  


Es ist alles eitel.


DV sihst / wohin du sihst nur Eitelkeit auff Erden.
Was dieser heute baut / reist jener morgen ein:
Wo itzund Städte stehn / wird eine Wiesen seyn /
Auff der ein Schäfers-Kind wird spielen mit den Herden.
Was itzund prächtig blüht / sol bald zutretten werden.
Was itzt so pocht vnd trotzt ist morgen Asch vnd Bein /
Nichts ist / das ewig sey / kein Ertz / kein Marmorstein.
Itzt lacht das Glück vns an / bald donnern die Beschwerden.
Der hohen Thaten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit / der leichte Mensch bestehn?
Ach! was ist alles diß / was wir vor köstlich achten /
Als schlechte Nichtigkeit / als Schatten / Staub vnd Wind;
Als eine Wiesen-Blum / die man nicht wider find’t.
Noch wil was ewig ist kein einig Mensch betrachten!
 


 Eintragung in das Stammbuch der Fruchtbringenden Gesellschaft


Ein Augenblick führt aus,
Ein augenblick Vernichtet!
Was das Verhangnus will
Und durch Vill Zeitt einrichtett.

Zitate

Der Ruhm, nach dem wir trachten, den wir unsterblich achten, ist nur ein falscher Wahn.

Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.

Wer sich mischt in fremde Schäden,
Sammlet sich oft Unglück ein.

Ungläubigen die Wahrheit preisen,
heißt Blinden schöne Dirnen weisen.

Wo Eintracht, Lieb' und Glück sich fest zusammenfügen,
Wohnt Segen und Vergnügen.

Die Nacht ist nicht des Menschen Freund.
ABCD

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