Donnerstag, 2. Oktober 2014

Ferdinand Schrey

* 19. Juli 1850 in Elberfeld   (heute Wuppertal)   
2. Oktober 1938 in Berlin

Deutscher
Mitbegründer der Stenografie.

Schreys Vater war äußerst arm. Als Angestellter hatte er ein sehr geringes Einkommen. Dennoch hatte Ferdinand eine glückliche Jugend. Er verbrachte diese auf einem Gut in einem großen Haus, in dem ungefähr ein Dutzend Familien lebten. Alle diese Familien bildeten miteinander eine eng befreundete Gemeinschaft. Als Ferdinand 12 Jahre alt war, starb seine Mutter. Daraufhin wurde er von einem Onkel adoptiert. Mit 13 Jahren verlor Ferdinand auch noch den Vater. Sein Onkel musste dann auch noch seine weiteren drei Geschwister aufnehmen und versorgen. Er konnte dadurch Ferdinands Wunsch nicht nachkommen, eine höhere Schule zu besuchen oder Lehrer zu werden.

Mit 14 Jahren begann Schrey, obwohl es nicht seiner Neigung entsprach, eine Lehre bei einer kleinen Bank. Während seiner Tätigkeit als Banklehrling, die damals vier Jahre umfasste, bildete er sich mit größtem Eifer in Fremdsprachen durch Selbststudium. Wegen seiner guten Sprachkenntnisse konnte Schrey nach dem Ende seiner Lehrzeit eine Stelle als Korrespondent für Englisch und Französisch annehmen. Beim Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71
meldete er sich als Freiwilliger zum Kriegsdienst und nahm auch an der Belagerung von Paris teil. Nach Beendigung seiner Dienstzeit folgte eine siebenjährige Tätigkeit als kaufmännischer Angestellter in der Exportabteilung einer Fabrik in Barmen. 1881 trat Schrey als Teilhaber in eine Barmer Knopffabrik ein, deren alleiniger Besitzer er später wurde. 

1874 erlernte Schrey das stenografische System nach Franz Xaver Gabelsberger . Er veröffentlichte 1877 die so genannten „Solinger Thesen“. Hiermit sollte das System Gabelsberger in eine Korrespondenz- und eine Redeschrift aufgeteilt werden. Mit diesem Vorschlag konnte er sich jedoch nicht durchsetzen. Er entwickelte daher ein eigenes deutlich vereinfachtes System. 1887 erschien ein entsprechendes Lehrbuch. Aufgrund der leichten Erlernbarkeit setzte sich das System schnell durch.

1885 hatte Schrey die Agentur für die Hammond-Schreibmaschine
übernommen und wurde Alleinvertreter dieser Firma. 1891 gründete er ein eigenes großes Schreibmaschinengeschäft in Berlin. Später gründete er einen stenografischen Verlag. Er richtete die erste Ausbildungsstätte für Stenotypistinnen ein. Die Wortschöpfung „Stenotypistin“ geht auf ihn zurück. Schrey war ein sehr geschäftstüchtiger Kaufmann und erwarb sich mit Hilfe der Stenographie – er hatte bereits in Barmen auch einen Verlag für stenographische Literatur gegründet – und der Schreibmaschine ein ansehnliches Vermögen. Dieses zerrann allerdings in der Inflation 1922/23. 

Schreys umfassende kaufmännische Ausbildung führte ihn dazu, ein System der doppelten Buchhaltung auszuarbeiten. Er interessierte sich auch sehr für Literatur, Philosophie und Musik. Längere Zeit war er Musikrezensent einer Tageszeitung. Großen Anteil nahm er auch an der Ausbildung seiner jüngsten Tochter zur Sängerin. Insgesamt hatte er vier Töchter und einen Sohn. Als Erholung liebte Schrey die körperliche Betätigung. Er war ein begeisterter Bergwanderer. Auch lehnte er jeden Alkoholgenuss ab und war erklärter Nichtraucher. In seinen Veröffentlichungen trat er für lebensreformerische Gedanken ein. Eine andere Form der Entspannung war für ihn auch das Schachspiel, mit dem er sich so ernsthaft befasste, dass er als sehr guter Spieler galt. 1918 machten sich die Anfänge einer schweren Erkrankung bemerkbar, die ihn während der letzten zehn Jahre fast völlig ans Bett fesselten. Aber sein Geist blieb ungebrochen. Schrey verstarb  hochbetagt mit 88 Jahren in Berlin.

Mit dem System von Schrey konkurrierte das System von Wilhelm Stolze
. Es kam zu Einigungsverhandlungen zwischen den Vertretern der Systeme, in deren Ergebnis am 9. August 1897 das Einigungssystem Stolze-Schrey in einer Systemurkunde festgelegt wurde. Das Einigungssystem Stolze-Schrey ist mit dem System Schrey fast identisch. Die wenigen Änderungen sollten der von den Stolzeanern geübten Kritik Rechnung tragen und der Schule Stolze den Übertritt erleichtern. Das System betreibt eine reine Auslautvokalisation. Es fand eine weite Verbreitung, vor allem in Norddeutschland. In der deutschsprachigen Schweiz ist es auch heute noch das führende Stenografiesystem. In Deutschland und Österreich erfolgte 1924 die Einführung der Deutschen Einheitskurzschrift . Diese stellte einen Kompromiss zwischen den Systemen Stolze-Schrey und Gabelsberger dar.

 

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