Samstag, 11. Oktober 2014

Ulrich Zwingli 

* 1. Januar 1484 in Wildhaus
† 11. Oktober 1531 in Kappel am Albis

Zürcher Reformator.

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Huldrych [Ulrich] Zwingli wurde im Toggenburg geboren, wo noch heute sein Elternhaus zu besichtigen ist. Sein Vater Ulrich war Gemeindeammann und reicher Bauer, was für Zwinglis Zukunft wichtig war: Seine Eltern konnten ihm eine gute Bildung finanzieren, und bei seinem Vater holte er sich sein politisches Bewusstsein als Eidgenosse.
Latein lernte der Knabe bei seinem Onkel, dem Dekan in Weesen am Walensee.

Schon mit 10 Jahren verließ er sein Elternhaus, um in Basel und Bern die Lateinschule zu besuchen. Als 14-Jähriger wollte er ins Dominikanerkloster eintreten, wo sie einen solch begabten Musiker und Sänger gut brauchen konnten. Auf Druck der Eltern ging er aber stattdessen nach Wien an die Universität und schloss in Basel seine Studien mit einem Magister artium (Lizenziat) ab.

Vor dem eigentlichen Studium der Theologie erhielt er die Priesterweihe und trat in Glarus seine erste Pfarrstelle an. In den nächsten 10 Jahren sammelte Zwingli soviel theologisches, philosophisches und sprachliches Wissen wie möglich. Damit war er gerüstet für die kommenden politischen und theologischen Auseinandersetzungen. Als Feldprediger begleitete Zwingli von Glarus aus zweimal Schweizer Söldner in Italien (Schlacht von Marignano 1515
). Diese Erfahrungen als Militärseelsorger machten ihn zum heftigen Gegner des Söldnertums und öffneten ihn für pazifistische Gedanken.

Die Chorherren vom Großmünster in Zürich
wählten 1519 den ehrgeizigen und gebildeten Zwingli zum neuen Leutpriester (dies trotz einer Frauengeschichte in Einsiedeln, aber sein Konkurrent hatte mit einer Geliebten 6 Kinder). Zwingli brach mit der Tradition der vorgeschriebenen Sonntagslesungen und begann, das ganze Matthäusevangelium auszulegen. Eine überstandene Pesterkrankung im ersten Amtsjahr, die 7.000 Menschen das Leben kostete (ein Viertel Zürichs), führte ihn endgültig zur Überzeugung, dass allein Gottes Gnade den Menschen erlösten kann.

Gottes Gnade wird in und durch Jesus Christus sichtbar und erlebbar, wie es die Bibel belegt. Folgerichtig bekam der biblische Text für Zwingli größte Bedeutung, ja die Heilige Schrift selbst sollte in allen kirchlichen und religiösen Fragen entscheidend sein. Mit der 'Messlatte' der Bibel in der Hand, begann Zwingli gegen alles in seinen Augen "Nichtbiblische" zu predigen: Verehrung von Bildern, Reliquien und Heiligen. Ganz wichtig: Sein Engagement gegen den Zölibat und die Eucharistie.

 

In den frühen zwanziger Jahren wurde Zwingli der einflussreichste Prediger in Zürich und arbeitete mit der Führungsgruppe, die sich um den Zürcher Bürgermeister Max Roist geschart hatten, an einem Reformationsmodell. Das brachte ihm aber eine beträchtliche Opposition innerhalb und außerhalb Zürichs ein.

Zum Bruch mit der katholischen Tradition kam es, als mit einem öffentlichen Wurstessen in Gegenwart Zwinglis das Fastengebot übertreten wurde. 1522 veröffentlichte er eine Schrift, die sich gegen das Fastengebot der Kirche richtete (Von erkiesen und freyhait der spysen) und zu einem Disput mit dem Konstanzer Bischof führte. Zwinglis Äußerungen erregten den Zorn Papst Hadrians VI.
, der ihm Kanzelverbot erteilte und den Rat der Stadt aufforderte, den Priester als Ketzer zu ächten. Auf Einladung des Zürcher Rates kam es zur 'Ersten Disputation', bei der über die von Zwingli theologisch begründeten Reformen debattiert wurde. In 67 Artikeln hatte Zwingli zu seiner Verteidigung seine reformatorischen Erkenntnisse zusammengefasst.

Entgegen der Weisung Hadrians machte sich der Rat der Stadt die Haltung Zwinglis zu eigen und beschloss, Zwinglis Thesen für schriftgemäß zu erklären. Der Rat übernahm damit die Funktion der Kirche und setzte die reformatorischen Neuerungen Zwinglis durch, d.h. er schaffte die Traditionen der Kirche ab, die nicht biblisch begründet waren, u.a. Heiligenbilder, Klöster, Beichte, Firmung, Prozessionen und Krankensalbung.

1522 setzte Zwingli im eigenen Leben die Reformation in die Tat um und schloss heimlich mit Anna Reinhart die Ehe, öffentlich im April 1524. Wie viele andere Priester "legalisierte" er damit eine schon länger bestehende Beziehung. Das Großmünsterstift wurde in eine theologische Schule verwandelt.

Nach einer 2. Disputation beschloss der Rat von Zürich die Abschaffung der Bilder in den Kirchen und der Messe. "Das usswendige Bööggenwerk (der Kirchenschmuck) ist nüt dann ein bschiss" meinte Zwingli. Bei einzelnen Exzessen von übereifrigen Reformanhängern wurden dabei auch bedeutende Kunstwerke unwiderruflich zerstört.

Bis heute trennt vor allem die Abschaffung der katholischen Messe von 1525 die reformierte und die katholische Kirche. Statt der Messe wurden reine Wortgottesdienste eingeführt und nur noch viermal im Jahr Abendmahl gefeiert; neu mit Brot und Wein für alle Teilnehmenden.

Obwohl der Rat nichts überstürzen wollte, wurden in zwei Jahren die Reformideen verwirklicht und das kirchliche Leben in Zürich komplett umgestaltet. Auffällig ist vor allem, wie sehr das Schicksal der Kirche von den politischen Ratsherren bestimmt wurde. Die Reformation Zürcher Prägung verdankte ihren Erfolg dem Rückhalt im Rathaus. Zur Umsetzung der Reformation gehörte auch die Aufhebung der Klöster sowie die Einrichtung einer neuen Fürsorgeordnung und des sogenannten Ehegerichtes.

Die Durchführung der Reformation war zugleich der Beginn neuer Auseinandersetzungen: In Zürich selbst mit der radikalen protestantischen Bewegung der Täufer und mit der katholischen und politischen Opposition, international mit dem deutschen Reformator Martin Luther und national mit der dem alten Glauben die Treue haltenden Innerschweiz. Die Zürcher Obrigkeit, die von den reformierten Prädikanten unterstützt wurde, antwortete auf die Täufer mit Gefängnis und seit 1526 mit Androhung der Todesstrafe. Einige Hinrichtungen prominenter Anführer, Inhaftierungen und erzwungene Widerrufe führten zur Unterdrückung des Täufertums im Territorium Zürichs. Zwingli betrachtete die politische Gemeinde, mit der er verbunden war, als die korporative Existenz einer reformierten christlichen Kirche.

Auf dem sogenannten Marburger Religionsgespräch
(1529) kam es bei aller Annäherung zwischen Zwingli und Luther beim reformierten Abendmahlsverständnis zum Bruch der beiden Reformatoren und damit zur Trennung zwischen einer reformierten und einer lutherischen Kirche.

Eine 1. Disputation in Baden 1526
brachte den Katholiken einen Sieg. Die Gegensätze verschärften sich zunehmend: In der Eidgenossenschaft kam es zu einer konfessionellen Spaltung, bei der die Kantone Basel, Bern, Schaffhausen, St. Gallen, Graubünden und Appenzell auf Zwinglis Reformkurs einschwenkten - gegen den Widerstand der Innerschweizer Kantone.

1529 mündeten die (kirchlichen) Feindseligkeiten zwischen den katholischen und protestantischen Kantonen in einen offenen Bürgerkrieg, in den sogenannten Ersten Kappeler Krieg (1529). Der Erste Landfrieden taugte als Friedensschluss wenig. Zwingli hielt daran fest, die evangelische Predigt überall durchzusetzen. Dafür nahm er auch einen Krieg gegen die Innerschweiz in Kauf.

Als die reformierten Kantone mit einer Proviantsperre die Innerschweizer unter Druck setzten, marschierten diese wieder gegen Zürich. Zwingli gehörte zu dem zahlenmäßig unterlegenen Militärtrupp, der 1531 im 2. Kappeler Krieg beim Kloster Kappel vernichtend geschlagen wurde. Zwingli starb auf dem Feld, quasi als Soldat seiner Reformbestrebungen. Sein Leichnam wurde gevierteilt und verbrannt.

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Zitate

Lüge ist der Anfang zu allem Bösen

Die große Zahl macht nicht die Wahrheit.

Die Wahrheit hat ein fröhlich Antlitz.

Was Gott an und für sich ist, wissen wir so wenig, als ein Käfer weiß, was ein Mensch ist.

Du bist Gottes Werkzeug. Er verlangt deinen Dienst, nicht deine Ruhe. Tu um Gottes willen etwas Tapferes.

Es ist nicht Aufgabe eines Christen, großartig zu reden über Lehren, sondern immerdar mit Gott große und schwierige Dinge zu vollbringen.

Geduld ist des Glaubens Goldstein.

Alle Menschen sind geschaffen zu hohem Tun, nicht alle zu hohem Wissen.
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