Montag, 17. November 2014

Jakob Böhme

* 1575 in Alt Seidenberg Oberlausitz  
† 17. November 1624 in Görlitz


Deutscher Schuhmacher, Mystiker, Philosoph und christlicher Theosoph.

 

Böhme wurde als viertes Kind einer Bauernfamilie geboren. Der Vater war Kirchdiener und Gerichtsschöffe. Auf Grund seiner schwächlichen Konstitution wurde der Knabe zu einem Schuhmacher in die Lehre gegeben. Nach seinen Wanderjahren ließ sich Jakob Böhme 1599 in Görlitz als Schuhmacher nieder, er erwarb das Bürgerrecht und kaufte eine Schuhbank am Untermarkt. Noch im selben Jahr heiratete er die Tochter eines Görlitzer Metzgers und kaufte ein Wohnhaus auf dem Töpferberg, erhielt das Bürgerrecht und wurde in die Schuhmacher-Innung aufgenommen. 

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Er las viel in der Bibel und in mystischen und naturphilosophischen Schriften, z. B. von Paracelsus und Kaspar Schwenckfeld . Immer deutlicher wurden ihm Zweifel an der überlieferten Schöpfungslehre. In Visionen wurden ihm Erkenntnisse zuteil über das in der Welt vorhandene Böse und sein Verhältnis zu Gott als dem Schöpfer einer vollkommenen Welt, die er 1612 in einer Handschrift mit dem Titel „Aurora oder Morgenröte im Aufgang” niederschrieb. Seine Frau gebar ihm zwischen 1600 und 1606 vier Söhne. In dieser Zeit hatte er mindestens drei mystische Erfahrungen. Er schwieg aber lange Zeit und bedachte das, was er erlebt hatte. 1612 schrieb er ohne akademische Vorkenntnisse 'Aurora' – eine erstaunliche Arbeit für einen einfachen Schuhmacher, der nie studiert hatte. Daher sind seine Texte nicht immer leicht verständlich, doch voller Tiefe. Man findet alle Keime seines späteren Denkens bereits in diesem Werk. Böhme selbst gab ihm den Namen 'Morgenrot' (der Titel Aurora, unter dem es später bekannt wurde, ist die lateinische Übersetzung dieses Namens).

Böhme hatte nicht die Absicht, diese Arbeit zu veröffentlichen, und gab sie nur seinen Freunden zu lesen. Doch man kopierte ohne sein Wissen die Handschrift und verbreitete sie. Der damalige Hauptpastor der Görlitzer Peter- und Paulskirche, Gregor Richter, dessen Gemeinde Böhme damals angehörte, bekam eine Kopie zu Gesicht. Richter hielt das Werk für unchristlich und bezichtigte Böhme der Häresie. Daraufhin wurde Böhme inhaftiert und mit einem Schreibverbot belegt. Nach einigen Jahren des Schweigens ließ er sich 1618 durch Freunde überreden, erneut zu schreiben. Sein zweites Werk Die Beschreibung der drei Prinzipien göttlichen Wesens (De tribus principiis) erschien 1619. Zusammen mit seiner Frau begann er einen Garnhandel.

Nach der Publikation von Weg zu Christo (1624) und einiger anderer Schriften wurde auch Böhmes Erzfeind Richter erneut aktiv und bereitete eine neuerliche Anklage vor. Schließlich musste Böhme 1624 Görlitz verlassen. In Dresden stieß er auf einen ihm verständnisvoll zugeneigten Theologen, bei einem großen wissenschaftlichen Streitgespräch konnte er noch im selben Jahr seine Thesen verteidigen, worauf er die Heimkehr nach Görlitz wagte, aber wieder vor dem Magistrat verklagt wurde. Trotz Richters inzwischen eingetretenem Tod sah sich Böhme zusehends Anfeindungen der aufgehetzten Gemeinde ausgesetzt. Böhme setzte sich mit seinen Kritikern in den Theosophischen Sendbriefen auseinander, welche in seiner wachsenden Anhängerschaft auf großes Interesse stießen. Noch auf seinem Sterbebett musste sich Böhme im selben Jahr einem Glaubensverhör stellen. Richters Nachfolger verweigerte dem „Ketzer“ ein christliches Begräbnis. 

Böhmes Philosophie ist eine eigentümliche Verbindung aus Luthertum und Mystik. Den Gegensatz von Gut und Böse führte er auf den in Gott selbst angelegten Gegensatz von Liebe und Zorn zurück; es gibt keine Trennungen in der Schöpfung, auch der Mensch ist Teil seiner Umwelt, aber alle Bewegung erfolgt in Gegensätzen. Böhme wurde von den Wirren der Zeit geprägt, so von den Nachwirkungen der Reformation und dem Bauernkrieg, der Erstarrung des Protestantismus und der Gegenreformation, die seit den 60er Jahren des 16. Jahrhunderts an Boden gewann, und dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Im engeren Sinn war es der in Riten und Dogmen verharrende Protestantismus, gegen welchen sich Böhmes Lehre richtete. Seinen Anschauungen lagen urchristliche Ideale zugrunde – ein Christentum ohne Kirche als besondere hierarchisch aufgebaute Organisationsform. Böhme fand zunächst in Holland und England mehr Verbreitung als in Deutschland. Hier beeinflusste er Angelus Silesius , Novalis , die Philosophen Schelling und Hegel .

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Zitate

Keinem wird's gegeben ohne Ringen.

Wo der Weg am härtesten ist, da gehe hin,
und was die Welt wegwirft, des nimm dich an!

Das Verdammen ist ein falsches Geschwätz.
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