Dienstag, 18. November 2014

Wilhelm Hauff

* 29. November 1802 in Stuttgart
† 18. November 1827 ebenda


Deutscher Schriftsteller der Romantik.

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Hauffs Vater war Jurist in württembergischen Diensten, der 1800 unter dem Verdacht, Mitglied eines revolutionären Geheimbundes zu sein, festgenommen und im Staatsgefängnis auf dem Hohen Asperg inhaftiert wurde, später jedoch rehabilitiert und wieder in Dienst genommen wurde. Er starb bereits 1809, im Alter von nur 37 Jahren.

Nach dem Tod des Vaters zog die Mutter mit den vier Kindern nach Tübingen, wo sie zunächst im Haus des Großvaters wohnten. Wilhelm war ein besessener Leser und die umfangreiche Bibliothek des Großvaters bot vielfältige Lektüre. Wegen der begrenzten finanziellen Mittel blieb für Wilhelm Hauff nur die theologische Laufbahn, für die der Staat zahlte. Nach der Lateinschule in Tübingen kam Hauff 1817 auf die Klosterschule in Blaubeuren, im Oktober 1820 trat er ins evangelische Stift in Tübingen ein, wo er das Studium der Theologie und Philosophie aufnahm. Ab 1818 wohnte er bei der Mutter. Hauff legte zu dieser Zeit die Abschlussprüfung an der Universität ab. Obwohl er sich 1825 einer zweiten theologischen Dienstprüfung unterzog und sogar promoviert wurde, zeigte er keinerlei Ambitionen im Hinblick auf ein Pfarramt. Er nahm eine Hauslehrerstelle in der Familie des württembergischen Kriegsratspräsidenten von Hügel
in Stuttgart an. Nach den Gedichten und Liedern seiner Studentenzeit drängte er nun ins literarische Geschäft. 

Im April 1825 stellte er das Manuskript für den ersten 'Märchenalmanach' fertig, im August erscheinen die 'Mitteilungen aus den Memoiren des Satans', die sofort für Aufsehen sorgen. Übertroffen wurden sie durch das dritte Buch, das Hauff in diesem Jahr schrieb: 'Der Mann im Mond oder der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme'. In nur sechs Wochen schrieb er diesen Roman unter Pseudonym nieder. Das Buch verkaufte sich glänzend, und Hauff selbst, der als wahrer Autor aufgedeckt wurde, war mit einem Male bekannt. In der ersten Hälfte des Jahres 1826 entstanden die Erzählungen 'Othello' und 'Die Sängerin', daneben sein historischer Roman 'Lichtenstein' und eine Fortsetzung der 'Memoiren des Satans'.

Nach Beendigung der Hauslehrerstelle begab sich Hauff 1826 auf eine Bildungsreise durch Frankreich, Flandern sowie Nord- und Mitteldeutschland. Während seines sechswöchigen Aufenthaltes in Paris schrieb er am zweiten 'Märchenalmanach' (im Dezember 1826 erschienen) und an der 'Controvers-Predigt über H. Clauren', einer Abrechnung mit dem Trivialroman (im Oktober 1826 erschienen). Über Bremen, Berlin, Leipzig und Dresden kehrte er nach Württemberg zurück und stellte Ende 1826 die Novelle 'Die Bettlerin vom Pont des Arts' und den dritten 'Märchenalmanach' (Das Wirtshaus im Spessart) fertig. 

Am 1. Januar 1827 übernahm er als Redakteur das 'Morgenblatt für gebildete Stände' des Stuttgarter Verlegers Cotta . Das gesicherte Einkommen, über das er nun verfügte, erlaubte die Heirat mit seiner Cousine Luise Hauff, die er bereits während seiner Tübinger Zeit kennen gelernt hatte. Neben der Arbeit für Cotta, die nicht ohne Schwierigkeiten und Kompetenzstreitigkeiten verlief, entstanden 1827 'Phantasien im Bremer Rathskeller' und die Novellen 'Die letzten Ritter von Marienburg', 'Jud Süß' und 'Das Bild des Kaisers'. 

Im August unternahm er eine Reise nach Tirol, um Material für einen geplanten Roman über Andreas Hofer zu sammeln. Kränkelnd kam er zurück, fühlte sich missmutig und abgeschlagen. Der Arzt diagnostizierte Schleim- und Nervenfieber. Die Geburt seiner Tochter Wilhelmine am 10. November 1827 erlebte Hauff noch. Der Dichter starb in seiner Heimatstadt im Alter von nur 24 Jahren infolge einer Typhus-Infektion.  

  
Der erste Band von Hauffs Märchen enthält orientalische Märchen wie 'Kalif Storch' und 'Der kleine Muck'. Der zweite Band mit 'Zwerg Nase', dem von Wilhelm Grimm übernommenen Märchen 'Schneeweißchen und Rosenrot' und anderen steht in der europäischen Märchentradition. Der dritte Band behandelt eher Sagenstoffe als Märchen wie: 'Das Wirtshaus im Spessart' und 'Das kalte Herz'. Der historische Roman 'Lichtenstein' war bis ins 20. Jahrhundert neben Hauffs Märchen sein bekanntestes Werk. Herzog Wilhelm von Urach, Angehöriger einer Nebenlinie des regierenden Hauses Württemberg, ließ sich durch den Roman anregen, Anfang der 1840er Jahre auf dem Gelände einer vormaligen Ritterburg das bis heute bestehende Schloss Lichtenstein errichten zu lassen.   


Weitere Infos:    

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Reiters Morgenlied 

1. Morgenrot, Morgenrot,
Leuchtest mir zum frühen Tod?
|: Bald wird die Trompete blasen,
Dann muß ich mein Leben lassen,
Ich und mancher Kamerad! :|

2. Kaum gedacht, kaum gedacht,
Wird der Lust ein End gemacht!
|: Gestern noch auf stolzen Rossen,
Heute durch die Brust geschossen,
Morgen in das kühle Grab! :|

3. Ach wie bald, ach wie bald,
Schwindet Schönheit und Gestalt!
|: Strahlst du gleich mit deinen Wangen,
Die wie Milch und Purpur prangen,
Ach, die Rosen welken all! :|

4. Darum still, darum still
Füg ich mich, wie Gott es will.
|: Nun, so will ich wacker streiten,
Und sollt ich den Tod erleiden,
Stirbt ein braver Reitersmann! :|

Zitate 

Man soll den Teufel nicht an die Wand malen, sonst kömmt er.

Die Aussteuer ist die einzige Steuer, die nicht hoch genug sein kann.

Ach, wie bald, ach, wie bald,
schwindet Schönheit und Gestalt.

Gestern noch auf stolzen Rossen,
Heute durch die Brust geschossen,
Morgen in das kühle Grab.

Ein Rater in zwei Feinden Mitten
kann es leicht mit beiden verschütten. 
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