Freitag, 5. Dezember 2014

E. Marlitt 

* 5. Dezember 1825 in Arnstadt  
22. Juni 1887 bei Arnstadt
ABCD

Deutsche Schriftstellerin.

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Eugenie Marlitt wurde als Tochter des Kaufmanns Ernst John in Arnstadt geboren unter dem Namen Friederike Christiane Henriette John. Nachdem die Leihbücherei des mehr künstlerisch als kommerziell veranlagten Vaters 1828 bankrott gegangen war, lebte die Familie lange Jahre nur von dessen kargen Einkünften als Kunstmaler. Die Hoffnungen der Eltern auf eine materielle und soziale Besserstellung richteten sich darum früh auf ihre musikalisch begabte, „Eugenie“ gerufene Tochter. 

 

Auf Anraten des Arnstädter Kantors, der dem Mädchen eine große Gesangskarriere prophezeite, wandte sich der Vater 1841 an die Landesfürstin Mathilde von Schwarzburg-Sondershausen mit der Bitte um ein Stipendium. Diese wurde positiv beschieden. Die Fürstin ließ sie in Wien zur Sängerin ausbilden. Nach ersten Bühnenerfolgen in Sondershausen, Linz, Graz und Lemberg musste Eugenie allerdings wegen eines Gehörleidens 1853 den Beruf einer fürstlichen Kammersängerin aufgeben. Sie wurde stattdessen Vorleserin und Gesellschaftsdame bei der inzwischen geschiedenen Fürstin teils in Öhringen, teils in München und begleitete sie auf deren vielen Reisen. Finanzielle Probleme der Fürstin zwangen diese 1863, ihre Hofhaltung einzuschränken und Eugenie John zu entlassen. Danach lebte sie bei der Familie ihres Bruders Alfred, der Realschullehrer in Arnstadt war.

 

1859 hatte sie den Lyriker Friedrich Bodenstedt kennen gelernt, der sie zum Schreiben ermutigte, aber vergeblich versuchte, für ihre erste Arbeit, „Schulmeisters Marie“, einen Verleger zu finden. Nachdem sie bereits die Korrespondenz der Fürstin erledigt hatte, entstand bei ihr der Gedanke, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Sie sandte weitere Erzählungen nach Leipzig an die Familienzeitschrift Die Gartenlaube . Unter dem Pseudonym E. Marlitt erschien 1865 eine erste Novelle von ihr, 1866 ihr erster Roman 'Goldelse' , der sofort zu einem großen Erfolg wurde und Marlitt zur Starautorin der Gartenlaube machte, in der sie insgesamt zehn Romane veröffentlichte. 

Eugenie Marlitt war nie verheiratet. Von den Einnahmen aus ihren Romanen ließ sie die Villa Marlitt in Arnstadt erbauen, in die sie mit ihrem Vater 1871 übersiedelte. Die letzten Jahre verbrachte sie, an Arthritis leidend, im Rollstuhl. Sie starb 61 Jahre alt in Arnstadt und wurde auf dem dortigen Alten Friedhof in der Unterstadt in einem Wandgrab beigesetzt.

Eugenie Marlitts Romane zeigen, dass sie das Leben bei Hof gut kannte und ihre Heimat Thüringen liebte. Als interessantestes Buch Marlitts gilt 'Reichsgräfin Gisela'
. Es enthält alles, was man von einem Trivialroman erwarten kann – große Liebe, Verbrechen und Happy End –, aber auch Kritik an korrupter Politik und hochmütigem Adel. Die junge Gräfin Gisela lernt durch die Liebe zu einem geheimnisvollen Unbekannten allmählich ihren Standesdünkel abzulegen und entwickelt sich zu einem mitfühlenden Menschen. Das Buch wurde bereits 1918 verfilmt. 

Eugenie Marlitt kann als erste Bestsellerautorin der Welt angesehen werden und hatte wesentlichen Anteil daran, dass sich zwischen 1865 und der Mitte der 1880er Jahre die Abonnentenzahl der Gartenlaube von 100.000 auf etwa 400.000 steigerte. Marlitts Werke fanden weltweite Verbreitung, wurden ins Englische, Französische, Russische, Italienische, Polnische und Spanische übersetzt, in Japan und China gedruckt, vielfach bearbeitet, dramatisiert und seit 1972 auch für das Fernsehen verfilmt. Noch immer sind sie im Buchhandel erhältlich. Marlitt schrieb gegen Adelsprivilegien, kirchlichen Dogmatismus und für Toleranz und soziale Gerechtigkeit. Eines ihrer zentralen Anliegen ist das Recht der Frau auf Bildung, Arbeit und freie Berufswahl. 

 

Alle Romane variieren das „Aschenbrödel“-Motiv des armen, bedrängten und tugendhaften Mädchens, das sich durch Intelligenz, Mut und Herzensgüte Wohlstand und familiäres Glück erkämpft. Solche Typisierung der Figuren brachte ihr schon in der zeitgenössischen Kritik den Vorwurf des Kitsches und der Tendenzschriftstellerei ein. 

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