Freitag, 12. Dezember 2014

Albrecht von Haller 
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* 16. Oktober 1708 in Bern   
† 12. Dezember 1777 ebenda
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Schweizer Universalgelehrter.

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Haller entstammte einer alten Berner Familie; sein Vater war Verwaltungsbeamter. In seiner Jugend wurde er von Hauslehrern unterrichtet, da er kränklich war; er betrieb eigenständige Sprachstudien, las später fast alle europäischen Sprachen und schrieb in mehreren. Nach dem Tode des Vaters schickte ihn der Vormund 1721/22 auf das Gymnasium in Bern, anschließend wurde er zu einem befreundeten Arzt in Biel in die Lehre gegeben. 1723 ging er nach Tübingen, um Naturwissenschaften und Medizin zu studieren; 1725 wechselte er nach Leiden und promovierte 1727. Anschließend reiste er nach England und Frankreich, um sich dort an berühmten Spitälern und Lehranstalten weiter auszubilden. 

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1728 kehrte er in die Schweiz zurück und studierte an der Universität in Basel Mathematik (bei Johann Bernoulli ) und Botanik, im gleichen Jahr unternahm er eine erste botanische Studienreise in die Alpen. Da er in Basel keine feste Anstellung erhielt, kehrte er 1729 nach Bern zurück und arbeitete als praktischer Arzt. 1734 erhielt er die Stelle eines Stadtarztes, 1735 wurde er auch Leiter der Bibliothek. 1736 wurde er auf einen Lehrstuhl für Anatomie, Chirurgie und Botanik an die neugegründete Universität nach Göttingen gerufen. Dort legte er einen botanischen Garten an, wurde zum Ehrendoktor und zum Großbritannischen Leibarzt ernannt (die Erhebung in den Adelsstand folgte 1749) und lehnte Berufungen nach Utrecht und Oxford ab. 1747 übernahm er die Leitung der »Göttingischen Gelehrten Anzeigen«, die er rasch zu einem führenden Rezensionsorgan machte. Im Jahr 1749 wurde er durch Kaiser Franz I. in den erblichen Adelsstand  erhoben.

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Auch die von König Friedrich II. veranlasste Berufung nach Berlin lehnte er ab. Als aber 1753 das Los ihm die bescheidene Stelle einer Berner Rathausamtmanns zusprach, kehrte er in seine Vaterstadt zurück. 1754 wurde er dort Schulrat, 1755 Vorsteher des Waisenhauses; 1758, nach Ablauf seiner Amtszeit, wurde er zum Direktor der Salzbergwerke von Roche ernannt. Nach Ablauf der Amtszeit wurde er durch das Los wieder nur mit einer subalternen Arbeit betraut und nahm daher erneut Kontakt mit Göttingen auf, wo man ihn den Posten eines Kanzlers anbot; wegen des heftigen Widerstands seiner Familie sagte er aber wieder ab. Seine letzten Jahren waren durch Krankheit und Melancholie geprägt. Haller starb im Alter von 69 Jahren.

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Haller publizierte rund 50.000 Seiten vorwiegend wissenschaftliche Texte von hoher Qualität, so viel wie kaum ein Forscher vor oder nach ihm. Seine Bedeutung in der Geschichte der Medizin liegt vor allem in seiner Rolle als anatomischer Wissenschaftler begründet. Durch die Präparation von nahezu 400 Leichen gelang es ihm, in vorher unerreichter Vollkommenheit den Verlauf der Arterien im menschlichen Körper darzustellen. Weitere Studien galten der Strömung des Blutes, dem Aufbau des Knochens und der Embryonalentwicklung. Die systematische Durchführung zahlreicher Tierexperimente zur Bestimmung von Sensibilität und Reizbarkeit einzelner Körperteile, deren Ergebnisse eine europaweite Kontroverse auslösten, macht ihn außerdem zum Begründer der modernen experimentellen Physiologie. 

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Haller erkannte als erster die Bedeutung der Blutgefäße für die Heilung von Knochenbrüchen durch experimentelle Untersuchung. Als Wissenschaftsorganisator machte er sich verdient um die institutionelle Verwirklichung des Ideals von der Einheit von Forschung und Lehre durch seine Tätigkeit in der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften. Mit den anatomischen Abbildungen in den „Icones anatomicae“ von 1756 stellte er erstmals den Verlauf der Arterien im menschlichen Körper dar.  
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In seinem achtbändigen Standardwerk 'Elementa physiologiae corporis humani' (1757–1766), das bis ins 20. Jahrhundert hinein neue Auflagen erlebte, lieferte Haller eine kritische Zusammenstellung des anatomisch-physiologischen Wissens seiner Zeit. Haller verfasste ca. 200 Lexikoneinträge von teilweise beträchtlicher Länge zu den Gebieten der Anatomie und Physiologie. Überdies legte er drei medizinische Fachbibliographien an, in denen das gesamte medizinische Schrifttum bis in seine Zeit verzeichnet und kritisch kommentiert war.

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Während seiner Tätigkeit in der Westschweiz erwies Haller sich als Praktiker in Landwirtschaft und Bergwesen, als einer der ersten berufenen Bekämpfer der Maul- und Klauenseuche. 

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Als Dichter trat Haller vor allem durch seine 1732 erstmals erschienene Gedichtsammlung 'Versuch Schweizerischer Gedichte' hervor, in der sich das berühmte Gedicht 'Die Alpen' befand. Vorbildcharakter in der Literatur der Aufklärungsepoche erlangten außerdem seine philosophischen Lehrgedichte über religiöse, ethische und metaphysische Grundfragen der Zeit: 'Über den Ursprung des Übels' und 'Unvollkommenes Gedicht über die Ewigkeit' aus der erweiterten zweiten Auflage von 1734. Haller verfasste als Literaturkritiker während seines gesamten Lebens sehr viele Rezensionen über zeitgenössische Werke.

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Weitere Infos:    


Der Fuchs und die Trauben 

Ein Fuchs, der auf die Beute gieng,
Traf einen Weinstock an, der, voll von falben Trauben,
Um einen hohen Ulmbaum hieng;
Sie schienen gut genug; die Kunst war, abzuklauben.
Er schlich sich hin und her, den Zugang auszuspähn;
Umsonst, es war zu hoch, kein Sprung war abzusehn.
Der Schalk dacht in sich selbst: ich muß mich nicht beschämen;
Er sprach und macht dabei ein hämisches Gesicht:
»Was soll ich mir viel Mühe nehmen,
Sie sind ja saur und taugen nicht!«

So gehts der Wissenschaft. Verachtung geht für Müh.
Wer sie nicht hat, der tadelt sie.


Zitate

Aus der Tugend fließt der wahre Friede,
Wollust ekelt, Reichtum macht uns müde,
Kronen drücken, Ehre blend't nicht immer,
Tugend fehlt nimmer.

Auch im Übel liegt ein Preis,
Wer ihn nur zu finden weiß.

Wer nie gedarbt, ist ohne Freude reich.

Wenn du das Beste thust,
Und niemand will es fassen,
So thu, was besser ist:
Bleib ruhig und gelassen. 

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