Dienstag, 23. Dezember 2014

Wilhelm Bauer

* 23. Dezember 1822 in Dillingen an der Donau
† 20. Juni 1875 in München


Deutscher Ingenieur und Erbauer der ersten Unterseeboote.

 

Bauer erlernte zunächst das Drechslerhandwerk und trat dann in ein Reiterregiment ein. Dort erfand er einen Hebezug zum Transport von Kanonen. Im Dienstgrad eines Korporals nahm Bauer in der 10. Feldbatterie des bayrischen Hilfskorps am Schleswig-Holsteinischen Krieg teil. In Düppel hatte Bauer am 13. April 1849 beim Anblick dänischer Einheiten, die bei Sonderburg über eine Pontonbrücke vorrückten, erstmals die Idee, durch den Einsatz einer Unterwasserwaffe eine Verteidigungslinie schaffen zu können − in diesem Fall für die von den Dänen beschossene sächsische Brigade. 

Noch während seines Einsatzes in Jütland studierte Bauer die natürlichen Bewegungsabläufe des Seehundes, um mit Hilfe dieser Kenntnisse einen technischen Apparat zu entwerfen. Doch der Berliner Waffenstillstand vom 10. Juli 1849
beendete den Einsatz der Truppen des Deutschen Bundes, und Bauer musste nach Bayern zurückkehren. Er stellte im Herbst 1849 seinen Entwurf einer sachverständigen Kommission vor. Die Ablehnung des Entwurfes veranlasste Bauer zur Rückkehr nach Schleswig-Holstein. Am 30. Januar 1850 trat er als Unteroffizier in die schleswig-holsteinische Armee ein. Stationiert wurde er als Soldat in Rendsburg.

Schon wenige Tage später wandte sich Bauer mit seinen Plänen für einen Tauchapparat an die militärische Führung. Sie kommandierte ihn im März 1850 zur Realisierung eines Modells nach Kiel, verbunden mit dem Auftrag an die schleswig-holsteinische Flottille (Kriegsmarine), eine Kommission einzusetzen. Anhand von Plänen sollte sie die Chancen des Apparates prüfen. Die Kommission gelangte zu einem abgewogenen Urteil.

Weil trotz der relativ positiven Beurteilung des Projektes das Einwerben öffentlicher Mittel erfolglos blieb, versuchte Bauer auf privatem Wege die Finanzierung eines ersten Apparates zu realisieren. Hierfür erhielt Bauer in Rendsburg eine Beurlaubung, wo Offiziere ihn unterstützten. Zunächst sollte der Apparat in Büdelsdorf in der Carlshütte erstellt werden. Doch wegen mangelnder Kapazitäten kam es 1850 zum Bau des ersten Unterseeboot mit dem Namen Brandtaucher (wegen seiner außergewöhnlichen Form auch Eiserner Seehund genannt) bei der Maschinenfabrik und Eisengießerei Schweffel & Howaldt in Kiel durch August Howaldt . Bauer hatte die Umsetzung seiner Pläne gegen massiven Widerstand zeitgenössischer Experten durchsetzen können. Nach der Entscheidung zum Bau mussten jedoch die Entwurfspläne aus Kostengründen drastisch geändert werden: Die Wandstärke wurde deutlich von 12,5 mm auf 6 mm verringert, der Spantenabstand vergrößert, die vorgesehene Trimmung durch Ballast und Trimmtanks wurde durch ein verschiebbares Gewicht aus 500 kg Gusseisen ersetzt, das Ballastwasser wurde in den Rumpf anstatt in Ballasttanks geleitet.

Am 1. Februar 1851 um neun Uhr stiegen Wilhelm Bauer, der Zimmermann Friedrich Witt und der Schmied Thomsen in den Brandtaucher. Bei diesem Test geriet das Unterseeboot in Seenot, weil ein 150 Pfund schweres Stücks Ballast versehentlich zuviel an Bord war. Dadurch wurde das Unterseeboot stark achterlastig, was mit dem Gewicht und den Pumpen nicht mehr ausgeglichen werden konnte, und es sank auf den Grund der Kieler Förde. Dabei wurde es dann seitlich stark eingedrückt. Die Besatzung konnte sich aus eigener Kraft retten, nachdem sie 6,5 Stunden auf den Druckausgleich warten musste. Beim Öffnen der Luke öffnete wurden zwei der U-Boot-Fahrer von der Luftblase bis an die Oberfläche mitgerissen. Bauer musste den halb erfrorenen zweiten Freiwilligen mit nach oben ziehen. Somit gehörte zur Tauchfahrt des „Brandtauchers“ auch die erste überlieferte Rettung aus einem gesunkenen Boot. Der Brandtaucher blieb im Schlick zurück; er wurde im Sommer 1887 beim Bau des Kieler Torpedohafens wieder an die Wasseroberfläche geholt.

Der Brandtaucher sollte Schiffe, Brücken und Hafenanlagen unterhalb der Wasserlinie angreifen und in Brand setzen. Aus dem Bootsinneren sollte dazu mit Stulpenhandschuhen und Greifarmen ein rund 50 kg schwerer Explosivkörper, der Brand, an den feindlichen Objekten befestigt werden. Aufgrund dieser Idee trägt das erste deutsche und älteste erhaltene U-Boot der Welt den Namen Brandtaucher.

Der später gehobene Brandtaucher befindet sich heute im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. Ein Funktionsmodell eines Tauchbootes von Wilhelm Bauer aus dem Jahr 1852 befindet sich im Deutschen Museum in München.

Daten Länge: 8,07 m 
Breite: 2 m 
Höhe: 3,76 m 
Verdrängung: 30,5 t (getaucht)

 
Bauer konnte in Kiel nicht mehr weiter forschen, denn Schleswig-Holstein wurde an Dänemark übergeben. Die Holsteinische Armee wurde aufgelöst, und Wilhelm Bauer ging wieder zurück nach München. Dort konstruierte er ein zweites, verbessertes Modell seines Tauchbootes. 

In den folgenden Jahren wurde Bauer in viele Länder eingeladen, um seine Erfindung im Modell vorzuführen, doch erst als die russische Regierung Interesse zeigte, bekam er eine zweite Chance. Bauer baute dort 1855 ein verbessertes Tauchboot. 1856 wurde das U-Boot Seeteufel in Sankt Petersburg in Dienst gestellt. Das Boot hatte eine Länge von 52 Fuß. Die Mannschaft aus zwölf Matrosen war in der Handhabung von Taucheranzügen geschult, da das Boot über eine Taucherkammer verfügte, die den Ein- und Ausstieg aus dem getauchten Boot ermöglichte. Der Seeteufel unternahm 133 erfolgreiche Tauchfahrten im Hafen von Kronstadt; dann sank er aufgrund eines Bedienungsfehlers. Die Besatzung konnte sich retten. Das Boot wurde zwar gehoben, der weitere Verbleib ist jedoch unbekannt. Bauer wurde zum kaiserlichen Submarine-Ingenieur ernannt und erhielt den Auftrag, ein untergegangenes Linienschiff zu heben. Daraufhin konstruierte er eine Taucherkammer und Hebeballons.

1858 ging Bauer nach Lindau, wo er seine Geräte für Schiffsbergungen und für Kabellegung weiterentwickelte. 1863 gelang es, den zwei Jahre vorher gesunkenen Dampfer Ludwig zu heben. Dabei unterstützte ihn der damalige Geschäftsführer des Deutschen Nationalvereins Feodor Streit mit einem persönlichen Vorschuss von 6.000 Talern. Ein Ausflug in preußische Dienste war von kurzer Dauer, da er nicht die erforderliche Unterstützung erhielt. Zurück in Konstanz entwickelte Bauer weiter Geräte zur Verlegung von Kabeln und stellte erfolgreiche unterseeische Schießversuche an. Bauer konstruierte auch einen Wagen, der auf dem Meeresboden fahren konnte. 

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Wilhelm Bauer als Pensionär in München. Er starb im Alter von 52 Jahren. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Nördlichen Friedhof in München.

ABCD

Weitere Infos:    

Skizze des Brandtauchers

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