Donnerstag, 30. Januar 2014
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 Adelbert von Chamisso

* 30. Januar 1781 auf Schloss Boncourt bei Ante , F. 
† 21. August 1838 in Berlin


Deutscher Schriftsteller und Naturforscher.

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Adelbert von Chamisso wurde als Louis Charles Adelaïde de Chamisso de Boncourt auf dem Stammsitz der Familie, dem Schloss Boncourt in der Champagne geboren. Er war der vierte Sohn von sieben Kindern des Grafen Louis Marie de Chamissot, eines französischen Offiziers aus einer alten lothringischen Adelsfamilie. 1792 floh die Familie vor der nahenden Revolution über Lüttich und Würzburg nach Berlin. Chamisso wurde Page der Königin Luise und besuchte das Französische Gymnasium in Berlin. 1798 trat er als Fähnrich in das preußische Heer ein. Er beschäftigte sich mit Philosophie und Literatur und wurde Mitglied im «Nordsternbund», einem Kreis romantischer Schriftsteller. In den Jahren 1803 bis 1806 gab er mit Varnhagen den «Grünen Almanach» heraus. In dieser Zeit entstanden erste literarische Arbeiten. Nach der Zerschlagung der preußischen Armee durch Napoleon 1806 kam Chamisso als Gefangener auf Ehrenwort nach Frankreich, bis er schließlich 1807 aus dem Armeedienst ausschied. Seine Eltern kehrten nach Frankreich zurück, doch er selbst geriet in eine Krise. 

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In den nächsten Jahren lebte er ruhelos teils in Berlin. In Frankreich gehörte er zum Kreis um Madame de Staël . Während eines Aufenthalts in der Schweiz entdeckte er sein Interesse an Flora und Fauna der Alpen. 1812 kehrte er nach Berlin zurück und begann an der Universität ein Botanikstudium. Die aufgewühlte, frankreichfeindliche Stimmung während der Befreiungskriege veranlasste ihn, Berlin zu verlassen und sich auf das Gut eines Freundes zurückzuziehen. Dort schrieb er 1813 sein literarisches Hauptwerk, die autobiographische Erzählung «Peter Schlemihl» . Danach setzte er in Berlin sein Studium fort. 

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1815 bot sich ihm die Gelegenheit, als Naturforscher auf einem russischen Expeditionsschiff an einer Weltumseglung teilzunehmen. Er machte wichtige Entdeckungen, und die wissenschaftliche Auswertung der Reise, von der er 1818 zurückkehrte, beschäftigte ihn sein weiteres Leben. Chamisso kartografierte große Teile der Küste von Alaska, erfasste die Flora Alaskas und beschrieb die Lebensgewohnheiten der Eskimos und Aleuten. Scharf kritisierte er die dortige russische Kolonialherrschaft. 1819 wurde er Kustos am Botanischen Garten und Ehrendoktor der Berliner Universität; im selben Jahr heiratete er Antonie Piaste, die Ziehtochter seines Freundes Julius Eduard Hitzig . Auf Vorschlag Alexander von Humboldts wurde Chamisso 1835 zum Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften gewählt.
Neben naturwissenschaftlichen Arbeiten wendete er sich in den nächsten Jahren verstärkt wieder der Lyrik zu. 

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Seine Gedichte spiegeln den Wandel von einer romantischen zu einer realistischen Kunstauffassung, mit der er auch ein kritischer Beobachter der gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit wurde. Obwohl Französisch Chamissos Muttersprache war, gelang es ihm, in der deutschen Sprache unsterbliche Werke zu schaffen. Am bekanntesten sind sicherlich Peter Schlemihls wundersame Geschichte (1814) und das Gedicht Das Riesenspielzeug über die Burg Nideck im Elsass . Von 1832 bis zu seinem Tode war er zusammen mit Gustav Schwab Herausgeber des «Deutschen Musenalmanachs» . Mit diesem kam es 1837 wegen des Abdrucks eines Heine-Portraits zum Konflikt. Nach einer schweren Erkrankung starb Chamisso 1838 in Berlin.     

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 Weitere Infos:     

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Zitate

Die Sonne bringt es an den Tag.

Hast du die Macht, du hast das Recht auf Erden.

Flüchtig ist die Zeit und kurz das Leben,
Schmach treffe den, der Trägheit sich erkor.

Im Schmerze wird die neue Zeit geboren.

Lerne schweigen, wo sprechen nicht am Ort.

Die Zeit bringt Rat, sie wird die Sache richten.

Allein zu sein! Drei Worte, leicht zu sagen,
und doch so schwer, so endlos schwer zu tragen.

Du musst nicht lange klagen, was dir alles wehe tut.
Nur frisch, nur frisch gesungen und alles ist wieder gut.

Aber die Kehrseite ist im Triumphe der Übermut, die Grausamkeit, die sich tierisch sättigende Rachsucht.
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Das Riesenspielzeug

Burg Niedeck ist im Elsass der Sage wohlbekannt,
die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand;
sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer,
du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.

Einst kam das Riesenfräulein aus jener Burg hervor,
erging sich sonder Wartung und spielend vor dem Tor
und stieg hinab den Abhang bis in das Tal hinein,
neugierig zu erkunden, wie's unten möchte sein.

Mit wen'gen raschen Schritten durchkreuzte sie den Wald,
erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald,
und Städte dort und Dörfer und das bestellte Feld
erschienen ihren Augen gar eine fremde Welt.

Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut,
bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut;
es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar,
es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar.

"Ei! artig Spielding!" ruft sie, "das nehm' ich mit nach Haus!"
Sie knieet nieder, spreitet behend ihr Tüchlein aus
und feget mit den Händen, was sich da alles regt,
zu Haufen in das Tüchlein, das sie zusammenschlägt,

und eilt mit freud'gen Sprüngen, man weiß, wie Kinder sind,
zur Burg hinan und suchet den Vater auf geschwind:
“Ei Vater, lieber Vater, ein Spielding wunderschön!
So Allerliebstes sah ich noch nie auf unsern Höh'n."

Der Alte saß am Tische und trank den kühlen Wein,
er schaut sie an behaglich, er fragt das Töchterlein:
“Was Zappeliges bringst du in deinem Tuch herbei?
Du hüpfest ja vor Freuden; lass sehen, was es sei."

Sie spreitet aus das Tüchlein und fängt behutsam an,
den Bauer aufzustellen, den Pflug und das Gespann;
wie alles auf dem Tische sie zierlich aufgebaut,
so klatscht sie in die Hände und springt und jubelt laut.

Der Alte wird gar ernsthaft und wiegt sein Haupt und spricht:
“Was hast du angerichtet? Das ist kein Spielzeug nicht!
Wo du es hergenommen, da trag es wieder hin,
der Bauer ist kein Spielzeug, was kommt dir in den Sinn?

Sollst gleich und ohne Murren erfüllen mein Gebot;
denn wäre nicht der Bauer, so hättest du kein Brot;
es sprießt der Stamm der Riesen aus Bauernmark hervor,
der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns Gott davor

Burg Niedeck ist im Elsass der Sage wohl bekannt,
die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand;
sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer,
und fragst Du nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.

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