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Freitag, 7. März 2014

Carl Ludwig Schleich  

* 19. Juli 1859 in Stettin 
† 7. März 1922 in Bad Saarow  

Deutscher Chirurg und Schriftsteller,

 

Schleich war der Sohn eines Stettiner Augenarztes, eines angesehenen Mediziners, der 35 Jahre lang dem Pommerschen Ärztebund und dem Stettiner Ärzteverein vorstand. Er legte 1879 in Stralsund am Sundischen Gymnasium das Abitur ab. Anschließend studierte er Medizin, zunächst an der Universität Zürich, wo er sein musikalisches Talent pflegte und Freundschaft mit dem Dichter Gottfried Keller schloss. Danach studierte er an der Universität Greifswald und, bis zum Ersten Staatsexamen 1886, an der Charité in Berlin. Dort lernte bei Bernhard von Langenbeck , Ernst von Bergmann und Rudolf Virchow .

Schleich promovierte 1887 in Greifswald und blieb dort als Assistent bis 1889. Im gleichen Jahr eröffnete er eine private Klinik für Gynäkologie und Chirurgie mit zuletzt 15 Betten in Berlin-Kreuzberg, die er bis 1901 betrieb. Er heiratete Hedwig Oelschlaeger, eine Tochter von Rudolf Oelschlaeger, dem Präsidenten der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft
. 1899 wurde er zum Professor ernannt mit dem Titel Geheimrat. Ab 1900 übernahm er die Leitung der Chirurgischen Abteilung am Krankenhaus der Gemeinde Groß-Lichterfelde.

 

Als Schleich 1892 die von ihm entwickelte Methode der lokalen Anästhesie zunächst in der Medizinischen Gesellschaft unter dem Vorsitz Virchows vorstellte, begegnete man ihm ungläubig und mit eisigem Schweigen.  Danach stellte Schleich seine Anästhesiemethode auf dem Chirurgenkongress in Berlin vor. Abschließend sagte Schleich: "Ich halte mich nach dem Stande der lokalen Anästhesie nicht mehr für berechtigt, die Chloroformnarkose oder ein anderes Inhalationsverfahren bei Operationen in Anwendung zu ziehen, wenn nicht vorher die prinzipiell angewandte Methode der Infiltrationsanästhesie versucht wurde. Erst wenn diese sich im Einzelfalle als unzureichend erwies, resp. erfahrungsgemäß für den Einzelfall nicht zugänglich ist, erst dann entsteht für die Narkose eine besondere Indikation. Aber Operationen in Narkose auszuführen, welche sicherlich auch mit dieser oder einer ähnlichen Form der lokalen Anästhesie durchführbar gewesen wären, das muss ich vom Standpunkte der Humanität und dem der moralischen sowie strafrechtlichen Verantwortlichkeit des Chirurgen aus bei dem heutigen Stande der Infiltrationsanästhesie für durchaus unberechtigt halten.“

  
Diese Äußerung wurde als derartiger Affront gegen die Anwesenden empfunden, dass der Kongressleiter Schleich nach einer entgegen den Gepflogenheiten durchgeführten Abstimmung das Wort entzog und dieser daraufhin die Sitzung verließ. Erst anlässlich des Kongresses im Jahr 1894 lud Ernst von Bergmann seine Kollegen zu einer Operation ein, die Schleich in der Universitäts-Poliklinik erfolgreich vornehmen konnte. Seitdem begann sich die Infiltrationsanästhesie durchzusetzen. In abgewandelter Form wird sie heute noch angewendet.

Neben seinem Medizinerdasein betätigte Schleich sich schon früh als populärwissenschaftlicher Schriftsteller und Philosoph. Er publizierte mehrere kleine Bücher, bevor er 1912 den Band „Es läuten die Glocken“
mit Phantasien zum Sinn des Lebens veröffentlichte. Mit zunehmendem Rückzug aus dem medizinischen Alltag wirkte er dann als Essayist in diversen Wochen- und Monatszeitschriften und in der Gartenlaube . Hierdurch gelangte er zu einer großen Popularität.

1920 verfasste er sein Buch „Besonnte Vergangenheit“
. Das Werk erreichte eine Millionenauflage und wurde ein Bestseller, dessen bislang letzte Auflage 1985 erschien. Schleich war ein Gegner der Tierversuche. Erschrieb: „Ohne allen Zweifel sind die Argumente der Anti-Vivisektionisten aus sittlichen Gründen durchaus der Beachtung wert und können nicht einfach durch den Hinweis auf den eventuellen Nutzen, welchen die gesamte Menschheit eventuell von der Vivisektion zwecks Auffindung von Heilmitteln, Schutzmitteln und hygienischen Grundgesetzen haben könnte und schon gehabt hat, widerlegt werden. Denn noch niemals ist das Prinzip der Nützlichkeit, allein maßgebend gewesen für die Frage, was sittlich gut oder verwerflich ist“.

Schleich war eng befreundet mit Richard Dehmel und August Strindberg
. Er starb während eines Sanatoriumsaufenthaltes in Bad Saarow und wurde auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf bestattet. 

ABCD

Weitere Infos:    


Zitate

Iss nur, wenn du wirklich hungrig bist, und selten aus Vergnügen.

Bestrebe dich, beim Mahle weniger zu essen als die andern. Fast alle Menschen essen mehr, als sie brauchen.

Nur der Saubere wird wissen, dass die Haut eine Seele hat.

Dass Dreck gesund sei, ist eine faule Ausrede der Schmutzfinken.

Schmutzigsein ist eine soziale Taktlosigkeit.

Denke, wenn du dich wäschst, dass du einen Feind deines Kindes erwürgst.

Man verschlafe ruhig die Hälfte seines Lebens. Glück ist eine Frage des Ausgeschlafenseins.

 Um Wunder zu erleben, muss man an sie glauben.

Die meisten Menschen, die früh alt werden, sind es immer gewesen. Es gibt greisenhafte Kinder, wie es Kinderseelen bei alten Menschen gibt.

Freiheit ist Hingabe - Hingabe an eine selbstgewählte Idee.

Wer in den misslichen Lagen der Zeit nicht eine Aufgabe sieht und nicht mit großem Glauben in Angriff nimmt, wird selber seelisch krank und wurzellos.

Wehe der Frau, die sich nicht begnügt damit, ein Kunstwerk der Natur zu sein.

Es gibt ein Lachen, das nichts mit Humor zu schaffen hat: das ist das der Aufreizung und der Verleumdung. Es gleicht
dem Hundebellen und dem Krächzen der Krähen.

Gegen Epidemien pflegen sich absolut sichere Heilmittel erst einzustellen, wenn ihre Bösartigkeit aus Anpassungsgründen
nachzulassen beginnt.

Wäre die Menschheit ausgestorben, wenn es nie Ärzte gegeben hätte? Jemand sagte darauf: Es ist viel wunderbarer, dass sie sich erhielt, trotzdem es Ärzte gab.

Zwei Diener hat das Gedächtnis:
Die Hoffnung und die Dankbarkeit,
Ihr Stein und ihr Vermächtnis
Vergolden alle Zeit.

Man sollte nicht die Nachkommen eines verdienten Mannes mit ihm ehren, sondern seine Vorfahren.

Es gibt Schwestern, die geben dem Patienten Morphium, damit dieser Ruhe habe – und es gibt Schwestern, die geben dem Patienten Morphium, damit sie Ruhe haben.

Ich habe mehr Mitfreude als Mitleid in mir. Im Mitleid ist oft gemeinsames Sichleidtun. Sich ohne Vorteil freuen zu können ist uneigennütziger und ehrlicher.

Man sollte Ahnenbücher der Leiden in allen Familien halten. Von niemand können wir so viel lernen als von den Gedanken, Geschicken und Leiden unserer Vorfahren.

Freiheit ist Hingabe – Hingabe an eine selbstgewählte Idee.

Warum müssen immer Juristen und nie Kenner des Lebens
die Geschicke der Völker lenken?
CD

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