godaddy web stats
Dienstag, 8. April 2014

Josef Weinheber 

* 9. März 1892 in Wien-Ottakring 
8. April 1945 in Kirchstetten , Niederösterreich  
ABCD

Deutscher Lyriker und Erzähler.

 

Weinheber war der Sohn eines Metzgers und einer Weißnäherin.Er verbrachte seine Kindheit in einem kleinen Haus in Purkersdorf, nach der Trennung der Eltern kam er als Sechsjähriger 1901 bis 1909 als Zögling in ein Waisenhaus. Da er keinen Schulabschluss hatte und mit 12 Jahren Vollwaise wurde, war er zunächst als Gelegenheitsarbeiter tätig, arbeitete als Brauknecht, war Fleischhackergehilfe, Kutscher und Hauslehrer. Von 1911 bis 1932 war er Postbediensteter bei der Post- und Telegraphenverwaltung in Wien.

Weinheber war als Dichter beeinflusst von Rainer Maria Rilke
, Richard Dehmel und Walt Whitman . Er schrieb ab 1912 Gedichte und besuchte die Maturaschule Freies Lyzeum. Das Werk von Karl Kraus gab Weinheber Anregungen in der Sprachauffassung. Mit den Schriftstellerkollegen Mirko Jelusich und Robert Hohlbaum stand er in freundschaftlicher Verbindung.

1918 trat Weinheber aus der katholischen Kirche aus, um als Konfessionsloser eine Jüdin heiraten zu können, 1927 wurde er anlässlich seiner zweiten Eheschließung Protestant. 1944 trat Weinheber wieder in die katholische Kirche ein.

Weinhebers schriftstellerische Laufbahn begann 1919 mit Beiträgen in der satirisch-humoristischen Zeitschrift Die Muskete. 1920 erschien Weinhebers erster Lyrikband 'Der einsame Mensch'. Nach dem Erscheinen des erfolglosen Lyrikbandes 'Von beiden Ufern' im Wiener Burgverlag 1923 fand Weinheber in den nächsten drei Jahren keinen Verleger mehr, bis er 1926 im Krystall-Verlag den Lyrikband 'Boot in der Bucht' veröffentlichte. 1924 kam als eines seiner wenigen Prosawerke der autobiographische Roman 'Das Waisenhaus' heraus, den zuvor die Arbeiter-Zeitung in Fortsetzungen abgedruckt hatte. In seinem ' Hymnus auf die deutsche Sprache' (1933) verherrlichte Weinheber diese als Wesensidentität von deutscher Sprache und deutschem Volk. Mit seinem Gedichtband 'Adel und Untergang' (1934) wurde der 42-jährige Weinheber schlagartig berühmt und zu einem der angesehensten Lyriker seiner Zeit. Besonders beliebt wurde Weinhebers Gedichtsammlung 'Wien wörtlich' (1935), die teilweise im Wiener Dialekt geschrieben sind. 

 

1936 erhielt Weinheber in München den Mozart-Preis der Goethestiftung. Mit dieser Dotation kaufte er sich ein Landhaus in Niederösterreich. In den Jahren 1936 bis 1940 lernte Weinheber auf ausgedehnten Lesereisen viele Städte Deutschlands kennen. 

 

Mit 'O Mensch, gib acht' (1937) setzte Weinheber in 12 Monatszyklen mit je 7 Gedichten seiner ländlichen Heimat ein Denkmal. Als Weinhebers dichterisches Hauptwerk ist der 40 Oden umfassende Zyklus 'Zwischen Göttern und Dämone' von 1938 anzusehen. Bekannt sind auch seine lyrischen Variationen über Musikinstrumente, die unter dem Titel 'Kammermusik' (1939) erschienen. In der Zeitschrift 'Der Augarten' erschienen 1940 die neunzehn Gedichte 'Zur Sprache', im Frühjahr 1941 entstanden 'Janus' und 'Der Leichnam'.

Weinheber verwendete in seinen Dichtungen die verschiedensten Gedichtformen seit der Antike, autodidaktisch lernte er Latein, Griechisch und Italienisch. Weinheber betrieb sprachwissenschaftliche Studien, etwa über Sinn und Bedeutung der einzelnen Buchstaben. Als Übersetzer übertrug Weinheber altgriechische und lateinische Texte ins Deutsche und verfasste Nachdichtungen der Sonette von Michelangelo
und Shakespeare . Weinheber war erfüllt von einem tiefen Pessimismus. Die Lektüre des jüdischen Philosophen Otto Weininger beeinflusste ihn stark. Die Gegenwart sah er als verrottete Zeit an, Schuld daran gab er dem alle Lebensbereiche durchdringenden Liberalismus.

1931 trat Weinheber erstmals der NSDAP in Österreich bei, 1933 wurde er Fachschaftsleiter für Schrifttum im österreichischen Kampfbund für deutsche Kultur. Weinheber schrieb die Ursachen für seinen anfänglichen literarischen Misserfolg der jüdischen Unterwanderung des österreichischen Kulturbetriebs zu. Er nannte als landfremde Minderheiten und Rassenfeinde den Dreivierteljuden Hugo von Hofmannsthal
und den Volljuden Stefan Zweig . Nach dem Verbot der NSDAP in Österreich 1933 verfasste Weinheber Anfang 1935 eine Hymne mit dem Titel 'Den Gefallenen', eine Würdigung des im Juli 1934 ermordeten österreichischen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß . 1935 wurde Weinheber Preis und Ring der Deutsch-österreichischen Schriftstellergenossenschaft überreicht. 1936 wurde Weinheber Mitglied im Bund deutscher Schriftsteller Österreichs, der sich 1934 vom P.E.N.-Club abgespaltet hatte.

Nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 begrüßte Weinheber diesen im 'Hymnus auf die Heimkehr', der am 20. April 1938 zu Adolf Hitlers Geburtstag von Ewald Balser während einer Festvorstellung im Burgtheater vorgetragen wurde. Zu Hitlers 50. Geburtstag am 20. April 1939 verfasste Weinheber ein Hörspiel. 1941 erhielt Weinheber den Grillparzer-Preis. Zu seinem 50. Geburtstag 1942 bekam Weinheber den Ehrenring der Stadt Wien, außerdem wurde ihm in der Wiener Universität das Ehrendoktorat verliehen. 

Weinheber, der alkoholkrank war, wählte am 8. April 1945 i
n Kirchstetten den Freitod durch eine Überdosis Morphium. Weinheber wurde zu seiner Zeit als Dichterfürst verehrt und war einer der meistgelesenen Lyriker. 

 ABCD

Weitere Infos:    


Zitate

Ich will nicht ein Lyriker sein, ich will
der Lyriker sein. Wenn Lyrik gesagt wird, soll es Weinheber heißen, Weinheber und Lyrik ein und dasselbe.

Deutschland, ewig und groß,
Deutschland, wir grüßen Dich!
Deutschland, heilig und stark,
Führer, wir grüßen Dich!
Heimat, glücklich und frei,
Heimat, wir grüßen Dich!
 

Jedes Volk hat seine ihm eigentümlichen Kräfte und in jedem legen Millionen von Menschen ihre Gedanken und Gefühle in der Sprache nieder. Die Sprache ist ein unerhörtes geistiges Dokument derjenigen Nation die sie spricht. Sie ist eine echte Konfession, eine Beichtschaft, die sich hinkniet in den Beichtstuhl der Welt. Darum gibt es keine größere Gefahr für ein Volk als diejenige, seine Sprache nicht zu würdigen. Ein Volk geht nicht zugrunde durch verlorene Kriege sondern dadurch, dass es von innen her entkräftet, seine Sprache, die Hochsprache seiner Dichter und Denker aufgibt, Hochverrat an sich selbst begeht.

Gegen nichts sollte man mehr Misstrauen hegen als gegen die Vielseitigen. "Er kann alles": Das bezeichnet in 999 von tausend Fällen nicht einen Renaissance-Menschen, sondern - den jüdischen Reporter.

Die Polizei ist das schlechte Gewissen des Staates.

(1945) Liquidiert wird alles: Nicht nur umzingelte Divisionen, mehr oder weniger schuldige Staatsverbrecher, überalterte Anschauungen, denkwürdige Zeugnisse einer tausendjährigen Kultur. Liquidiert wird vor allem das Ich, jenes herrlich-schmähliche Produkt eines Aeons, der das Seine getan hat. Diesem moribunden Ich hilft kein Seneca, kein Marc Aurel, kein Epiktet mehr ins Leben. Wenn es begnadet ist im letzten Augenblick, lässt es Gott mit Anstand sterben. Also Adel und Untergang! Damit ist aber der Mensch, der weiße Mensch gemeint, und nicht etwa (bloß) der Deutsche.

(Über Weinheber) Weinheber war ein großer Dichter, aber leider kein Antifaschist. Antifaschisten gibt es heute viele, aber leider keinen, der ein großer Dichter wäre.

Register:  
Email:   Quelle: Internet
nach oben