Samstag, 21. Juni 2014

Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals 

am 21. Juni 1895.


Schlusssteinlegung in Kiel-Holtenau durch Kaiser Wilhelm II . Auf Anweisung der britischen Besatzer musste der Kanal 1948 umbenannt werden.

 

An diesem Tag wurde auch offiziell der Kanalbetrieb aufgenommen. Bevor die anlässlich der Einweihungsfeier geplante Kanalpassage von Brunsbüttel nach Holtenau stattfinden konnte, wurden mit der 7.131 BRT großen “Palatia”, einem Passagierdampfer der Hamburg-Amerika-Linie, zwei Testfahrten durch den Kanal jeweils in eine Richtung durchgeführt. Diese Fahrten sollten zeigen, ob es möglich war, Schiffe dieser Größe anlässlich der Einweihungsfeier ohne Probleme durch den Kanal zu bringen. An diesen Fahrten nahmen eine Reihe hochgestellter Persönlichkeiten wie unter anderem auch der Reichskanzler Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst teil .

Die Feierlichkeiten zur Eröffnung des Kanals fanden vom 19. bis 22. Juni 1895 mit einer großen Anzahl ausländischer Gäste und fast allen regierenden Deutschen Fürsten und deren Gefolge beginnend in Hamburg und in Kiel endend statt. Nach einer achteinhalbstündigen Fahrt durch den Kanal von Brunsbüttel nach Holtenau erreichten neben der kaiserlichen Yacht “Hohenzollern”, die an der Parade teilnehmenden Schiffe aus 14 Nationen die Kieler Förde. Diese Schiffe kamen aus Dänemark, England, Frankreich, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich-Ungarn, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Spanien, der Türkei und den Vereinigten Staaten. 

Als die türkische “Fuad” als letztes Schiff den Kaiser-Wilhelm-Kanal durchfuhr, bemerkte die Musikkapelle in Rendsburg, dass die Noten der türkischen Nationalhymne nicht vorhanden waren, so dass man kurz entschlossen die Weise “Guter Mond, du gehst so stille ...” anstimmte. Bei der Fahrt durch den Kanal kam es zu einer kleinen Panne, weil der Lloyddampfer “Kaiser Wilhelm” als drittes Schiff aus dem Ruder gelaufen war und sich quer in die Fahrrinne gelegt hatte, so dass den nachfolgenden Schiffen die Weiterfahrt versperrt war. Es dauerte dreieinhalb Stunden bis die “Kaiser Wilhelm” wieder Fahrt aufnehmen konnte und zusammen mit den nachfolgenden Schiffen die Kieler Förde erreichte, wo sich bereits 53 Kriegsschiffe anderer Nationen befanden. 

Es waren also insgesamt über 100 Schiffe, die im Hafen lagen. Alle Schiffe hatten am Festtage über die Toppen geflaggt. Der Hafen bot ein Bild, wie es in dieser Form und in diesen Ausmaßen nie wieder zu sehen gewesen ist. Zur Feier des Tages waren die Holtenauer Schleusen mit Girlanden und Fahnenmasten geschmückt und auf der Nock des Außenleitwerkes der Schleuse war auf einem acht Meter hohen Sockel ein fünf Meter hoher Adler mit ausgebreiteten Schwingen platziert. Auch der Weg von der Holtenauer Prahmdrehbrücke zum Festplatz war als so genannte Feststraße konzipiert und reichlich geschmückt.

Auf dem Gelände des Holtenauer Leuchtturms war ein Festplatz mit zwei großen Tribünen für zusammen 5.400 Sitzplätzen errichtet worden. Beide Tribünen waren auf die Mitte des Leuchtturmhügels ausgerichtet, wo sich neben dem Schlussstein auch das Kaiserzelt befand. Das auffallendste Merkmal der Einweihungsfeier war der Nachbau der Kreuzerkorvette “Niobe”, der als Festhalle diente und den 1.080 Gästen des Kaisers Platz bot. Mit einer Länge von 145 Metern und einer Masthöhe von 75 Metern waren ihre Ausmaße gewaltig. Mit einem Schiff als Festzelt griff man in der Symbolik wieder auf die Grundsteinlegung im Jahre 1887
zurück, in der ebenfalls ein nachgebautes Kriegsschiff eine prominente Rolle spielte.

Das große Kaiserdiner wurde für eine Pauschalsumme von 100.000 Mark vom Hoflieferanten aus Berlin geliefert, daraus ergaben sich pro Person Kosten von ungefähr 100 Mark. Gegen 11 Uhr dröhnte ein Schuss von der „Hohenzollern“  herüber, als Zeichen, dass der Kaiser soeben seine Jacht verlassen hatte. An der Landungsbrücke harrten der Reichskanzler und andere Persönlichkeiten. Dann reicht der Kaiser seiner Gemahlin den Arm und führt sie unter dem klingenden Spiel der Truppen und dem rauschenden Jubel der Tausende, die auf den Festtribünen Platz gefunden haben, die Front der präsentierenden Ehrenkompanie entlang hin zu dem Kaiserzelte, wo sich die deutschen und fremden Fürstlichkeiten bereits in weitem Halbbogen aufgestellt hatten

Die Schlusssteinlegung erfolgte gegen viertel nach elf, wobei dem Kaiser von einem Maurerlehrling die Kelle gereicht wurde. Darauf hin ertönte ein Kaisersalut von den in der Kieler Förde liegenden Kriegsschiffen. Zur Überraschung der Gäste taufte der Kaiser die fertig gestellte Wasserstraße nicht wie vorgesehen "Nord-Ostsee-Kanal", sondern zu Ehren seines Großvaters “Kaiser-Wilhelm-Kanal”. Die Überraschung war umso größer, als sogar die aus Anlass der Kanaleröffnung geprägten Gedenkmedaillen die Inschrift “Nord-Ostsee-Kanal” trugen. 

Da die Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals ein internationales Großereignis war, wurden neben zahlreichen Gedenkmünzen auch Sonderstempel für die Postbeförderung geprägt. Im Holtenauer Lotsenhaus wurde eigens für diesen Zweck ein Postamt eingerichtet, das mit 18 Beamten und 7 Unterbeamten besetzt wurde und das während der Feierlichkeiten über 16.000 Postsendungen abwickelte. Die Schifffahrt auf dem Kaiser-Wilhelm-Kanal wurde offiziell erst am 1. Juli 1895 eröffnet.

 

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