Montag, 11. August 2014

Friedrich Ludwig Jahn   
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* 11. August 1778 in Lanz (Prignitz)   
† 15. Oktober 1852 in Freyburg (Unstrut)

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Vater der deutschen Turnbewegung und deutscher Patriot.

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Jahn wurde als Sohn eines Pastors geboren. Über seine kurze Schulzeit in Salzwedel ab 1791 und Berlin, wo er 1794 das Gymnasium zum Grauen Kloster besuchte, ist bekannt, dass er ein schwieriges Kind und kein guter Schüler war, der den Lehrern wegen seiner Schroffheit und seines selbstherrlichen Auftretens unangenehm auffiel. Ohne Schulabschluss studierte er ab 1796 Theologie und deutschkundliche Fächer an den Universitäten Halle, Frankfurt/Oder, Greifswald, Göttingen. Als Student fiel Jahn wegen Streitsucht auf. 1803 wurde er ohne Abschluss exmatrikuliert. Jahn nahm dann 1803–1804 im Mecklenburgischen eine Stelle als Hauslehrer an, danach arbeitete er als Privatlehrer in Jena.  

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Jahn organisierte Wanderungen, Spiel- und Badenachmittage. Ein Zeitgenosse berichtete: „Zerrissene Kleider und blutige Köpfe waren dabei alltägliche Erscheinungen. Abhärtung gegen jede Unbill der Natur, Übung aller Kräfte mit Hinwendung auf die Notwendigkeit, die deutsche Nation zu einer mannhaften, dem Feinde gewachsenen, wiederzuerziehen, war überall sein Augenmerk." Während des Krieges 1806 (Schlacht bei Jena und Auerstedt ) fungierte Jahn als Kurier im Regierungsauftrag. 

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1807 besuchte er den Pädagogen Johann Christoph Friedrich GutsMuths in Schnepfenthal, der dort bereits 1793 eine "Gymnastik für die Jugend" geschrieben und neben seiner Schule den ersten Sportplatz in Deutschland angelegt hatte. 1809 ging Jahn nach Berlin, 1810 erschien seine Schrift „Deutsches Volksthum", eine Sammlung dessen, was er über Deutschtum, Volk, Kultur, Vaterland, Nationalgefühl und Volkserziehung zusammengetragen hatte. 1810 wurde er an der Plamannschen Erziehungsanstalt in Berlin tätig, scheiterte aber an einer Prüfung für die Oberlehrerstelle in Königsberg. So wurde Hilfslehrer in Berlin und widmete sich der Turnerei. 

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In der Berliner Hasenheide ließ er 1811 einen öffentlichen Turnplatz anlegen. So war die Hasenheide der erste deutsche Turnplatz, der mit Geräten nach dem Vorbild von GutsMuths ausgestattet wurde. Ebenso entstammten die Leibesübungen, die Jahn Turnen nannte, dem Vorbild GutsMuths, allerdings meinte Jahn mit Turnen die Gesamtheit aller Leibesübungen: Die Geräteübungen wurden weiterentwickelt und durch Spiele, Schwimmen, Fechten und Wandern ergänzt. Neben der Leichtathletik wurde das Turnen an den Geräten wie Pferd, Klettergerüst, Ringe und Schwebebalken, die er von GutsMuths übernommen hatte, bevorzugt. Neu entwickelt hatte Jahn das Barren- und Reckturnen, aber ebenso zog er Schwimmen, Fechten und Wandern in seine Übungen ein. 

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1812 entstand aus dem losen Turnbetrieb eine fest organisierte Turngesellschaft mit Gesetz und Ordnung. Zu den Besonderheiten der nationalen Turnbewegung, wie sie durch Jahn vertreten wurde, gehörten die Aufhebung ständischer Schranken im Umgang miteinander und das Tragen einheitlicher Turnkleidung (grauer Drillichanzug). Das Turnen sollte mit dazu dienen, die Feinde der Freiheit zu besiegen. Diese Feinde waren neben den Franzosen auch Fürsten aus Deutschland, die weiterhin die Einheit und Freiheit der deutschen Nation verhinderten. Jahn war gegen die Kleinstaaterei und für ein einheitliches Deutschland.

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Seit 1813 setzte sich die Bezeichnung „Turnvater Jahn" durch. Ein Zeitgenosse charakterisierte Jahn wie folgt: „Man sah ihn nicht viel anders als in seiner Turnkleidung mit nacktem Halse und unbedeckter kahler Glatze, die feinen Augen fest in die Weite gerichtet. Seine Ausdrucksweise war kurz, derb, oft voll selbstgeschaffener, aber sehr bezeichnender Worte. Sein Witz war in der Regel ebenso beißend, wie treffend; die Franzosen hasste er wütend. Die turnende Jugend enthusiasmierte er und sie folgte ihm blindlings".
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Mit dem Beginn der Befreiungskriege 1813
traten viele Turner, auch Jahn, als Freiwillige in das Lützowsche Freikorps ein. Nach erfolgreichem Ende des Krieges wurde Jahn für seine Verdienste ein Ehrensold zugesprochen, der ihn für den Rest seines Lebens absicherte und der Not eines Brotberufes enthob. Die nationale Turnbewegung begann sich jetzt erst richtig zu entwickeln. Auf der Berliner Hasenheide fanden regelmäßige Turnveranstaltungen statt. Nationale Ansprachen, Rezitationen und vaterländische Lieder umrahmten den Übungsbetrieb. Vorturner wurden ausgebildet und trugen den Sport in andere Regionen. 

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1815 gründeten Studenten (Turner und ehemalige Lützower) in Jena nach Jahns Ideen die erste deutsche Burschenschaft . 1816 veröffentlichte Jahn gemeinsam mit Ernst Eiselen : "Die Deutsche Turnkunst", ein Buch über das Turnen und die Ausstattung von Turnplätzen, das ein Spiegelbild des Turnbetriebes auf der Berliner Hasenheide war und zum Bestseller wurde. Er hielt Vorträge zum "deutschen Volkstum" und beteiligte sich an den Vorbereitungen zum Wartburgfest 1817

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Die Karlsbader Beschlüsse brachten Turner und Burschenschaftler in den Verdacht der Staatsfeindlichkeit. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. verbot 1819 das öffentliche Turnen in Preußen und schloss die Turnanlage in der Berliner Hasenheide. 1825 wurde Jahn, der weiterhin für einen deutschen Nationalstaat warb, wegen staatsfeindlicher Äußerungen verhaftet und in der Festung Kolberg inhaftiert. Jahn wurde zu zwei Jahren Haft wegen „frecher Äußerungen gegen Staat und Verfassung" verurteilt. In der Berufungsverhandlung konnte er einen Freispruch erwirken, erhielt aber ein Aufenthaltsverbot für Berlin und andere Universitäts- und Gymnasialstädte.

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Der Dichter E.T.A. Hoffmann , der nach 1814 als Richter am Kammergericht Berlin angestellt war, hatte mit über den Fall Jahn zu entscheiden gehabt und sich für ihn eingesetzt. Jahn ging nach Freyburg/Unstrut und stand fortan unter polizeilicher Aufsicht. Das Turn- und Burschenschaftswesen existierte im Geheimen weiter. Jahn nahm Kontakt zu Merseburger Gymnasiasten auf, weswegen er 1828 zeitweilig ins thüringische Kölleda verwiesen wurde.
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Mit der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV.
 1840 wurde Jahn amnestiert und rehabilitiert. Er erhielt auch das ihm aberkannte und vorenthaltene Eiserne Kreuz aus den Befreiungskriegen. 1842 hob Friedrich Wilhelm IV. den Erlass seines Vaters auf und beendete damit offiziell die Turnsperre; Turnen wurde in Preußen zugelassen und sogar Schulfach. 1848 wurde Jahn im Merseburger Wahlkreis zum Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Jahn starb im Alter von 74 Jahren.

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In seinem Turnlehrbuch hatte Jahn 1816 als sittlich-moralischen Maxime der Turner den Wahlspruch festgelegt: "Frisch, frei, fröhlich und fromm – das ist des Turners Reichtum." 1843 erklärte er der Turngemeinde die Bedeutung dieses Wahlspruches, den er am Giebel seines Wohnhauses in Freyburg, dem heutigen Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum, anbringen ließ:
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Frisch nach dem Rechten und Erreichbaren streben, das Gute thun, das Bessere bedenken, und das Beste wählen;

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frei sich halten von der Leidenschaft Drang, von des Vorurtheils Druck, und des Daseins Ängsten;

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fröhlich die Gaben des Lebens genießen, nicht in Trauer vergehn über das Unvermeidliche, nicht in Schmerz erstarren, wenn die Schuldigkeit gethan ist, und den höchsten Muth fassen, sich über das Mißlingen der besten Sache zu erheben;

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fromm die Pflichten erfüllen, leutseelig und volklich, und zuletzt die letzte, den Heimgang. Dafür werden sie gesegnet sein, mit Gesundheit des Leibes und der Seele, mit Zufriedenheit so alle Reichthümer aufwiegt, mit erquickendem Schlummer nach des Tages Last, und bei des Lebens Müde durch sanftes Entschlafen.“ 

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Zitate

Frisch, fromm, fröhlich, frei!

Des deutschen Knaben und deutschen Jünglings höchste und heiligste Pflicht ist, ein deutscher Mann zu werden und geworden zu bleiben, um für Volk und Vaterland kräftig zu wirken, unseren Urahnen, den Weltrettern gleich.

Es gibt kein Stillmittel gegen die Anforderungen des Herzens als Tätigkeit.

Ist dem Staat an Männern gelegen, so muß er die Jugend nicht verwahrlosen lassen.

Ein kernfester Leib ist notwendig zum Ringen mit dem kernfaulen Zeitalter.


Wo dieselben Menschen tagtäglich nur einerlei sehen, hören und treiben, nur mit ihrer nächsten Nachbarschaft verkehren, muß Beschränktheit die notwendige Folge sein.

Wo das Wort nicht mehr gilt und der Eid nicht mehr geachtet wird, hört die Ehre auf und Redlichkeit; die menschliche Gesellschaft zerrottet sich in Banden, und das Menschenleben ist ein ewiges Spitzbübern.

Immer geht vom Hauswesen jede wahre und beständige und echte Volksgröße aus; im Familienglück lebt die Vaterlandsliebe, und der Hochaltar unseres Volkstums steht im Tempel der Häuslichkeit; für sie kann jeder leben - er sei reich oder arm, vornehm oder gering, einfältig oder gelehrt, Mann oder Weib.

In der ganzen Lebensgeschichte eines Volkes ist sein heiligster Augenblick, wo es aus seiner Ohnmacht erwacht… Ein Volk, das mit Lust und Liebe die Ewigkeit seines Volkstums auffaßt, kann zu allen Zeiten sein Wiedergeburtsfest und seine Auferstehung feiern.

Ein Fremdwort bleibt immer ein Blendling ohne Überzeugungskraft: es müßte denn sein Wesen verwandeln und selber als Urwort gelten können.

Ein Volk lebt, webt, steht und vergeht mit seiner Sprache.

Ein Volk, das ein wahres, volkstümliches Bücherwesen besitzt, ist Herr von einem unermeßlichen Schatze.

Ein Volk, das seine eigene Sprache verlernt, gibt sein Stimmrecht in der Menschheit auf und ist zur stummen Rolle auf der Völkerbühne verwiesen.

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