Dienstag, 26. August 2014

Johann Philipp Palm 

* 18. Dezember 1766 in Schorndorf
† 26. August 1806 in Braunau am Inn  

Deutscher Buchhändler in Nürnberg. Veröffentlichte die Schrift 'Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung' und wurde deshalb hingerichtet.

 

Als Sohn eines Chirurgen und  Steuereinnehmers wuchs Palm in Schorndorf auf und lernte danach bei seinem Onkel Johann Jakob Palm in Erlangen den Buchhandel. Nach seiner Lehre wurde er Gehilfe in der Buchhandlung Stein in Nürnberg, heiratete am 27. Februar 1796 in der St.-Sebald-Kirche in Nürnberg die Tochter des Hauses und kam so in den Besitz der Steinschen Buchhandlung (gegründet um 1600). Das Ehepaar Palm hatte drei Kinder.

Nachdem französische Truppen im März 1806 Nürnberg besetzt hatten, erschien im Juli im Verlag von Palms Buchhandlung ein 144 Seiten umfassendes Schriftstück mit dem Titel 'Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung', in dem zum Widerstand gegen die Franzosen und deren bayerische Verbündeten aufgerufen wurde. In Augsburg geriet diese Schrift in die Hände französischer Offiziere, die das Ganze anzeigten. Am 28. Juli und 4. August fanden im Hause Palms in Nürnberg Hausdurchsuchungen statt. Palm war jedoch auf Geschäftsreise und begab sich zunächst zu seinem Onkel in das noch preußische und damit sichere Erlangen. Trotz Warnungen kehrte er heimlich nach Nürnberg zurück, wo er von einem Bettler, dem er kurz zuvor ein paar Taler Almosen gezahlt hatte, denunziert wurde.

Am 14. August wurde er zusammen mit seinem Anwalt Rudolf Sigmund von Holzschuher zum französischen Oberkommandierenden General Jean-Baptiste Bernadotte
nach Ansbach gebracht. Dieser überstellte ihn am 22. August in die Festung von Braunau am Inn. Hier erklärte man ihm, dass seine Verhaftung aufgrund eines Dekrets Napoleons vom 5. August erfolgt sei, und verurteilte ihn am 25. August trotz seiner Unschuldsbeteuerungen zum Tode. Bei der Erschießung am folgenden Tage wurde Palm zweimal durch Schüsse nur verwundet, so dass er erst im dritten Versuch durch einen Pistolenschuss getötet wurde.

Ob sich der bayerische König Max I. Joseph
für eine Begnadigung Palms einsetzte, wie oft kolportiert wird, ist bis heute umstritten. Dafür sprechen könnte, dass einer von Palms Mitangeklagten aufgrund der Fürsprache des Königs begnadigt wurde. Palm verheimlichte bis zum Schluss die eigentlichen Autoren des Pamphlets. In der Literatur werden sowohl der Graf Julius von Soden als auch der Kammerassessor Julius Konrad von Yelin aus Ansbach (Geschäftsführer der 1803 in Passau eröffneten Filiale der Palmschen Buchhandlung) und Justizrat Johann Georg Leuchs genannt. Sein Tod erregte in Deutschland großes Aufsehen als Beispiel für die despotische Herrschaft Napoleons.

 

Das Gerichtsurteil gegen Palm wurde in Tausenden von Exemplaren verbreitet. Es löste als Willkürakt und Justizmord in weiten Kreisen Entsetzen und Erbitterung aus. Ein Sturm der Empörung ging durch Deutschland. Durch die rechtswidrige Verurteilung und Hinrichtung Palms wurde er zum Sinnbild deutscher Standhaftigkeit, zur Symbolfigur der Befreiungskriege und zu einer der bekanntesten Märtyrerfiguren im Kampf gegen den französischen Usurpator. Er wurde nicht nur als Nationalheld verehrt, sondern gilt auch als Vorkämpfer für die Pressefreiheit.
ABCD

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