Donnerstag, 28. August 2014

Uraufführung der Oper Lohengrin

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des Komponisten Richard Wagner
am 28. August 1850 durch Franz Liszt

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in Weimar im Großherzoglichen Hoftheater anlässlich der Weimarer Goethe-Feier.

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Lohengrin ist eine romantische Oper in drei Akten. Sie spielt vor einem historischen Hintergrund (Brabant in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts). Die literarische Figur des Loherangrin taucht im letzten Kapitel des mittelalterlichen Versepos 'Parzival' Wolframs von Eschenbach als Seitenfigur auf. Der Gralsritter Loherangrin, Sohn des Gralskönigs Parzival, wird auf einem Schwan der Herzogin von Brabant als Helfer und Beschützer gesandt. Als Bedingung für seine Hilfe darf sie ihn niemals nach seinem Namen fragen. Als sie sein Verbot bricht, muss er sie verlassen.
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Wagner griff diese Figur auf und baute das Frageverbot zum Kern einer Geschichte aus, die das Verhältnis zwischen göttlicher Sphäre und irdischem Jammertal und zwischen frühmittelalterlichem Christentum und germanischer Götterwelt darstellt. Mit Lohengrin schuf Wagner die neue Opernform des durchkomponierten Musikdramas. Die Komposition ist nicht in einzelne Nummern aufgeteilt, sondern wird ohne Unterbrechung aktweise durchgespielt. Wagner setzte sich damit von der herkömmlichen Struktur der Nummernoper mit Arien, Rezitativen und Chorpartien ab. Trotzdem sind auch in Lohengrin noch große arien- oder ensembleartige Fragmente erhalten, so zum Beispiel Elsas Traumerzählung und Lohengrins Gralserzählung, die immer noch an die Form der klassischen Soloarie erinnern.
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Die erste Idee zur Oper kam Wagner 1842 in Paris: Durch eine Abhandlung über den Sängerkrieg auf der Wartburg wurde er auch auf das Lohengrin-Epos und die damit verbundene Parzival-Dichtung Wolframs von Eschenbach aufmerksam. Einzelne Züge des Werks entnahm Wagner auch anderen Quellen. So ist der Konflikt zwischen Elsa und Ortrud vor dem Münster dem Streit der beiden Königinnen im Nibelungenlied
nachgebildet und das Frageverbot der griechischen Mythologie entliehen. 

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Im Sommer 1845, während eines Kuraufenthalts in Marienbad, schrieb Wagner den Entwurf zur Oper nieder und begann sofort mit der Ausarbeitung des Textbuchs. Im Mai 1846 ging er an die musikalische Arbeit, die Kompositionsskizze war bereits Ende Juli beendet, die vollständige Partitur des Werks wurde am 28. April 1848 abgeschlossen. Um Ruhe für die Komposition zu haben, zog sich Wagner, der damals noch Hofkapellmeister in Dresden war, zwischenzeitlich für einige Wochen in das Schäfer’sche Gut , ein typisch sächsisches Großbauernhaus dieser Zeit, in Graupa nahe der Stadt Pirna zurück. Während unbeschwerter Wanderungen in der Natur, u.a. ins nahe Liebethal, fand er Ruhe und Ablenkung von seinen materiellen Sorgen. 

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In Graupa hat man das Schäfer’sche Gut zu einem Richard-Wagner-Museum umgebaut und im nahen Liebethaler Grund das größte Wagner-Denkmal errichtet.

 

Zunächst wurde die Uraufführung der Oper Lohengrin an der Dresdner Hofoper ins Auge gefasst, doch Wagner hatte sich unterdessen so deutlich zur Revolution von 1848 bekannt, dass daran nicht mehr zu denken war. Als Franz Liszt 1850 die Uraufführung in Weimar wagte, war Wagner bereits ein steckbrieflich gesuchter Barrikadenkämpfer, der in der Schweiz politisches Asyl genoss. Die Inszenierung richtete sich, soweit es die Mittel des Weimarer Theaters erlaubten, nach den Vorgaben Wagners.

Der Umwandlung der "romantischen Oper" in ein Ideendrama entspricht musikalisch die Überwindung der Nummernoper. Szenen und Akte werden durch weitgehende Gemeinsamkeit des thematischen und motivischen Materials zur Einheit gefügt, auch werden den Personen und ihren "Sphären" bestimmte Tonarten und "Leitklänge" zugeordnet: Lohengrin und die Gralswelt haben als Haupttonart das leuchtende A-Dur, Ortrud und Telramund werden sinnfällig durch die parallele Molltonart, fis-Moll, charakterisiert, der gewissermaßen "neutrale" König Heinrich erhält vorzeichenloses C-Dur; entsprechend dominieren bei Lohengrin helle Klangfarben, insbesondere - ein damals viel bewunderter Effekt - der ätherische Klang der mehrfach geteilten Violinen, während Ortrud und Telramund durch den verhangenen Klang tiefer Streicher und Holzbläser, der König hingegen durch strahlendes Blech bezeichnet werden. Dennoch ist auch hier das Musikdrama noch nicht Wirklichkeit geworden, finden sich noch konventionelle Versatzstücke, wie der populäre Brautchor des dritten Akts; auch ist die Leitmotivtechnik noch nicht voll entwickelt. Neuartig und bedeutsam ist der "sinfonische" Orchestersatz, in dem erstmals eine Fülle von Nebenstimmen mit eigenständiger Melodik auftreten - Voraussetzung für die voll entwickelte Leitmotivtechnik.

Die Weimarer Uraufführung wurde weitgehend verständnislos aufgenommen,, seine Gestaltung entfernte sich allzu weit vom Gewohnten. In den folgenden zehn Jahren jedoch führten nicht weniger als 21 Theater den "Lohengrin" auf. 1861 sah der 15-jährige bayrische Kronprinz Ludwig das Werk zum ersten Mal - ein folgenreiches Erlebnis, denn es veranlasste Ludwig, unmittelbar nach seiner Thronbesteigung 1864 Wagner an den Münchner Hof zu binden. 1867 befahl der König eine Neuinszenierung der Oper, über die es zum Streit mit Wagner kam: Dieser wollte nämlich schlichtes ("frühmittelalterliches") Dekor, während Ludwig auf prachtvoller, an Formen des Hochmittelalters orientierter Ausstattung im "Neuschwanstein"-Stil bestand. Der König setzte sich durch, und in der Folge wurde "Lohengrin" meist als aufwendig dekoriertes Märchenspiel in Szene gesetzt.
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Weitere Infos:     

Die Gralserzählung ist ein zentraler Bestandteil der Oper Lohengrin. Nachdem Lohengrin ursprünglich allen und insbesondere der von ihm geretteten und geehelichten Elsa von Brabant verboten hatte, ihn nach Namen und Herkunft zu fragen („Nie sollst du mich befragen, noch Wissens Sorge tragen, woher ich kam der Fahrt, noch wie mein Nam' und Art!“) hatte Elsa sich gleichwohl zu dieser Frage hinreißen lassen. Lohengrin beantwortet sie ihr feierlich vor dem König mit der „Gralserzählung“, in der er seine Identität als Sohn des Gralskönigs Parzival offenbart:

In fernem Land, unnahbar euren Schritten,
liegt eine Burg, die Monsalvat genannt;,
ein lichter Tempel stehet dort inmitten,
so kostbar als auf Erden nichts bekannt;
drin ein Gefäß von wundertät'gem Segen,
wird dort als höchstes Heiligtum bewacht.
Es ward, daß sein der Menschen reinste pflegen,
herab von einer Engelschar gebracht.
Alljährlich naht vom Himmel eine Taube,
um neu zu stärken seine Wunderkraft:
es heißt der Gral, und selig reinster Glaube
erteilt durch ihn sich seiner Ritterschaft.
Wer nun dem Gral zu dienen ist erkoren,
den rüstet er mit überirdischer Macht;
an dem ist jedes Bösen Trug verloren,
wenn ihn er sieht, weicht dem des Todes Nacht;
selbst wer von ihm in ferne Land entsendet,
zum Streiter für der Tugend Recht ernannt,
dem wird nicht seine heil'ge Kraft entwendet,
bleibt als sein Ritter dort er unerkannt;
so hehrer Art doch ist des Grales Segen,
enthüllt muß er des Laien Auge fliehn;
des Ritters drum sollt Zweifel ihr nicht hegen,
erkennt ihr ihn - dann muß er von euch ziehn.
Nun hört, wie ich verbot'ner Frage lohne!
vom Gral ward ich zu euch daher gesandt:
Mein Vater Parzival trägt seine Krone,
sein Ritter ich - bin Lohengrin genannt.

So weit ist die Gralserzählung regelmäßiger Bestandteil der Lohengrin-Aufführungen. Die ursprüngliche Partitur enthält jedoch eine "2. Strophe" mit 56 durchkomponierten Takten. Dieser weitere Text lautet:

Nun höret noch, wie ich zu euch gekommen! 
Ein klagend Tönen trug die Luft daher, 
daraus im Tempel wir sogleich vernommen, 
daß fern wo eine Magd in Drangsal wär'; 
- als wir den Gral zu fragen nun beschickten, 
wohin ein Streiter zu entsenden sei, 
- da auf der Flut wir einen Schwan erblickten, 
zu uns zog einen Nachen er herbei: 
- mein Vater, der erkannt des Schwanes Wesen, 
nahm ihn in Dienste nach des Grales Spruch, 
denn wer ein Jahr nur seinem Dienst erlesen, 
dem weicht von dann ab jedes Zaubers Fluch. 
Zunächst nun sollt' er mich dahin geleiten, 
woher zu uns der Hilfe Rufen kam, 
denn durch den Gral war ich erwählt zu streiten, 
darum ich mutig von ihm Abschied nahm. 
Durch Flüsse und durch wilde Meereswogen 
hat mich der treue Schwan dem Ziel genaht, 
bis er zu euch daher an's Ufer mich gezogen, 
wo ihr in Gott mich alle landen saht.

Vor der Uraufführung, die Wagner wegen seiner Beteiligung an der März-Revolution von 1848 nicht selbst organisieren konnte, schrieb er einen Brief an Franz Liszt, der die Aufführung in Weimar einstudierte, und bat, diese Passage nicht aufzuführen, weil sie nach dem ersten Teil der Gralserzählung eine erkältende Wirkung auf das Publikum haben könnte. Später setzte sich allgemein die Auffassung durch, Wagner habe die Gralserzählung mit Rücksicht auf die Tenor-Partie des Lohengrin gekürzt, weil die stimmliche Belastung für den Sänger nicht zumutbar sei. Derartige Rücksichtnahmen auf die Sänger finden sich jedoch sonst im Wagner'schen Werk eher selten.

Tatsächlich hat die Werkkürzung bis heute mit wenigen Ausnahmen Bestand. Erst 1936, nach einer Abstinenz von 27 Jahren, kam Lohengrin bei den Bayreuther Festspielen wieder mit der verlängerten Gralserzählung heraus, und diesmal ganz groß: Als Beitrag zum Olympia-Jahr und zur 1000-Jahr-Feier des Deutschen Reiches (Todestag von König Heinrich I. am 2. Juli 936 ). Winifred Wagner wollte dem Führer ein besonderes Geschenk machen und bot eine Spitzenbesetzung auf: Heinz Tietjen als Regisseur, Wilhelm Furtwängler am Pult und Franz Völker als Lohengrin. Der Mitschnitt vom 19. Juli 1936 dokumentiert eine musikalische Sternstunde. Franz Völker sang die verlängerte Gralserzählung. Diese Lohengrin-Aufführung gilt seitdem als vorbildlich und gehört zu den erfüllten Momenten des Wagner-Gesangs.


Ob Ost, ob West, das gelte allen gleich.
Was deutsches Land ist, stelle Kampfesscharen.
Dann schmäht wohl niemand mehr das deutsche Reich.
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