Montag, 15. September 2014

Ernst Ludwig Heim 

* 22. Juli 1747 in Solz bei Rippershausen/Thüringen
† 15. September 1834 in Berlin

Berliner Arzt und Ehrenbürger, genannt »der alte Heim«, Armenarzt, einer der beliebtesten Ärzte Berlins, führte die erste Pockenschutzimpfung durch.

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Heim wurde als Sohn eines Pfarrers geboren. Den ersten Unterricht erhielt er im elterlichen Hause, vorzugsweise von dem Vater selbst, erst im Jahre 1764 kam er zur Vollendung seiner wissenschaftlichen Vorbildung auf das Lyceum zu Meiningen, das er in zwei Jahren absolvierte, so dass er bereits 1766 die Universität in Halle beziehen konnte, um sich dem Studium der Medizin zu widmen. 1772 promovierte er  zum Doktor der Medizin. Ab 1775 lebte er in Spandau bei Berlin, wurde 1776 zum Stadtphysikus und später zum Kreisphysikus des Havellandes ernannt. 

1783 zog er nach Berlin an den Gendarmenmarkt und eröffnete eine Praxis in der Markgrafenstraße. Er erwarb sich dort große Anerkennung und Popularität. Jährlich behandelte er drei- bis viertausend Patienten, wobei er als Armenarzt viele der armen Patienten kostenlos behandelte und nicht selten auch die Arzneikosten übernahm. Bei der Behandlung der Patienten machte Heim keine Unterschiede, fiel aber durch witzige oder zuweilen auch grobe Bemerkungen auf, die als Beispiele für seine Beliebtheit beim einfachen Volk gelten. Dadurch wurde Heim zu seiner Zeit als „Original“ angesehen, wofür folgende Beispiele genannt seien: Zum Kurfürsten von Hessen bemerkte er beiläufig „Durchlaucht sind genau so steifpetrig, wie ich mir einen richtigen Kurfürsten immer vorgestellt habe“ oder zu einem Leutnant „Husten kommt entweder aus der Lunge oder er kommt vom Saufen. Aus der Lunge kommt Ihr Husten aber nicht.“

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Die Gunst des Publikums errang er durch seine Liebenswürdigkeit, Uneigennützigkeit, unermüdliche Tätigkeit und durch die glücklichen Kuren, welche er ausführte. So gewann er bald in allen, hohen und niederen, Kreisen der Gesellschaft eine ärztliche Praxis, welche schließlich einen enormen Umfang erreichte. Unverdrossen und unermüdet, mit einer seltenen Pflichttreue und ohne jede Rücksicht auf den pekuniären Gewinn, der ihm daraus erwuchs, widmete er den Tausenden Kranken, welche bei ihm alljährlich Hülfe suchten, seine ganze Zeit. Er gönnte sich nur wenige Stunden zur Erholung und zum Schlafe, den er, um Allen zu genügen, bis auf fünf Stunden täglich abzukürzen genötigt war. 

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Dank der regelmäßigen Lebensweise, die ihn bis ins hohe Alter ungeschwächt erhalten hatte, konnte er bis 1829, also bis zu seinem 84. Lebensjahre, voll praktizieren. Erst 1832 gab er seine Praxis ganz auf. Von da an führte er ein stilles Leben, das manche Beschwerden des hohen Alters, namentlich Abnahme des Sehvermögens und des Gedächtnisses, nicht zu trüben vermochten. Ungeschwächt bewahrte er sein Interesse für wissenschaftliche Dinge, besonders für die Mooskunde, die ihn seit seiner frühesten Jugend lebhaft beschäftigt hatte, während er die Abendstunden mit der Besprechung wissenschaftlicher Schriften, die er sich von jungen Kollegen vorlesen ließ, ausfüllte. Bald nach der Feier seines 88. Geburtstages befiel ihn eine nicht zu beseitigende Diarrhöe, die Esslust verlor sich, schnell trat allgemeiner Verfall ein, und so starb er am 15. September 1834 sanft und ohne Schmerz
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Heim führte als erster Arzt die Pockenschutzimpfung ein. Seit einem Arztbesuch bei den Humboldts
in Tegel unterrichtete er den achtjährigen Alexander von Humboldt in der Pflanzenkunde. Er war der letzte behandelnde Arzt der preußischen Königin Luise . Den Grundzug seines Charakters bildete absolute Wahrheit und Lauterkeit der Gesinnung, verbunden mit einer Einfachheit und Bescheidenheit. Seine Humanität, besonders gegen Arme, und seine Uneigennützigkeit kannte keine Grenzen. Mit gleicher Gewissenhaftigkeit wirkte er in den Palästen der Fürsten wie in den Hütten des Elends, und gerade in der Anerkennung und dem Dankgefühl, das ihm hier wurde, fand er den höchsten Lohn seiner rastlosen Tätigkeit. Sein tief religiöser Sinn, der sich nicht auf den Kirchenbänken breit machte, sondern der in ihm lebte, machte ihn duldsam gegen andere, versöhnlich gegen seine Gegner, mild in seinem Urteile über die Fehler der Menschen, und verschaffte ihm den Halt und den inneren Frieden, der ihn auch Missgeschick und Unglück, von dem er nicht verschont bliebt, mit Fassung und Ruhe tragen lehrte.
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Zitate


Der Arzt hat in den Augen des Kranken ein dreifaches Gesicht: Das eines Engels, wenn er ans Krankenbett tritt, das eines Gottes, wenn er geholfen hat, und das eines Teufels, wenn er die Rechnung schickt.

Wenn eine Krankheit bei vornehmen Leuten einkehrt, so wird sie mit solchen pomphaften Zeremonien empfangen, dass sie gar nicht wieder fortgehen mag.

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