Freitag, 26. September 2014

Iwan Petrowitsch Pawlow

* 26. September 1849 in Rjasan
† 27. Februar 1936 in Leningrad


Russischer Mediziner und Verhaltensforscher.

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Pawlow verbrachte seine Kindheit, Schulzeit und die Ausbildungszeit bis zum Universitätsstudium in Rjasan, der südöstlich von Moskau am Wolga-Nebenfluss Oka gelegenen Hauptstadt des damaligen Gouvernements. Sein Vater wirkte an einer der mehr als zwanzig russisch-orthodoxen Kirchen der Stadt. Von 1860 bis 1864 besuchte er die geistliche Lehranstalt, in den darauffolgenden fünf Jahren das geistliche Seminar. Bald wandte sich sein Interessen der Naturwissenschaft zu. Schon als 17-Jähriger hatte Pawlow Iwan Michailowitsch Setschenows , seit 1860 a. o. Professor an der Medizinisch-Chirurgischen Akademie in Petersburg, Schrift 'Die Reflexe des Gehirns' gelesen, eine Anregung zu seinen späteren Untersuchungen der höheren Nerventätigkeit der Tiere.

1870 zog Pawlow nach Petersburg, um dort zu studieren. Zuerst hatte er sich an der juristischen Fakultät eingetragen, sattelte dann aber schnell auf die physikalisch-mathematische Fakultät um. Nach einem Studienjahr legte Pawlow bei Mendelejew
, der 1869 das periodische System entdeckt hatte, sein erstes Examen ab. Der erste wissenschaftliche Vortrag Pawlows fand 1874 vor der Petersburger Gesellschaft der Naturforscher statt, wo er über seine Forschungsergebnisse berichtete.

Im Herbst 1875 ließ sich der 26-Jährige in den Lehrgang der Medizinisch-Chirurgischen Akademie eintragen, nicht um Arzt zu werden, sondern um sich für einen Lehrstuhl der Physiologie zu qualifizieren. Sein neuer Lehrer war C. Ustimowitsch
, dessen Laboratorium eines der ersten in Russland war, das sich der experimentellen Physiologie widmete. Pawlows Arbeit hier befasste sich mit dem Nachweis des Akkomodationsmechanismus der Blutgefäße. Während der Ferien 1877 war Pawlow zum ersten Male bei Rudolf Heidenhain in Breslau, um dessen Arbeitsweise zur Erforschung der Verdauung kennen zu lernen.

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Im Jahr 1883 promovierte Pawlow. Nachdem er zum Professor ernannt worden war, arbeitete er zwei Jahre lang an der Universität in Leipzig, bevor er endlich, kurz vor seinem 40. Lebensjahr, eine Festanstellung an der militärischen Medizinakademie in St. Petersburg erhielt. Dort wirkte er als Professor für Physiologie – diesen Lehrstuhl hatte er 30 Jahre lang inne – und leitete das Institut für Experimentelle Medizin 40 Jahre lang.

Pawlow beschäftigte sich intensiv mit der Arbeit der Verdauungsdrüsen und zeigte, dass die allgemeinen Grundlagen der Nerventätigkeiten bei höher entwickelten Tieren und Menschen dieselben sind. Im Jahr 1903 stellte er seine Ergebnisse auf einem Medizinerkongress in Madrid erstmals der Weltöffentlichkeit vor. Ein Jahr später erhielt er für seine Arbeiten den Nobelpreis für Physiologie und Medizin.

Die Umstände der täglichen Laborarbeit in St. Petersburg waren karg; insbesondere nach den Wirren der Oktoberrevolution 1917. Pawlow forschte im Licht hölzerner Fackeln, wenn die Energieversorgung wieder einmal ausgefallen war. Konnte er sein Labor nicht heizen, arbeitete er sogar mit Mantel und Mütze. Manchmal war es dort so kalt, dass seine Versuchstiere erfroren. In 25 Jahren bis zu seinem 72. Lebensjahr veröffentlichte Pawlow 40 Bücher und Vorlesungen über Psychologie, Psychiatrie und Physiologie. 

Am bekanntesten ist der sogenannte 'Pawlowsche Hund'
: ein Forschungsprojekt, welches unmittelbar aus seinen mit dem Nobelpreis gewürdigten physiologischen Studien hervorging. Mit seinen Hunde­Experimenten legte Pawlow den Grundstein des 'Behaviorismus'. Es handelte sich dabei um Versuche, mit denen er verstehen wollte, wie Lebewesen lernen. Dabei steckte er einen Hund in einen Versuchsapparat, sodass das Tier nicht abgelenkt werden konnte. Dann wurde dieser verschiedenen Reizen ausgesetzt und Pawlow beobachtete dessen Speichelfluss als Indikator für eine Reaktion. Zunächst ertönte nur eine Glocke; logischerweise ohne, dass beim Hund Speichel floss. Dann folgten mehrere Durchgänge, bei denen erst die Glocke erklang und dem Tier anschließend Futter gezeigt wurde. Der Hund reagierte darauf, wie zu erwarten, mit verstärktem Speichelfluss. In Phase drei des Experimentes erklang schließlich nur die Glocke, ohne dass das Futter gezeigt wurde. Trotzdem produzierte der Hund verstärkt Speichel. Der Nachweis dieses »konditionierten Reflexes« war der entscheidende experimentelle Durchbruch, mit dem der Pawlow zeigte, wie neue Reflexe durch Verbindung mit angeborenen gelernt werden können.

 

Pawlows zeigte, welche vielfältigen Möglichkeiten das zentrale Nervensystem bei der Herstellung eines Gleichgewichts von äußerem Milieu und Organismus besitzt. Er fand auch heraus, wo die Grenzen dafür liegen. Er entdeckte, wie Störungen im Nervensystem entstehen und konnte so bei Hunden experimentell Neurosen erzeugen und wieder heilen. 

Erst im Alter von 80 Jahren trat Pawlow, damals bereits hoch dekoriert, etwas kürzer. Er starb als einer der berühmtesten Forscher seiner Zeit im Alter von 87 Jahren. 

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